Leap of Faith: William Friedkin über sein Horror-Meisterwerk „Der Exorzist“

Dokumentarfilm | USA 2019 | 104 Minuten

Regie: Alexandre O. Philippe

Ein Dokumentarfilm über die Entstehung des Horrorklassikers „Der Exorzist“ (1973), bei dem Regisseur William Friedkin sich 2019 den Fragen des Dokumentarfilmers Alexandre O. Philippe stellt. Ebenso anschaulich wie erhellend kombiniert der Film Friedkins eloquente Einlassungen mit illustrierenden Filmausschnitten und anderen Interviews. Auch wenn es der Rezeption von Film und Macher nur Nuancen an neuen Erkenntnissen hinzufügt, ist das so entstandene bebilderte Werkstattgespräch gleichzeitig Filmanalyse, Biografie und Vermächtnis eines Regisseurs und seines Hauptwerkes. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LEAP OF FAITH: WILLIAM FRIEDKIN ON THE EXORCIST
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Exhibit A Pictures
Regie
Alexandre O. Philippe
Buch
Alexandre O. Philippe
Kamera
Robert Muratore
Musik
Jon Hegel
Schnitt
David Lawrence
Länge
104 Minuten
Kinostart
05.10.2023
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
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Heimkino

Verleih DVD
Indeed (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Indeed (16:9, 1.85:1, dts-HDMA dt.)
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Ein Dokumentarfilm über die Entstehung des Horrorklassikers „Der Exorzist“, der auf Regisseur William Friedkins Schilderungen und ergänzendes Bildmaterial setzt.

Diskussion

Der Name William Friedkin wird in erster Linie mit seinem Horror-Meisterwerk „Der Exorzist“ assoziiert. Selbst „Brennpunkt Brooklyn“, mit dem der Filmemacher 1971 das „New Hollywood“-Kino zu einem denkwürdigen Höhepunkt geführt hatte und dafür mit fünf „Oscars“ belohnt wurde, kann da nicht mithalten. „Der Exorzist“ ist ein Phänomen. Er drängt den fast schon dokumentarischen Ansatz des damals neuen US-Kinos zurück, bietet effektiven Geisterbahn-Horror und beschert Hollywood so einen seiner erfolgreichsten Filme überhaupt. Noch bei seiner Wiederaufführung im Jahr 2000 spielte er binnen zehn Monaten allein in den USA noch einmal knapp 40 Millionen Dollar ein, und das bei einem Zielgruppen-Publikum, das mittlerweile die Splatter-Exzesse der 1980er- und 1990er-Jahre gewöhnt war.

Der Regisseur und seine Sicht der Dinge

Die Geschichte um die vom Teufel besessene Schülerin Regan (Linda Blair), die im Washington der 1970er-Jahre vom örtlichen Pfarrer Damien Karras (Jason Miller) und dem zu Hilfe gerufenen Exorzismus-Experten Lankester Merrin (Max von Sydow) mittels katholischer Rituale „befreit“ werden soll, ließ das übernatürlich Böse in einer säkularen Gesellschaft sein Unwesen treiben und traf mit ihren spektakulären Szenen einen Nerv. Bis 2005 versuchten vier weitere Regisseure (darunter der Verfasser der Romanvorlage und Drehbuchautor William Peter Blatty) mit eher minderem Erfolg an den Kassenschlager anzuschließen, 2023 will „Der Exorzist - Bekenntnis“ der Start einer neuen Trilogie sein. Die Nachfolger spielen im Dokumentarfilm „Leap of Faith: William Friedkin on the Exorcist“ aber keine Rolle. Denn dem Dokumentarfilmer Alexandre O. Philippe geht es weniger um den Film als um den Regisseur und seine Sicht der Dinge.

William Friedkin ist kein Künstler, der Interviews scheut und lieber sein Werk und allenfalls seine Darsteller über sich und seine Arbeit sprechen lässt. Wie sein Freund und Kollege Peter Bogdanovich gehört er zu jenen Altmeistern, die sich liebend gerne und sehr eloquent über Filmgeschichte im Allgemeinen bis hin zu Szenenanalysen im Speziellen geäußert haben – und zwar beileibe nicht nur zu den eigenen. Ihre Audiokommentare auf DVDs und Blu-rays gehören zu den besten und zwar nicht nur deshalb, weil sie auf eine Frage ohne weiteres eine über 90 Minuten lange Antwort geben können. Friedkin gefällt sich auch selbst, wenn er über Film redet. Und so hört man Alexandre O. Philippe auch nur einmal kurz eine Frage aus dem Off stellen. Ansonsten gibt es nur einen, der bei „Leap of Faith: William Friedkin on the Exorcist“ erzählt.

Fortlaufend Fußnoten zu Friedkins Schilderungen

Der überrascht auch gleich in den ersten Minuten, wenn er erklärt, dass es eigentlich nur ein filmisches Vorbild zu „Der Exorzist“ gegeben habe, nämlich Carl Theodor Dreyers „Das Wort“ von 1954. Zu den großen Pluspunkten von Philippes dokumentarischem Ansatz zählt, dass er quasi jede Aussage von Friedkin unmittelbar illustriert. Mit Szenen, mit Interview-Ausschnitten, mit Fotos. So präsentiert er fortlaufend die Fußnoten zu Friedkins Schilderungen. Das macht den Film, der in erster Linie ein 100-minütiger Monolog ist, zu einer unterhaltsamen, erkenntnisreichen Angelegenheit. Denn wer kennt schon noch „Das Wort“ von Dreyer?

Doch auch wenn Regisseur und Film sich ihren Status in der Filmgeschichte redlich verdient haben, liegt der Gedanke an eine Redundanz dieses Dokumentarfilms zuerst nicht fern. Friedkin hat sich über die Jahre schon sehr viele Gedanken über sich und seinen Erfolg gemacht, die etwa in den erwähnten DVD-Audiokommentaren und „Making ofs“ festgehalten sind. Bis zu seinem Tod an 7. August 2023 hat er sich als Experte in Sachen Film, Religion im Film und Exorzismus im Film (im Speziellen) hervorgetan. 2017 zeichnete er sogar mit einer kleinen Handkamera auf, wie Pater Amorth, das reale Vorbild für die Priester in „Der Exorzist“, einen Exorzismus durchführte und brachte den Dokumentarfilm „The Devil and Father Amorth“ heraus. Auch daraus ist in „Leap of Faith“ ein winziger Ausschnitt zu sehen.

Vermächtnis eines begnadeten Erzählers

Denn der Film von Philippe ist auf das große Ganze aus. Ein wenig ist er auch Biografie, wenn Friedkin mit Pathos von seinem ersten prägenden Kinobesuch, vom Dunkelwerden und vom eigenen Jauchzen erzählt. Ein wenig ist er Filmseminar, wenn er analysiert, wie eine ganz bestimmte Szene funktioniert. Er ist vor allem auch ein Vermächtnis, denn man kann sich nicht sattsehen an den nicht immer neuen, aber immer wieder faszinierenden Einlassungen des begnadeten Geschichtenerzählers. „Der Exorzist“ ist ein Phänomen für eine ganz bestimmte Zielgruppe. William Friedkin ist ein Phänomen für jeden, der ihn einmal erlebt hat.

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