The Woman in the Yard

Drama | USA 2025 | 88 Minuten

Regie: Jaume Collet-Serra

Im Vorgarten einer von tiefer Trauer geschlagenen afroamerikanischen Familie aus dem US-Bundestaat Georgia sitzt plötzlich eine mysteriöse Frau und stößt eine düstere Warnung aus. Als die Mutter, die seit dem Tod ihres Gatten an einer tiefen Depression leidet, die Fremde vertreiben will, wendet sich das Unheil gegen ihre Familie. Der ungewöhnliche Thriller setzt geschickt auf den Gegensatz von sonnendurchflutetem Tageslicht und der depressiven Stimmungslage der Figuren, greift im symbolisch überfrachteten Finale aber auf ziemlich konventionelle Versatzstücke des Horrorgenres zurück. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE WOMAN IN THE YARD
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2025
Produktionsfirma
Blumhouse Productions
Regie
Jaume Collet-Serra
Buch
Sam Stefanak
Kamera
Pawel Pogorzelski
Schnitt
Timothy Alverson · Krisztian Majdik
Darsteller
Danielle Deadwyler (Ramona) · Okwui Okpokwasili (Die Frau) · Russell Hornsby (Ramonas Ehemann) · Peyton Jackson (Ben) · Estella Kahiha (Annie)
Länge
88 Minuten
Kinostart
27.03.2025
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Horror | Thriller
Externe Links
IMDb | TMDB

Horrorthriller um eine in Trauer gefangene Familie, in deren Garten plötzlich eine schwarzgekleidete fremde Frau sitzt und eine düstere Warnung ausstößt.

Aktualisiert am
27.03.2025 - 15:10:57
Diskussion

Das Anwesen im ländlichen Georgia könnte ein echtes Idyll sein. Doch die dringend benötigte Ruhe einer Familie, die sich in tiefer Trauer befindet, wird von einer unheimlichen Besucherin gestört. Im Garten der Familie taucht eine verhüllte Frau (Okwui Okpokwasili) auf. Von Kopf bis Fuß in eine schwarze Garderobe gehüllt, inklusive eines Gesichtsschleiers, hat sie auf einem antiken Stuhl Platz genommen und starrt schweigend in Richtung des Familienheims. Bis es ihr nach einer Weile plötzlich entfährt: „Heute ist der Tag!“

Auf sich selbst gestellt

Regisseur Jaume Collet-Serra inszeniert mit „The Woman in the Yard“ einen Horrorthriller, der um das versehrte Seelenleben der Protagonistin Ramona (Danielle Deadwyler) kreist. Der Familienmutter fällt es nach dem Unfalltod ihres Ehemanns schwer, den Alltag zu bewältigen. Morgens kommt sie nicht aus dem Bett, und auch tagsüber weiß sie nichts mit sich anzufangen. Das Elektrizitätsunternehmen hat der Familie sogar den Strom abgestellt, weil die Rechnungen nicht mehr bezahlt werden. Ihre Kinder, der Teenager Taylor (Peyton Jackson) und die kindliche Annie (Estella Kahiha), bräuchten eigentlich dringend ihre Mutter, um durch den Alltag zu kommen. Doch sie müssen sich zusehends auf eigene Faust durchschlagen.

Neben den seelischen Versehrungen in Folge des tragischen Unglücks leidet Ramona auch an den Folgen eines komplizierten Beinbruchs, der sie zum beschwerlichen Gang auf Krücken zwingt. Als plötzlich die fremde Frau auf dem Anwesen der Familie erscheint, gerät Ramona unter wachsenden Handlungsdruck. Sie unternimmt einen Versuch, die unheimliche Gestalt zur Rede zu stellen. Von da an eskaliert das Geschehen in dem knapp 90-minütigen Thriller, der sich in Stimmung, Atmosphäre und Look zunächst ganz anders ausnimmt als ein Horrorfilm. Das Geschehen spielt vollständig tagsüber. Warmes Sonnenlicht durchflutet das Familienanwesen. Die durchdachten Bilder von Kameramann Pawel Pogorzelski entfalten präzise, abwechslungsreiche Einstellungen. Ein stimmungsvolles Licht- und Schattenspiel dominiert die Leinwand, was in einem gewissen Kontrast zu Ramonas Gemütslage und auch ihrer physischen Heimsuchung in Gestalt der schaurig vermummten Figur steht.

Der Abgrund der Seele

„The Woman in the Yard“ hat die seelische Pein zum Gegenstand, den Abgrund, in den tiefe Trauer einen Menschen versetzen kann. Es geht um die Depression, welche die Mutter ergriffen hat, die eine regelrechte Heimsuchung darstellt, wie der tiefenpsychologisch grundierte Film zunehmend offenbart. Im Verbund mit der versierten visuellen Gestaltung, überzeugenden Darstellern und einer soliden Dramaturgie entwickelt sich der Film organisch auf den Höhepunkt zu, stürzt dann aber abrupt in die Konventionen der Horrorfilm-Trickkiste ab, inklusive Jump Scares und ähnlicher Geisterbahn-Tricksereien.

Die gar konventionell geratenen Szenen, die auf dem Speicher des Hauses der afroamerikanischen Upper-Middleclass-Familie spielen, stehen im krassen Gegensatz zur vorangehenden künstlerischen Gestaltung. Wo zuvor lichte Bilder in einem vielversprechenden Gegensatz zum düsteren Seelenleben der Hauptfigur standen, nähern sich Sujet und visuelle Gestaltung plötzlich auf wenig überraschende Weise an. Dem Film hätte zum Höhepunkt hin auch ein entschiedenerer dramaturgischer Zugriff gut angestanden. Im Finale setzt Collet-Serra auf eine symbolhafte Überhöhung der auf den konkreten Inhalt einer psychischen Erkrankung abzielenden Handlung. Gut möglich, dass „The Woman in the Yard“ damit den Nerv der Zeit trifft, in der äußeres Chaos die inneren Dämonen geradezu herauszufordern scheint.

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