Das Filmfest
München ist am 23. Juni in seine 40. Ausgabe gestartet. In den
Deutschland-Premieren von Filmen aus den Festivals von Cannes, Sundance und San
Sebastián spiegeln sich existenzielle Verunsicherungen angesichts bedrohlicher
Verhältnisse und die Suche nach Lösungsstrategien. Vor allem die Vorstellung
sicherer, teils auch bewusst abgegrenzter Rückzugsräume findet dabei in
zahlreichen Filmen einen markanten Ausdruck.
Dicke
Rauchschwaden legen sich über die Leinwand. Hinter dem wabernden Gewölk lassen
sich rhythmische Beschwörungsformeln vernehmen, ein Raunen aus weiblichen
Kehlen: „Wir werden kräftiger, wir werden mächtiger!“ Der Chor der
Selbststärkung gehört zu den festen Ritualen der estnischen Rauchsauna, um die
es im Dokumentarfilm „Smoke Sauna Sisterhood“ von Anna Hints
geht. In der abgeschieden im Wald stehenden Hütte treffen sich das ganze Jahr über
Frauen zu gemeinsamen Saunagängen – sei es im Winter, wo im nahen See erst das
Eis aufgeschlagen werden muss, um das obligatorische Eintauchen zu ermöglichen,
oder im Sommer, wo es auch im Freien zu Zusammenkünften mit in der Hütte
geräuchertem Fleisch und Tänzen zu Akkordeonmusik kommt.