© Les Films du Losange (Benoît Magimel in "Pacifiction")

Pacifiction (arte)

Meditativ-surreal mäanderndes Filmepos von Albert Serra - am 21.11., 00.00-02.40 bei arte (ERSTAUSSTRAHLUNG)

Veröffentlicht am
07. November 2024
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De Roller (Benoît Magimel) wirkt wie ein reicher Europäer, der es sich mit einem fetten Bankkonto und viel freier Zeit in einem tropischen Paradies bequem gemacht hat; tatsächlich aber ist er der Hochkommissar der französischen Republik auf Tahiti und damit einer der letzten übriggebliebenen offiziellen Repräsentanten der kolonialen Apparate Westeuropas. Auf Tahiti, Teil von Französisch-Polynesien, einem französischen Überseegebiet inmitten des Pazifiks, stellt er also sozusagen die Staatsmacht da, entfaltet dabei aber wenig Ambitionen. Nur selten sieht man ihn in offizieller Funktion agieren. Weitaus öfter folgt man ihm zu informellen Treffen, in Privathäusern, auf Veranden, in Restaurants, besonders oft in einem Nachtclub, in dem ihm alle Türen offen zu stehen scheinen. Er kennt offensichtlich jede und jeden. Dann wühlen Gerüchte über einen bevorstehenden Atomwaffentest der Franzosen das tropische Inselleben auf.

Ein stringentes Kolonialdrama oder gar einen Politthriller darf man sich von diesem Film nicht erwarten – Regie führt schließlich der eigenwillige spanische Regisseur Albert Serra. Bei ihm wird aus dem Stoff ein meditativ-surreales, bildstarkes Filmepos, das ein mäanderndes, filmisch faszinierendes Verwirrspiel über sich ständig verändernde Oberflächen entfaltet, unter denen sich tieferliegende Bedrohungen verbergen. - Sehenswert ab 16.

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