Selten schwebte der Geist von Louis de Funès so deutlich über einer deutschen Komödie wie in „Beckenrand Sheriff“ von Marcus H. Rosenmüller. Vor allem Milan Peschel hat sich für seine Rolle eines verbissen auf Regeln bestehenden Bademeisters die expressiv-cholerische Körpersprache des Franzosen zu eigen gemacht. Vorwerfen kann man ihm das aber nicht, weil er diese Disziplin nur zu gut beherrscht. Dabei ist die Zeit für die aus Berlin eingewanderte, unablässig meckernde Giftzwerg-Figur, die sich an der Unterwerfung der Freibad-Besucher ergötzt, eigentlich längst abgelaufen. Denn das Schwimmbad in einer bayerischen Kleinstadt wird zu Tode gespart. Schimmelpilz und seltene Enten haben sich längstens auf dem Terrain eingenistet. Der Sanierungsbedarf ist enorm, weshalb die Bürgermeisterin kurzerhand beschließt, die Anlage abzureißen und stattdessen den örtlichen Immobilieninvestor einen Wellnesstempel errichten zu lassen.
Die Wandlung einer Hassfigur
Unter dem Druck dieser Entscheidung muss der von Peschel gespielte Aufpasser Unterschriften sammeln und eine Verwandlung zum unbestechlichen Sympathieträger durchmachen, denn der zunächst von allen gehasste Einzelgänger kann die Pläne nur zusammen mit der örtlichen Wasserhandball-Mannschaft und deren ähnlich zwangsneurotischer Trainerin, seinem aus Nigeria geflohenen jungen Assistenten und dessen Freundin, einer ehemaligen Leistungsschwimmerin, abwenden.
Diese Konstellation sorgt für beständige Kollisionen und jede Menge Slapstick. Dass Rosenmüller auch noch gesellschaftspolitische Problemzonen von Integration über Gentrifizierung bis zu Umweltschutz und Geschlechterrollen leichtfüßig ins Geschehen schmuggelt, macht diese liebevolle Demontage deutscher Penibilität zu einer Rarität, wenngleich es bei manchem Schlagabtausch zwischendurch auch zu Leerlauf kommt und mehr als eine niederschwellige Szene besser in einem Kinderfilm untergebracht worden wäre.
Eine Wasserschlacht epischen Ausmaßes
In der Umlaufbahn von Peschel kreisen diverse Originale einem nassen Finale entgegen, in dem sich die Spannungen in einer Wasserschlacht von epischem Format entladen. Nicht zu vergessen ist dabei der Anblick der übergewichtigen Handballer, unter ihnen der resolute Pfarrer und andere sonderbare Stadtvertreter, die ihrer rigorosen Trainerin jede Schikane verzeihen.
Das irrwitzige Geschehen von „Beckenrand Sheriff“ bricht Rosenmüller immer wieder mit kleinen intimen Ausflügen in die verletzte Psyche des nigerianischen Assistenten und der durch Doping um ihre Karriere gebrachten Leistungsschwimmerin. Bei nächtlichen Unterrichtsstunden finden sie im Schwimmbecken zueinander, lecken ihre Wunden und sorgen für ruhige Unterwasseraufnahmen, die den launischen Mix aus Komödie und Tragödie ausbalancieren.
Ein Sprung in die Tiefe
Geradezu märchenhaft, ohne ins Fantastische zu kippen, gerät der letzte – und beste – Einfall: die in Solidarität zusammengeschweißten Figuren springen nacheinander vom Turm in die Tiefe. Unter Wasser angekommen, sieht man sie in ihrer Kindergestalt in die Kamera lächeln. Eine Reise zurück ins kindliche Ich, von dem diese Ode an die kleinen Leute ohnehin über die Zumutungen des Erwachsenenseins getragen wird.