Als der Tod zum Farmhaus kommt, weiß die Familie, was zu tun ist. Bevor die Farmersfrau Addie Bundren aus Mississippi, Mutter von vier Söhnen und einer Tochter, das Zeitliche segnet, beobachtet sie mit strengen Blicken, wie vor ihrem Fenster der Sarg zurechtgezimmert wird. Auch für einen besonderen Leichenzug hat die Matriarchin, die mit harter Hand und scharfer Zunge über die Ihren geherrscht hat, noch vor ihrem Tod gesorgt: Beerdigt werden will sie in ihrer Heimatstadt, 40 Meilen entfernt, und tatsächlich setzt die Familie alles daran, diesen Wunsch zu erfüllen.
Eine peinvolle Reise durch den amerikanischen Süden, in deren Verlauf fast alle Familienmitglieder schwere Verluste der einen oder anderen Art erleiden, beschreibt William Faulkner in seinem 1929 veröffentlichten Roman „Als ich im Sterben lag“. Die selbst für seine Verhältnisse ausgesprochen komplizierte Struktur des Romans setzt sich aus den fragmentarischen Bewusstseinsströmen von 15 Figuren zusammen, das Wesentliche geschieht oft zwischen den Zeilen. Eine Verfilmung war deshalb alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Respekt ist daher das erste, was man angesichts dieser ambitionierten Adaption empfindet, die der omnipräsente James Franco geschrieben und mit sich selbst in einer Hauptrolle in Szene gesetzt hat.
Die Multiperspektivität wird fast durchgängig mit Split-Screen-Bildern umgesetzt, die zum Teil gleichzeitig stattfindende Ereignisse, zum Teil unterschiedliche Blickwinkel auf einen einzigen Vorgang zusammenführen. Dabei dient der Balken in der Bildmitte auch als Trennlinie zwischen den Figuren, die zwar einer Familie angehören, im Grunde aber für sich allein durchs Leben treiben. Was bekenntnishafte Monologe ebenfalls zutage fördern, die – als Voice-Over oder direkt in die Kamera gesprochen – den Film zu einer träumerisch schwebenden Stimmencollage machen.
Mitunter gebärdet sich Franco etwas sehr als Experimentalfilmer, wenn er selbst einfachste Begebenheiten mehrfach hintereinander oder in extremer Zeitlupe zeigt; auch sind seine Filmbilder zwangsweise eindeutiger als jede Romaninterpretation. Dass zum Respekt am Ende auch Bewunderung hinzukommt, liegt vor allem daran, dass neben Franco ein Ensemble außergewöhnlich brillant ausgewählter Schauspieler agiert, die Faulkners Figuren kongenial zum Leben erwecken.