Albanien zur Zeit der Besatzung durchs faschistische Italien in den 1940ern: In einem Waisenhaus in Tirana versucht der Direktor, den Kindern die Ideologie Mussolinis und die Treue zum Regime einzubläuen. Da kommt es schon vor, dass die Jungs zu nachtschlafender Zeit aus den Betten gejagt werden, um unter Aufsicht eines Trupps Soldaten die antifaschistischen Botschaften von den Hauswänden zu schrubben, die Leute vom Widerstand dort zurückgelassen haben, um die Bevölkerung gegen die Besatzer zu mobilisieren. Der Drill und die Indoktrination, denen die Waisenjungen unterworfen sind, zeigen aber nicht unbedingt die gewünschte Wirkung: Nicht nur im Lehrerkollegium gibt es Andersdenkende, auch einige der Jungs sympathisieren mit den kommunistischen Partisanen, die sich den Besatzern widersetzen. Sie schmieden Pläne, sich gegen die Unterdrückung zu wehren.
„Rote
Mohnblumen an den Wänden“ ist ein Klassiker des albanischen Kinos, entstanden
1976 und geschrieben und inszeniert vom 1936 geborenen Filmemacher Dhimiter Anagnosti, der in den 1990ern auch als (Kultur-)Politiker tätig war. Der Film
entfaltet sich als feinfühliges, in bestechend schönen Schwarz-weiß-Bildern auch immer wieder poetisches Drama, das im
Mikrokosmos eines Waisenhauses gesamtgesellschaftliche
Unterdrückungsmechanismen spiegelt und als Coming-of-Age-Geschichte von der
politischen Bewusstwerdung seiner jungen Protagonisten und dem Mut zum
Widerstand erzählt. Wobei freilich der kritische Blick, der hier auf die
Repressionsmechanismen der Faschisten geworfen wird, ausblendet, dass zur Zeit,
als der Film entstand, auch längst der kommunistische Widerstand in eine
Einparteiendiktatur gemündet war. (O.m.d.U.) - Ab 12.