Die Geschichte des deutschen
Kolonialismus und der Völkermord an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika
gehören zu den Leerstellen im Kino. Mit „Der vermessene Mensch“ von Lars Kraume
startet jetzt ein Film über einen deutschen Ethnologen, der Ende des 19.
Jahrhunderts die vorherrschende Rassentheorie hinterfragt, sich aber nicht aus
der rassistischen Kolonialpolitik befreien kann. Ein Interview über die
Rekonstruktion einer fast ausgelöschten Kultur, über Antihelden und dem Umgang
mit deutscher Geschichte.
Woher kommt Ihr Interesse
am deutschen Kolonialismus in Deutsch-Südwestafrika?
Lars Kraume: Ich war 1991 kurz nach der Unabhängigkeit in Namibia.
Ich hatte in der Schule Geschichte als Leistungskurs und hätte eigentlich also viel
über den deutschen Kolonialismus wissen müssen. Doch das war kein Schulthema.
Das hat mich sehr irritiert, und ich habe dann sehr viel über diese Zeit
gelesen. Nachdem ich mit „Der Staat gegen Fritz Bauer“ einen Film
über die deutsche Geschichte gedreht hatte, beschäftigte mich der Gedanke, dass
diese Kolonialzeit in Namibia doch noch immer sehr unbekannt ist. Parallel dazu
kam die öffentliche Deba