Für sein Alterswerk „Mein Name ist Somebody“ hat sich Terence Hill eine bittersüße Romanze ausgedacht, die ihn noch einmal an den Ort seiner größten Erfolge führt: in die Wüste bei Almeria, in der einst einige der schönsten und berühmtesten Italo-Western gedreht wurden. Die Szene, in der sein Filmheld Thomas aus der Ferne den alten Saloon erblickt und dann zärtlich den Staub vom herabgefallenen Schild streicht, wird zum magischen Moment – jedenfalls für diejenigen, die sich ein bisschen in der Filmgeschichte auskennen und um Filme wie „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (fd 17 729) oder „Mein Name ist Nobody“ (fd 18 633) wissen. Aus dem schlagkräftigen Nobody ist jetzt ein altersmilder Somebody geworden, der nur noch in zwei kleinen Reminiszenzen an die früheren Muskelspiele erinnert. Weil dabei, wie einst, der Spaß nicht zu kurz kommen soll, werden Bratpfannen zweckentfremdet. Der Faustkampf zwischen dem Protagonisten und einem ihm körperlich weit überlegenen Gegner in einer Bar ist ganz im Stil der klassischen Terence-Hill-Duelle choreografiert und sorgt für einen der wenigen heiteren Momente des Films.
Ansonsten ist „Mein Name ist Somebody“ ein eher nachdenklicher Film, in gewisser Weise sogar eine Art Abschiedsfilm. Im Nachspann findet sich eine Widmung an den verstorbenen Freund Bud Spencer (1929-2016), und auch in der Handlung überwiegen melancholische Töne. Zunächst bricht Thomas aus seinem Landhaus in der italienischen Provinz auf, um in der spanischen Wüste einen neuen Lebenssinn zu finden. Warum und wieso, erzählt der Film nicht; auch nicht, was Thomas, der gar nicht so heißt, sondern von befreundeten Klosterbrüdern aus der Nachbarschaft so getauft wurde, davor gemacht hat. Er muss ein wohlhabender Mann sein; dafür spricht auch die Harley Davidson, mit der er sich auf die Reise begibt. Im Gepäck trägt er das Buch „Geistliche Briefe aus der Wüste“ des italienischen Schriftstellers Carlo Carretto (1910–1988) mit sich, das ihm Hilfe zur Selbstfindung leisten soll.
Im Lauf der Handlung dient es aber nicht ihm, sondern seiner jungen Begleiterin Lucia zur Läuterung. Lucia ist die zweite Hauptfigur des Road Movies, rund ein halbes Jahrhundert jünger als der Protagonist und nach der ersten Begegnung, bei der er sie vor zwei aufdringlichen Männern rettet, immer an seiner Seite. Deutlich ins Bild gesetzte Nahaufnahmen auf ihre Unterarme signalisieren Suizidversuche, und überhaupt scheint mit der jungen Frau etwas nicht in Ordnung zu sein. Thomas, der eigentlich die Einsamkeit suchte, öffnet sich nur zögerlich diesem anderen Menschen. Doch auch Lucia, die ihr wahres Inneres durch fortdauernde Geschäftigkeit und Geschwätzigkeit zu verbergen hofft, spürt, wie sehr sie einen Halt im Leben, Schutz und menschliche Wärme braucht, wozu auch die geistliche Lektüre des Buches und die damit verbundenen plötzlichen Offenbarungen beitragen, etwa eine Marien-Erscheinung in der Wüste.
Vor dem spanischen Nachthimmel zitiert Terence Hill aber nicht nur Carlo Carretto, sondern er blendet auch Motive aus Johannes Brahms’ „Ein deutsches Requiem“ ein. Darüber wird der hohe Anspruch spürbar, einen Film mit existenzieller Grundierung gestalten zu wollen. Allerdings holpert die Geschichte allzu sehr. Vieles wird behauptet, aber psychologisch nicht untermauert. Dramaturgisch spielt das Prinzip Zufall eine wesentliche Rolle. Überdies ist Terence Hill der Gefühlswelt seiner Figur vor allem mimisch nicht gewachsen: Sein Gesicht bleibt immer dasselbe. „Sein Name ist Somebody“ ist deshalb vorrangig eine leise, freundliche Hommage an die Helden und Schauplätze des Italo-Western. Der müde Joe, in die Gegenwart geholt, mit Blick in den Sternenhimmel, von alten Zeiten träumend, der Ewigkeit entgegensehend.