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Rote Mohnblumen an den Wänden

Klassiker aus Albanien um Jungs in einem Kinderheim zur Zeit der faschistischen Besatzung - bis 1.10. in der arte-Mediathek

Veröffentlicht am
13. Juli 2024
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Albanien zur Zeit der Besatzung durchs faschistische Italien in den 1940ern: In einem Waisenhaus in Tirana versucht der Direktor, den Kindern die Ideologie Mussolinis und die Treue zum Regime einzubläuen. Da kommt es schon vor, dass die Jungs zu nachtschlafender Zeit aus den Betten gejagt werden, um unter Aufsicht eines Trupps Soldaten die antifaschistischen Botschaften von den Hauswänden zu schrubben, die Leute vom Widerstand dort zurückgelassen haben, um die Bevölkerung gegen die Besatzer zu mobilisieren. Der Drill und die Indoktrination, denen die Waisenjungen unterworfen sind, zeigen aber nicht unbedingt die gewünschte Wirkung: Nicht nur im Lehrerkollegium gibt es Andersdenkende, auch einige der Jungs sympathisieren mit den kommunistischen Partisanen, die sich den Besatzern widersetzen. Sie schmieden Pläne, sich gegen die Unterdrückung zu wehren.

„Rote Mohnblumen an den Wänden“ ist ein Klassiker des albanischen Kinos, entstanden 1976 und geschrieben und inszeniert vom 1936 geborenen Filmemacher Dhimiter Anagnosti, der in den 1990ern auch als (Kultur-)Politiker tätig war. Der Film entfaltet sich als feinfühliges, in bestechend schönen Schwarz-weiß-Bildern auch immer wieder poetisches Drama, das im Mikrokosmos eines Waisenhauses gesamtgesellschaftliche Unterdrückungsmechanismen spiegelt und als Coming-of-Age-Geschichte von der politischen Bewusstwerdung seiner jungen Protagonisten und dem Mut zum Widerstand erzählt. Wobei freilich der kritische Blick, der hier auf die Repressionsmechanismen der Faschisten geworfen wird, ausblendet, dass zur Zeit, als der Film entstand, auch längst der kommunistische Widerstand in eine Einparteiendiktatur gemündet war. (O.m.d.U.) - Ab 12.

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