Es wird gequalmt, was das Zeug hält. Lull muss vor die Tür, um zu rauchen. Schon allein deshalb findet er das Altersheim einen untragbaren Ort. Er ist der Bildungsbürger unter den vier Rebellen, um die sich Andy Bauschs „Alte Jungs“ dreht.
Mit dem Personal und vor allem der Rektorin steht vor allem Fons auf Kriegsfuß; Lull zählt er aber ebenfalls zu seinen Erzfeinden. Denn der vermeintlich nichtsnutzige Sohn des ehemaligen Zahnarztes Lull, ein erfolgloser Schauspieler, der sich als Kinderclown verdingt, ist mit Fons’ Tochter verheiratet, die ihre Familie mit Taxifahren über Wasser hält. Weil es aber einen gemeinsamen größeren Feind gibt, nämlich das Altersheim, raufen sich Fons und Lull notgedrungen zusammen.
Gemeinsam mit Nuckes, dem Pförtner des Altenheims, treffen sie sich bei ihrem Kumpel Jängi, der in einer Schrebergartensiedlung wohnt. Jängis „Paradies“ ist allerdings von der Räumung bedroht. Die drei Abtrünnigen und der Schrebergärtner schmieden nun Pläne, wie und vor allem wo ein selbstbestimmtes Leben im Alter möglich ist. Das Altersheim haben sie schon hinter sich gelassen, jeder ist notdürftig irgendwo untergekommen. Nuckes ist zwangsläufig mit von der Partie, weil ihn seine Frau vor die Tür gesetzt hat: Sie vermutet, dass er eine Affäre hat. Die junge Frau mit einem kleinen Sohn, mit der er sich gelegentlich trifft, ist jedoch seine Tochter, die er vor vielen Jahren mit einer Affäre gezeugt hat – und von der seine Frau noch nichts weiß.
Jängi bleibt eher der Sidekick. „Alte Jungs“ fokussiert im Wesentlichen auf Lull, Fons und Nuckes. Zwischen deren Familiengeschichten und den gemeinschaftlichen Unternehmungen wechselt der Film hin und her. Die Inszenierung verweilt gelegentlich auch kurz bei den jeweiligen Familien. Den Hauptdarstellern ist die Spielfreude anzumerken; es gelingt ihnen, die anarchistische Lust und die Energie ihrer Figuren zu transportieren. In der deutschen Fassung synchronisieren sich die Schauspieler charmant selbst. Der Ensemblefilm verzettelt sich ein wenig in der Fülle der Figuren; er erzählt zu viel, was die Identifikation mit den Hauptfiguren gelegentlich erschwert.
Auch originelle Wortgefechte, insbesondere zwischen den notorischen Kampfhähnen Fons und Lull, oder Dialoge drohen mitunter in der etwas überfrachteten Handlung unterzugehen. Hier hätte der Drehbuchautor und Regisseur Bausch seinen eigenwilligen Figuren und den guten Schauspielern mehr vertrauen können. Neben witzigen Gags gibt es aber auch ein paar recht unterirdische Altherrenwitze, die berechtigt sein mögen, handelt es sich doch um alte Herren. Bedienen muss man derlei dennoch nicht.
Die Gründung einer Alters-WG gestaltet sich dann aber dennoch schwierig, obwohl die Vier sogar die Unterstützung einer ihnen zugewandten Immobilienmaklerin haben und die der Politik suchen, was letztlich aber scheitert. Die Komödie dreht sich schließlich ins Melancholische: Wie viel Zeit bleibt den alten „Jungs“ noch, ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen, gegen alle Widerstände und Widrigkeiten?