Dänemark 1945. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Doch für 2000 deutsche Soldaten, die aus Hitlers Volkssturm direkt in britische Gefangenschaft gerieten und an Dänemark weitergereicht wurden, fängt der Horror jetzt erst an. Während der Besatzung des Landes haben die Deutschen 2,2 Millionen Landminen an der dänischen Westküste vergraben, weil sie eine Landung der Alliierten befürchteten. Diese Minen sollen nun gefunden und entschärft werden, von minderjährigen Jungen, die weder die notwendigen Kenntnisse noch das technische Gerät besitzen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Genfer Konvention die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen verbietet.
Vor diesem Hintergrund erzählt der Film von Martin Zandvliet die Geschichte von elf deutschen Jungen, die innerhalb eines Vierteljahres einen Nordseestrand von 45.000 Tretminen räumen sollen. Dann könnten sie nach Hause gehen, so der dänische Unteroffizier Carl Rasmussen, der die Jungs erbarmungslos antreibt, mit Rückendeckung seines Hauptmanns Ebbe Jensen, der noch weniger Mitgefühl zeigt. Von nun an konzentriert sich der Film auf den technischen Aspekt des Minenräumens: Der Strand ist in kleine Planquadrate unterteilt. Auf dem Bauch liegend, erforschen die Soldaten mit Holzstöcken in kleinen Abständen den Sand, Zentimeter für Zentimeter, nach vorne und zur Seite. Ist eine Mine ertastet, wird sie freigelegt, dann der angerostete Zünder aus dem Sprengsatz gedreht. Die Kamera von Camilla Hjelm Knudsen ist immer nah an den Protagonisten, zeigt zitternde Finger und perlende Schweißtropfen. Das vorsichtige Entschärfen wird so zu einem wesentlichen Spannungselement, das an nervenzerrende Thriller wie etwa Richard Lesters „18 Stunden bis zur Ewigkeit“
(fd 19 220) erinnert und genauso packend ist. Jede falsche Bewegung, jeder Fehler hat fatale Folgen, und der psychische Druck dieser lebensgefährlichen Aufgabe teilt sich unmittelbar mit. Ein Druck, dem die Jungen nicht gewachsen sind, an dem sie förmlich zerbrechen: Als der Strand endlich geräumt ist, leben nur noch vier der elf Soldaten. Und dann befiehlt Jensen, dass die Vier, entgegen der Absprache, noch bei der Räumung eines weiteren Minenfelds helfen sollen.
Trotz der beschriebenen Thrillerelemente geht es in „Unter dem Sand“ um mehr. Zandvliet beleuchtet ein kaum bekanntes Kapitel deutsch-dänischer Geschichte und klopft es auf seine moralischen Fragestellungen hin ab. „Was passiert, wenn ein kleines Land, das über Jahre vom großen Nachbarn extrem gedemütigt wurde, plötzlich die Chance bekommt, Vergeltung zu üben?“, fragt der Regisseur in den Produktionsnotizen. Es geht also um Themen wie Rache und Vergebung, um Schuld und Sühne, auch wenn die deutschen Soldaten viel zu jung sind, um für die Verbrechen des Krieges verantwortlich zu sein. In seinem Bemühen, sein Anliegen deutlich zu machen, greift Zandvliet, der auch das Drehbuch schrieb, in seinen Charakterisierungen und Konflikten zu starken Vereinfachungen. Die britischen Soldaten sind verantwortungslose Trunkenbolde, die dänischen Befehlshaber besonders sadistisch und skrupellos, Jensens Beweggründe werden durch zwei überdramatisierte Ereignisse im Minenfeld – der Unfalltod seines Hundes (!) und die Rettung eines kleines Mädchens – erst verstärkt und dann ins Gegenteil, nämlich zum Verständnis und Mitgefühl für die jungen Soldaten, verkehrt. Ein wenig zu einfach geht diese Rechnung auf, ein wenig zu schematisch treibt der Regisseur das Ende voran. Ein wichtiger Film ist „Unter dem Sand“ trotzdem.