Bei den 73. Internationalen Filmfestspielen Berlin (16.-26.2.) hat die Ökumenische Jury den Film „Tótem“ ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm „Sur l’Adamant“ erhielt eine Lobende Erwähnung.
Die von den kirchlichen Filmorganisationen Interfilm und Signis berufene Ökumenische Jury bei der 73. Berlinale verleiht ihren Preis im Wettbewerb an den Film „Tótem“ von Lila Avilés.
Begründung: „Der Film ist das bewegende Porträt einer Familie, die sich mit der unheilbaren Krankheit eines jungen Mannes auseinandersetzt. Die Geschichte wird aus der Sicht der kleinen Tochter erzählt und entfaltet sich im Laufe eines besonderen Tages. Die Jury war hingerissen von der komplexen und sensiblen Darstellung der Liebe, die diese Familie zusammenhält, und dabei ohne jeglichen falschen oder idealisierten Unterton auskommt. Der Film zeigt auf beeindruckende Weise, wie die mexikanische Kultur mit dem Tod umgeht und gleichzeitig das Leben feiert.“
Die Jury vergibt außerdem eine Lobende Erwähnung an „Sur l’Adamant“ von Nicolas Philibert. Ungewöhnlich und respektvoll nähert
sich der Dokumentarfilm einer Gruppe psychisch belasteter Menschen in einer Tagesklinik,
die sich auf einem Lastkahn auf der Seine befindet.
In der Sektion Panorama verleiht die Jury ihren Preis an „Sages-femmes“
von Léa Fehner. Für die starke und eindrucksvolle Darstellung des Alltags auf
der Entbindungsstation einer Pariser Klinik. Auf brillante Weise zeigt der Film
einerseits die strukturellen Probleme des Systems und anderseits das Engagement
der Hebammen, wie sie Frauen beim Entstehen neuen Lebens begleiten. Dabei
vermischt er Spielfilm mit dokumentarischen Elementen zu einem stimmigen
Gesamtkunstwerk.
Aus der Sektion Forum wählte die Jury den Film „Jaii keh Khoda Nist“ von Mehran Tamadon. Begründung: Wie lässt sich das
Grauen von politischer Gefangenschaft und Folter erzählen? Der iranische
Filmemacher und Architekt Mehran Tamadon, der seit seiner Jugend
in Frankreich lebt und für Projekte immer wieder in seine Heimat in den Iran zurückkehrt,
hat einen eindrücklichen Weg gefunden. Er versetzt seine Protagonisten Homa
Kalhori, Taghi Rahmani und Mazyar Ebrahimi in Räume, die ihre ehemaligen
Gefängnisse nachbilden, „where god is not“, wie einer von ihnen sagt. Und so
wird diese Dokumentation zu einer Reise in die Vergangenheit, voller Leid,
Demütigung und Folter. Das Stilmittel ermöglicht es den Betroffenen wie dem
Publikum die erschütternden Erfahrungen nachzuempfinden und so eine Realität
anzuprangern, die auch heute noch im Iran aktuell ist.
Mitglieder der Jury waren Paul de Silva (Kanada), Alberto Ramos Ruiz Kuba), Anne le Cor (Frankreich), Arielle Domon (Frankreich), Kerstin Heinemann (Deutschland), Miriam Hollstein (Deutschland; Präsidentin der Jury).