Animation | USA 2024 | (7 Folgen) Minuten

Regie: Andrew L. Schmidt

Ein Mädchen ist, nachdem die Erdoberfläche unbewohnbar geworden ist, unter der Obhut eines Roboters in einem unterirdischen Bunker aufgewachsen; der sehnlichste Wunsch der 16-Jährigen ist es, andere Menschen kennenzulernen. Als sie von einem Wesen an der Erdoberfläche aufgespürt und überfallen werden, muss die junge Frau früher als geplant an die Oberfläche. Dort findet sie eine Erde vor, auf der Aliens die Menschen verdrängt zu haben scheinen. Die auf einer Kinderbuchreihe fußende Animationsserie bereitet ihr postapokalyptisches Thema nicht dystopisch-düster auf, auch wenn die genretypische Warnung vor den Folgen menschlichen Missbrauchs des Planeten durchaus mitschwingt. Stattdessen entwickelt sie sich als abenteuerliche, mit viel Liebe zum Detail gestaltete Coming-of-Age-Geschichte einer neuen „Alice im Wunderland“. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
THE SEARCH FOR WONDLA
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Gotham Group/ICON Creative Studio/Skydance
Regie
Andrew L. Schmidt · Lawrence Gong · Philip Pignotti · Micah Gunnell
Buch
Bobs Gannaway · Mario Carvalhal · Kyle McVey
Musik
Joy Ngiaw
Länge
(7 Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Animation | Fantasy | Literaturverfilmung | Science-Fiction
Externe Links
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Animationsserie über ein Mädchen, das in einem unterirdischen Bunker von einem Roboter erzogen wird. Als es mit 16 Jahren an die Erdoberfläche kommt, ist alles ganz anders, als die Jugendliche es sich vorgestellt hat.

Diskussion

Zunächst fühlt man sich an den postapokalyptischen Spielfilm „I am Mother“ erinnert: Eva, die Heldin dieser Animationsserie, wächst unter der Erde in einem Bunker auf, weil die Erdoberfläche unbewohnbar geworden ist. Das Mädchen wird von einem Roboter namens M.U.T.H.R. großgezogen; anderen Menschen ist es noch nie begegnet. Eines Tages wird Eva nach draußen dürfen, aber darauf muss sie erst gründlich vorbereitet werden. Nach 16 Jahren aber wird das Bedürfnis der jungen Frau, den unterirdischen Schutzraum zu verlassen, so groß, dass sie sich und ihre Ersatzmutter in Gefahr bringt; nun müssen sich beide gezwungenermaßen dem Abenteuer, die Oberfläche zu entdecken, stellen. Die sieht jedoch völlig anders aus als erwartet – ja die Erde heißt mittlerweile sogar anders, nämlich „Orbona“. Und sie ist von merkwürdigen Wesen und Außerirdischen bevölkert.

Auf der Suche nach Menschenkindern

Kaum ist Eva der sterilen Künstlichkeit des Bunkers ins warme Licht der Sonne entkommen, begegnet sie dem Geschöpf, das ihr großer Gegenspieler werden wird: Bestee, einem bulligen und ungehobelten Kopfgeldjäger, berühmt-berüchtigt in dieser neuen Welt. Eva ist zwar erst 16, doch hat sie in einem an das Holodeck aus „Star Trek“ erinnernden Übungsraum eine intensive Ausbildung genossen. Mit diesen Fertigkeiten im Gepäck, liefert sie sich mit Bestee, der mit einem Fluggerät und einer Waffe von enormer Durchschlagskraft ausgestattet ist, actionreiche Gefechte.

Zeit ihres noch jungen Lebens wollte Eva andere Menschen, andere Kinder kennenlernen. Nun muss sie herausfinden, ob sie der letzte Mensch auf dieser transformierten Erde ist. Und wenn sie die einzige ihrer Art sein sollte – welche Bestimmung kommt ihr dann zu?

Die Herausforderung, die die Animationsserie von Showrunner Bobs Gannaway in sieben Episoden ausbreitet, folgt den bewährten Mustern der Heldenreise, geschickt zugeschnitten auf eine weibliche Protagonistin, die burschikos und selbstsicher aufzutreten versteht und als neue Alice oder Dorothy in ein Wunderland/Oz gerät, das sie zuerst einmal verstehen lernen muss. In dem Alien Rovender Kitt und dem riesigen Bärtierchen Otto, das Eva aus den Fängen von Bestee befreit, findet sie Gefährten. Ihre Robo-Mutter mit ihrer programmierten Vernunftbegabtheit ist dagegen eher ein Klotz am Bein. Rovender könnte ihr Mentor werden, doch verweigert sich der Außerirdische beharrlich dieser Rolle. Er sei ein Drifter, meint er, auf den Eva besser nicht zählen sollte, und schaut auch gerne mal zu tief ins Glas. Aller Wahrscheinlichkeit nach trägt er eine tiefsitzende Enttäuschung aus der Vergangenheit mit sich rum. Widerwillig bringt er Eva nichtsdestotrotz in den Ort Lacus, wo sie wertvolle Informationen zu bekommen erhofft.

Eva im Wunderland

„WondLa“ basiert auf einer 2010 zum ersten Mal erschienenen populären Kinderbuchreihe des US-amerikanischen Autors Tony DiTerlizzi. Der schreibt auch fürs „Star Wars“-Universum, hat die Serie mitproduziert und ist darüber hinaus als Illustrator tätig. Die Gestaltung der Figuren und der Welten gehen auf seine Illustrationen zurück. Wobei der Look in der Computeranimation zwar etwas glatt, ohne detailreiche Texturen ausfällt; dafür geben sich die Macher aber viel Mühe mit dem „World Building“, mit dem Ersinnen vielfältiger Landschaften, Orte und Lebewesen.

Auch wenn der Tonfall im Ganzen optimistisch-abenteuerlich aufs junge Publikum abzielt, schwingt im postapokalyptischen Weltentwurf der Serie durchaus die Dystopie-typische Kritik am menschlichem Verhalten gegenüber Natur und Umwelt mit: Die Menschen selbst haben die Erde einst unbewohnbar für sich gemacht, und es oblag künstlichen Intelligenzen wie M.U.T.H.R., sich darum zu kümmern, dass der geschundene Planet eines Tages heilen und aufs Neue zum Lebensraum werden kann.

Diese posthumanistische Erde sieht nun viel schöner und farbenfroher aus als das, was die Menschen zuwege gebracht haben: die Utopie einer ganzheitlich nachhaltigen Welt. In Lacus ist (bis auf Bestee) niemand zu sehen, der in unserem Sinne motorisiert ist. Doch auch wenn bis auf Eva keine Menschen mehr da sind: Das Menschlich-Allzumenschliche ist auch im futuristischen Wunderland von „WondLa“ noch präsent. Im Schlechten heißt das, dass auch nicht alle neuen Erdbewohner einträchtig nebeneinander leben; auch hier haben Hinterlist und Gier ihren Platz. Im Guten wiederum hat auch unter Aliens die Kernfamilienidylle überlebt.

All diese Motive mögen im Science-Fiction-Kino nicht neu sein; „WondLa“ setzt sie aber überaus kurzweilig um, kombiniert die abenteuerliche Coming-of-Age-Reise seiner jugendlichen Heldin mit etwas Tiefgang und ist sowohl dramaturgisch als auch in Sachen Design und Figurengestaltung perfekt durchkonstruierte Unterhaltung.

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