Eine Belgierin, die ihre 18-jährige Tochter im Urlaub auf Zypern wähnt, erfährt durch ein Video, dass diese sich in Wahrheit auf dem Weg nach Syrien befindet, um sich islamistischen Kämpfern anzuschließen. Verzweifelt reist die Frau ihr hinterher, muss jedoch bald erkennen, dass sie die Tochter wohl nicht mehr rechtzeitig einholen wird. Bedrückend-konsequentes Drama, das seine Geschichte geradlinig und wohltuend schlicht erzählt und mit fast idyllischen Bildern einen gelungenen Kontrast zur Tragödie der hilflosen Hauptfigur setzt. Bemerkenswert auch durch den Verzicht auf einfache Erklärungen für die Beweggründe der Tochter.
- Ab 16.
Der Krieg meiner Tochter
Drama | Algerien/Frankreich/Belgien 2016 | 100 Minuten
Regie: Rachid Bouchareb
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- LA ROUTE D'ISTANBUL
- Produktionsland
- Algerien/Frankreich/Belgien
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- 3B Prod./Tassili Films/Arte France/Scope Pic.
- Regie
- Rachid Bouchareb
- Buch
- Olivier Lorelle · Yasmina Khadra · Zoé Galeron · Rachid Bouchareb
- Kamera
- Benoît Chamaillard
- Musik
- Eric Neveux
- Schnitt
- Yannick Kergoat · Emmanuelle Jay
- Darsteller
- Astrid Whettnall (Elisabeth) · Pauline Burlet (Elodie) · Patricia Ide (Julie) · Abel Jafri (Türkischer Polizist) · Bilal Aya (Kader)
- Länge
- 100 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Bedrückend-konsequente Tragödie einer Tochter auf dem Weg zum IS und ihrer sie verfolgenden Mutter
Diskussion
„Meine Mutter war der einzige Mensch in meinem Leben. Ich habe angefangen zu rauchen, zu trinken und sexuelle Beziehungen zu haben. Ich wurde ein schlechter Mensch. Aber dann habe ich Manuel kennen gelernt. Ein gläubiger Muslim…“ Das Bekennervideo aus dem Internet stammt von Elodie. Sie ist gerade 18 Jahre alt geworden und stammt aus einer beschaulichen Idylle in der belgischen Provinz. Doch nun ist sie verschwunden. Ihre Mutter Elsabeth war zunächst wütend, als sie dachte, dass ihre Tochter mit einem Freund, den sie nicht einmal kennt, einfach so auf Zypern Urlaub macht. Doch Elodie hat einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Ihre Spuren verlieren sich an der türkischen Grenze zu Syrien. Ihre Zukunft heißt Islamischer Staat.
Außer den wenigen Worten aus dem Facebook-Video erfährt man kaum etwas von den Beweggründen des Mädchens, das sich gefunden zu haben glaubt. Am wenigsten ihre alleinerziehende Mutter. Auch als sie planlos und verzweifelt aufbricht, um nach Elodie zu suchen, bleibt der Film ganz bei Elisabeth. Bei der Machtlosigkeit und Verzweiflung, ob der schleichenden Erkenntnis, dass sie ihrer Tochter vielleicht für immer verloren hat.
„Der Krieg meiner Tochter“ ist bei aller Konfusion eine ganz unaufgeregte, ganz klare und nachvollziehbare Tragödie. Rachid Bouchareb transportiert seine Geschichte in schlichten, schönen Bildern einer scheinbaren Idylle. Selbst die karge Landschaft an der Grenze hat fast etwas Friedvolles; wäre da nicht der Krieg, der Wahnsinn auf der anderen Seite, der dabei ist, Elisabeths Tochter zu verschlingen. Dem Franko-Algerier ist ein bedrückend-konsequenter Film gelungen. Im Thema hochaktuell und in seiner Umsetzung zeitlos, weil er nicht erklären will, was nicht zu erklären ist.
Kommentar verfassen