© imago/United Archives (Gaspard Manesse, Raphale Fejtö in "Auf Wiedersehen, Kinder")

Auf Wiedersehen, Kinder

Kinematografisches Meisterwerk nach autobiografischen Erlebnissen von Louis Malle - bis 16.12. in der arte-Mediathek

Veröffentlicht am
15. Dezember 2024
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In dem von der Wehrmacht besetzten Teil Frankreichs kehrt der zwölfjährige Julien (Gaspard Manesse) im Januar 1944 in das von Mönchen geführte Internat bei Fointainbleau zurück. Seine Aufmerksamkeit wird von dem neuen Mitschüler Bonnet (Raphael Fejtö) geweckt, der still und zurückhaltend ist und ein Geheimnis zu wahren scheint. Als die Freundschaft zwischen Julien und dem auch musikalisch begabten Junge stärker wird, weiht Bonnet ihn ein, dass er Jude ist und eigentlich Kippelstein heißt. Ihr Bann zerreißt jedoch jäh, als die Gestapo ins Internat eindringt und nach jüdischen Mitschülern sucht. Bonnet und der Schulleiter Jean (Philippe Monrier-Genoud) werden verhaftet und deportiert.

Der französische Regisseur Louis Malle greift in „Auf Wiedersehen, Kinder“ auf ein autobiografisches Erlebnis zurück, das in zutiefst geprägt hat. Er hatte lange zögert, bis er bereit war, diese Geschichte über seine Kindheit und die Ungeheuerlichkeit von Rassismus und brutaler Menschenverachtung auf die Leinwand zu bringen.

Das Resultat ist eine kinematografische Meisterleistung. Ein ganz und gar stiller Film, unspektakulär, diskret, zärtlich und voller Liebe zu den Kindern. Aus der Stille der Geschichte heraus wirkt die Anklage gegen Ungerechtigkeit umso intensiver. Malle gestaltet diese prägenden Erinnerungen als einen Reifungsprozess in schwieriger Zeit, in dem sich Emotionen und Authentizität eindrucksvoll die Waage halten. Eine aufwühlende Schilderung menschlichen Verhaltens im Spannungsfeld von Rassismus, Verrat, Schuld und Solidarität; der Glücksfall eines unaufdringlichen Films über Rang und Zauber der Kindheit, aber auch der Deformationen des Menschlichen durch Erwachsene, denen die Erinnerung an die eigene Kindheit abhandengekommen ist. - Sehenswert ab 12.

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