Poldark - Staffel 1
Drama | Großbritannien 2015 | Staffel 1: 461 (acht Folgen)
Regie: Edward Bazalgette
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Auftakt der Serienverfilmung eines Romanzyklus, den der britische Autor Winston Graham in den 1940er-Jahren begann und 2002 abschloss. Im Mittelpunkt steht ein verarmter Adliger aus Cornwall, der im späten 18. Jahrhundert mit dem rigiden Ständesystem seiner Zeit hadert, gegen die desolaten sozialen Verhältnisse im vom Bergbau abhängigen Cornwall kämpft, einer untreuen Liebe nachtrauert, sein Dienstmädchen heiratet und in die politischen Wirren seiner Zeit verstrickt wird. Eine süffige Mischung aus Abenteuer, Familienepos und kritischem Gesellschaftspanorama, mit guten Darstellern und schwelgerisch schönen Landschaftsaufnahmen. Die Fernsehadaption wurde zwar erheblich gekürzt, dennoch ergeben sich interessante Einblicke in die Epoche.
- Ab 14.
Filmdaten
- Originaltitel
- POLDARK
- Produktionsland
- Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2015
- Produktionsfirma
- Mammoth Screen
- Regie
- Edward Bazalgette · William McGregor
- Buch
- Debbie Horsfield
- Kamera
- Cinders Forshaw · Adam Etherington
- Musik
- Anne Dudley
- Schnitt
- Adam Green · Robin Hill · Adam Recht
- Darsteller
- Aidan Turner (Capt. Ross Poldark) · Eleanor Tomlinson (Demelza) · Kyle Soller (Francis Poldark) · Warren Clarke (Charles Poldark) · Jack Farthing (George Warleggan)
- Länge
- Staffel 1: 461 (acht Folgen)
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Historienfilm | Liebesfilm | Literaturverfilmung | Serie
Heimkino
Als die BBC-Serie „Poldark“ im Frühjahr 2015 in Großbritannien Premiere feierte, löste vor allem das Sex-Appeal des Hauptdarsteller Aidan Turner einen enormen Hype um den Historienstoff aus und bescherte dem irischen Darsteller in Medienspekulationen prompt eine Anwartschaft auf die 007-Nachfolge. Sehenswert ist die erste Staffel der Neuverfilmung der „Poldark“ -Romane von Winston Graham aber nicht nur wegen ihres Helden und den schwelgerischen Landschaftspanoramen aus Cornwall, sondern insbesondere wegen der Qualitäten des Stoffes.
Aktualisiert am
09.11.2023 - 14:09:15
Diskussion
Showrunner Debbie Horsfield tut ihr bestes, um aus „Poldark“ in den Fußstapfen von „Downton Abbey“ ein in goldenes Licht getauchtes „period piece“ zu machen: Die Schönheit der behaarten Heldenbrust wetteifert mit der der Küstenlandschaften, der Cottages und Herrenhäuser, während die Röcke und die roten Locken der Heldin in der Meeresbrise wehen und sich die Schicksalsschläge so hoch auftürmen wie die Wolken am Horizont. Allerdings leistet der Romanstoff einen gewissen Widerstand gegen das Nostalgie-Fest. In den insgesamt 12 Bänden, von denen Staffel 1 der Serie die ersten beiden adaptiert, liefert Winston Graham nicht nur eine epische Liebes- und Familiengeschichte mit „Suspense“-fördernden Abenteuerelementen, sondern auch das Porträt einer Epoche, die kaum weniger kompliziert ist als die Gegenwart: Wirtschaftskrise, Raubtier-Kapitalismus und soziale Unruhen, handlungsunfähige Staatsmänner, das konfliktreiche Verhältnis zum europäischen Festland, technologischer Wandel und religiöser Extremismus – all das gibt es in Poldarks England schon.
Wenn Ross zu Beginn der Romansaga, die bis in die 1810er-Jahre reicht, 1783 als verwundeter Veteran aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg infiziert mit dem Freiheitsideal in seine Heimat zurückkehrt, befindet sich nicht nur sein Familienbesitz in einem maroden Zustand, sondern auch das vom Bergbau abhängige Cornwall und darüber hinaus ganz Europa. Die alte Ordnung wankt; Adelsfamilien beharren auf ausgehöhlten Privilegien, mit den Bankern und Geschäftsmännern gewinnt eine frühkapitalistische Elite an Einfluss, die Unterschicht darbt und beginnt, gewaltsam zu rebellieren. Gut ist Grahams „old England“ absolut nicht. Aber es hat in Poldark einen Helden, der für die handfeste Arbeit an einem besseren „new England“ im Sinne einer faireren, gerechteren Gesellschaft steht. Das erste Buch der Reihe erschien 1945, als im Nachkriegsengland erstmals die Labour-Partei die absolute Mehrheit errang und eine Alleinregierung bilden konnte.
Debbie Horsfields Serienadaption legt den Schwerpunkt mehr auf die Liebschaften und familiären Verwicklungen als auf die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge, wobei sie einige Feinheiten von Grahams Vorlage einebnet – wenn sie z.B. aus dem großen Antagonisten der Reihe, dem Banker George Warleggan, einen blassen Dandy macht, während er in den Romanen als Aufsteiger aus der Unterschicht eine vielschichtige dunkle Spiegelfigur zu Ross Poldark darstellt. Eine Rolle spielen die epochalen Verwerfungen freilich trotzdem, schon weil auch die privaten Beziehungen in „Poldark“ nie nur emotionale, sondern auch soziale Angelegenheiten sind.
Als solche erwiesen sich dank Social-Media-Plattformen auch die Beziehungen der ZuschauerInnen zum Serienhelden: In Großbritannien hat die begeisterte Reaktion auf Aidan Turners Inszenierung als „Eye Candy“ prompt eine Debatte um die „political correctness“ losgetreten, wenn nun Männer- statt Frauenkörper zum Objekt der Begierde gemacht und öffentlich als solche ventiliert werden. Was bei Winston Graham natürlich so nicht angelegt ist, aber irgendwie zu dessen Ideal von ausgleichender Gerechtigkeit passt.
Debbie Horsfields Serienadaption legt den Schwerpunkt mehr auf die Liebschaften und familiären Verwicklungen als auf die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge, wobei sie einige Feinheiten von Grahams Vorlage einebnet – wenn sie z.B. aus dem großen Antagonisten der Reihe, dem Banker George Warleggan, einen blassen Dandy macht, während er in den Romanen als Aufsteiger aus der Unterschicht eine vielschichtige dunkle Spiegelfigur zu Ross Poldark darstellt. Eine Rolle spielen die epochalen Verwerfungen freilich trotzdem, schon weil auch die privaten Beziehungen in „Poldark“ nie nur emotionale, sondern auch soziale Angelegenheiten sind.
Als solche erwiesen sich dank Social-Media-Plattformen auch die Beziehungen der ZuschauerInnen zum Serienhelden: In Großbritannien hat die begeisterte Reaktion auf Aidan Turners Inszenierung als „Eye Candy“ prompt eine Debatte um die „political correctness“ losgetreten, wenn nun Männer- statt Frauenkörper zum Objekt der Begierde gemacht und öffentlich als solche ventiliert werden. Was bei Winston Graham natürlich so nicht angelegt ist, aber irgendwie zu dessen Ideal von ausgleichender Gerechtigkeit passt.
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