Drama | Israel/Großbritannien/Frankreich 2012 | 110 (24 B./sec.)/106 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Eran Riklis

Ein palästinensischer Junge wächst in den 1980er-Jahren in einem Flüchtlingscamp in Beirut auf. Als er seinen Vater verliert, beschließt er, in die Heimat zurückzukehren, aus der seine Familie einst vertrieben wurde. Helfen soll ihm dabei ein israelischer Bomberpilot, der über dem Libanon abgeschossen wurde. Der eindrückliche Film entwickelt sich vom aufmerksamen Porträt einer Jugend in Kriegszeiten zu einem Road Movie um eine Freundschaft. Von guten Darstellern getragen, büßt er durch symbolisch-schönfärberische Elemente und allzu konstruierte Wendungen doch einiges an Glaubwürdigkeit ein. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
ZAYTOUN
Produktionsland
Israel/Großbritannien/Frankreich
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Bedlam Prod./Far Films/H.W. Buffalo & Co
Regie
Eran Riklis
Buch
Nader Rizq
Kamera
Dan Laustsen
Musik
Cyril Morin
Schnitt
Hervé Schneid
Darsteller
Stephen Dorff (Yoni) · Abdallah El Akal (Fahed) · Alice Taglioni (Leclair) · Loai Nofi (Aboudi) · Tarik Kopti (Seedo)
Länge
110 (24 B.
sec.)
106 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
14.11.2013
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Kriegsfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
Man müsse den Feind lieben, um ihn zu bezwingen, heißt es in „Ender’s Game“ (fd 42007). In dem amerikanischen Science-Fiction-Film ist es ein zwölfjähriger Junge, der sich dies zu Herzen nimmt, womit er in einer gar nicht so fernen Zukunft zum Retter der Welt wird. Das gleiche Motto könnte man auch „Zaytoun“ von Eran Riklis voranstellen, in dem ebenfalls ein Zwölfjähriger im Mittelpunkt steht. Sein Name ist Fahed; er ist ein Palästinenser und ein Halbwaise, seine Mutter ist nur auf einem Foto präsent. Ort der Handlung ist der Nahe Osten: Beirut, Libanon, Israel/Palästina. Man schreibt das Jahr 1982. Fahed lebt mit seinem Vater und seinem Großvater in einem Flüchtlingscamp in Beirut. Er hat ein paar Freunde und einen „palästinensischen“ Hund, er geht zur Schule und büxt ab und zu aus dem Camp aus. Dann stromern er und seine Freunde mit einem Fußball im Anschlag durch die von den Kämpfen gezeichneten Straßen. Von da und dort fliegen den Jungen Beschimpfungen entgegen. Doch sie kümmern sich nicht darum, stürmen weiter. „Tor!“, schreien sie, und ducken sich vor den nächsten Heckenschützen. Eine Kindheit im Krieg, eindrücklich eingefangen in staubig-weiß-braun-grauen Bildern. Im Camp liest der Vater seinem Sohn die Leviten. Opa erzählt vom Haus der Familie, das auf von den Israelis okkupiertem Grund steht: Schön ist die Erinnerung an die Sicht aufs Meer und den Olivenhain, groß ist der Hausschlüssel, den der Großvater bei sich trägt. Faheds Vater züchtet in einem Topf einen Olivenbaum, den er nach der Rückkehr zu Hause einpflanzen will: „Zaytoun“ heißt auf Arabisch Olivenbaum. Die Tage tropfen dahin, das heißt, sie würden dahintropfen, wäre nicht Krieg; „Zaytoun“ spielt ungefähr zur gleichen Zeit wie Ari Folmans „Waltz With Bashir“ (fd 38 978). Immer mal wieder düsen Kampfjets über den Himmel, einmal stürzt einer ab. In der Ferne peitschen Schüsse. Dann fällt eine Bombe. Für Faheds Vater kommt jede Hilfe zu spät; fortan steht sein Name auf der Liste der Märtyrer. Der israelische Pilot im abstürzenden Flieger aber hat überlebt; er heißt Yoni (Stephen Dorff) und wird von palästinensischen Widerstandskämpfern gefangen gehalten. Immer häufiger sind Fahed und seine Freunde in deren Umgebung anzutreffen; später gibt Fahed einmal an, in einem Terroristencamp ausgebildet worden zu sein. Doch dann ist er nicht mehr in Beirut, sondern mit Opas Schlüssel und dem Olivenbaum des Vaters unterwegs nach Israel. Hatte der Tod des Vaters den Sohn noch versteinern lassen, treibt ihn der seines besten Freundes in die Flucht. Und zwar mit Yoni, der dem Jungen einen Deal angeboten hat: Wenn Fahed ihm zur Flucht verhilft, will er ihn samt seinem Hund über die Grenze bringen. In der Folge wandelt sich „Zaytoun“ zum irrwitzigen Road- und Buddy-Movie. Mit dem Taxi, zu Fuß, im geklauten Militärfahrzeug, von Soldaten gejagt, auch mal über ein Minenfeld irrend, geht es Richtung Grenze. Der Hund ist bald nicht mehr mit von der Partie; Yoni trägt lange Zeit Handschellen. Zudem ist er verletzt, er hat eine Schusswunde, die Fahed ihm beigebracht hat. Sie ist entzündet. Doch Fahed heilt sie mit Schnaps und Kräutern. Auch das lernen Kinder im Krieg: das Überleben unter widrigsten Umständen. „Zaytoun“ ist ein eindrücklicher, zweifelsohne auch wichtiger Film. Die beiden Hauptdarsteller Stephen Dorff und Abdallah El Akal wirken als Buddy-Paar durchaus überzeugend. Doch trotz allem Schrecken ist der Film an einigen Stellen zu schönmalerisch, auch zu aufdringlich symbolisch, um ganz glaubwürdig zu sein. Allzu konstruiert wirkt beispielsweise die schicksalshafte Parallele zwischen Fahed und Yoni, der seinen Vater ebenfalls im Krieg verlor und der Fahed als väterlicher Freund am Ende tröstend in die Arme schließt. Oder das Happy End für den Olivenbaum, der auf der Flucht so ziemlich alle Blätter verliert, zuletzt aber doch noch in heimatlicher Erde landet.
Kommentar verfassen

Kommentieren