Die Zeit für die Dauer eines Liedes anhalten. Durch Musik etwas in den Menschen bewegen und die Welt zu einem besseren Ort machen. Diese Hoffnung, die vielen künstlerischen Werken zugrunde liegt, ist Thema der französischen Komödie „Ein Lied in Gottes Ohr“. Ein christlicher Priester, ein muslimischer Imam und ein jüdischer Rabbi schließen sich zu einer Musikband zusammen, um mit beschwingten Songs für ein friedliches Miteinander der Religionen und Kulturen zu werben.
Diese Figurenkonstellation klingt zunächst eher wie der Beginn eines anzüglichen Witzes. Doch einen alleinigen Dummen kann es hier am Ende nicht geben. Als eine Art Beauftragter für die richtige Balance hat sich der französische Schauspieler Fabrice Éboué als religiös-neutralen Dreh- und Angelpunkt einfach selbst ins Zentrum gestellt. Der Regisseur spielt den Musikproduzenten Nicolas Lejeune, der dringend einen Hit braucht, um sein geschäftliches Überleben zu sichern. So wie Éboué selbst bei der Recherche nach einer Filmidee auf die Videos von drei Priestern stieß, die mit ihren Chansons in Frankreich einst eine gewisse Berühmtheit erlangten, erinnert sich auch sein Alter Ego Nicolas im Film an dieses ungewöhnliche Gesangstrio. Éboué alias Nicolas überträgt die Idee auf die französische Gegenwart, die, von den terroristischen Angriffen der vergangenen Jahre erschüttert, nach Aktionen sucht, um der Feindseligkeit und dem Hass entgegenzuwirken. Die neue Band soll dabei so heterogen wie die Gesellschaft sein und mit ihrer versöhnlichen Botschaft möglichst viele Gruppen ansprechen.
Wie viele andere populäre Filme der Gegenwart, die sich mit Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen auseinandersetzen, etwa „Monsieur Claude und seine Töchter“
(fd 42 478), „Voll verschleiert“
(fd 45 150) oder „Ein Dorf sieht schwarz“
(fd 44 619), versucht es auch „Ein Lied in Gottes Ohr“ mit einer Entwaffnung durch Humor. Von Anfang an zieht der Film durch den Kakao, was durch den Kakao gezogen werden kann – von Flachwitzen über das Musikbusiness bis hin zu ethnischer Komik. Obwohl das mitunter nicht gerade einfallsreiche Spiel mit Klischees, der Clash aus Unterschieden und ein schamloses Überzeichnen dramaturgisch im Zentrum der Komödie stehen, liegt dem Lachen über alles und jeden eine urdemokratische Überzeugung zugrunde.
Entsprechend sind die drei vom Produzent Nicolas und seiner Assistentin nach mühevoller Überzeugungsarbeit gecasteten Bandmitglieder Pater Benoît (Guillaume de Tonquédec), Rabbi Samuel (Jonathan Cohen) und der als Imam verkleidete Moncef (Ramzy Bedia) durchaus als gleichwertige Karikaturen angelegt. Durch Fehltritte und persönliche Wandlungen erhalten sie im Verlauf des Films aber dennoch ein wenig Charakter. Denn nicht die Musik steht im Mittelpunkt, sondern die oft derben Zankereien, in denen Vorurteile und Argumentationsstrukturen zur Sprache kommen, die zwischen den von ihnen repräsentierten Gruppen.
Als das Projekt zu scheitern droht, raufen sie sich zusammen und lassen ihre Diskussionen in einen Song einfließen, mit dem sie die Charts stürmen. Der Erfolg von „CoExister“, wie auch der französische Originaltitel des Films lautet, schweißt sie fortan zusammen. Die errungene Toleranz und gegenseitige Akzeptanz ist aber nicht das Ende des Films. Vielmehr durchlaufen die Figuren jede für sich Entwicklungsprozesse. Ihre gemeinsamen Erfahrungen lösen etwas aus und verändern alle Beteiligten. Am Ende findet jeder seinen Platz und seine Rolle in der Gesellschaft. Der Song „CoExister“ funktioniert dabei als eine Art Deus ex Machina.
Das Streben nach einem einfachen Happy End nagt allerdings an der Überzeugungskraft des Films und seiner Dramaturgie. Viele Fragen, die die Beziehungen zwischen Christentum, Islam und Judentum bewegen, werden nur angerissen, aber nicht weitergesponnen. Mit den drei Religionsvertretern, dem Musikproduzenten und seiner Assistentin sind es fünf Protagonisten, was für eine intensive Ausgestaltung der Figuren und ihrer Motive kaum Raum lässt. Auf der Strecke bleibt auch die Religiosität, die der Weltlichkeit weichen muss. Mancher Konflikt löst sich dadurch in Luft auf. Der Gedanke der interkonfessionellen Koexistenz wird durch „Ein Lied in Gottes Ohr“ zwar unterhaltsam formuliert, aber kaum vertieft.