Nach zwei
pandemisch reduzierten Ausgaben ist das Locarno Film Festival unter voller
Flagge ins 75. Jubiläum gestartet. Zur Halbzeit ragen aus dem Filmprogramm vier
Produktionen heraus: Zwei im Rahmen der Kritikerwoche gezeigte Filme, die sich
mit jüngeren kriegerischen Ereignissen in Europa auseinandersetzen. Und im Internationalen
Wettbewerb Helena Wittmanns „Human Flowers of Flesh“ und Ruth Maders „Serviam –
Ich will dienen“, die sich formal wie auch inhaltlich von den anderen absetzen.
Sie werde
bisweilen nach dem Sinn ihrer Tätigkeit gefragt, erzählt eine Forensikerin in „TheDNA of Dignity“ von Jan Baumgartner, worauf sie meist mit der
Gegenfrage antworte, ob man denn erahne, wie sich das anfühlt, wenn ein Mensch vermisst
wird. Über 40 000 Personen waren am Ende der Jugoslawien-Kriege als vermisst
gemeldet. 20 Jahre später sucht ein Team der „Internationalen Kommission für
vermisste Personen“ (ICMP) in den waldigen Gebirgsregionen von Bosnien noch
immer nach über 11 000 Menschen, von denen jede Spur fehlt.