Robert Mugabe - Macht um jeden Preis

Dokumentarfilm | Südafrika/Großbritannien/Frankreich 2011 | 84 Minuten

Regie: Simon Bright

Robert Mugabe, Staatspräsident von Simbabwe, galt einst als Hoffnungsträger von ganz Afrika. Doch innerhalb der 32 Jahre, die er die Macht im ehemaligen Südrhodesien innehatte, wandelte er sich zum despotischen Diktator, der am Niedergang seines Landes hohen Anteil hat. Der akribische Dokumentarfilm geht mit einer riesigen Materialfülle an Archivbildern und vielen Interviews der exemplarischen Frage nach, wie sich ein Freiheitsheld in einen Gewaltherrscher verwandelt, der über Leichen geht. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
ROBERT MUGABE... WHAT HAPPENED?
Produktionsland
Südafrika/Großbritannien/Frankreich
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Spier Films
Regie
Simon Bright
Buch
Ingrid Sinclair · Llewellyn the Last
Kamera
Nicolaas Hofmeyr · Esko Metsola
Schnitt
Jenny Hicks · Joel Jacovella · Ronelle Loots · Jacques Marais
Länge
84 Minuten
Kinostart
15.11.2012
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Einst galt Robert Mugabe als Hoffnungsträger des gesamten afrikanischen Kontinents. Nach Jahren im Untergrund und im Kampf gegen die britischen Kolonialherren des damaligen Südrhodesien wurde er 1980 Ministerpräsident des neuen, unabhängigen Staats Simbabwe. Nach der Machtübernahme reichte er den ehemaligen Machthabern um den erzkonservativen, weißen Politiker Ian Smith die Hand zu Versöhnung, veranlasste eine Landreform und baute das Gesundheits- und Bildungssystem aus. Simbabwe wurde zum Musterland des Wandels einer ehemaligen Kolonie zu einem demokratischen Staat. Heute liegt das Land ökonomisch am Boden, wird von Hungersnöten, Korruption und Menschenrechtsverletzungen geplagt, ist international weitgehend isoliert und hat noch immer dasselbe Staatsoberhaupt: Robert Mugabe, inzwischen 88 Jahre alt und seit 32 Jahren an der Macht. Anlässlich seines jüngsten Geburtstags im Februar 2012 ließ er sich mit einer sündhaft teuren Party auf Staatskosten feiern. Der (weiße) Filmemacher Simon Bright, selbst in Simbabwe geboren und aufgewachsen, geht in seiner Dokumentation der Frage nach, wie aus einem Intellektuellen, dem einst Freiheit und Menschenrechte über alles gingen, im Lauf eines Vierteljahrhunderts ein Despot werden konnte, der zum eigenen Machterhalt über Leichen geht. Beim Versuch einer Antwort zeichnet der Film Mugabes Biografie nach, verbindet sie mit der Geschichte des Landes vor und nach der Unabhängigkeit; ehemalige Weggefährten, Gegner und Experten kommen zu Wort. Brights Inszenierung geht dabei mit derartiger Akribie vor, dass es Zuschauern, die mit dem Sujet nicht vertraut sind, bisweilen schwer fällt, dem Gang der Ereignisse zu folgen; so kann man bei der Schilderung der Rivalitäten und Auseinandersetzungen, Annäherungen und Abgrenzungen innerhalb der damaligen Widerstandsbewegung zwischen Mugabe und Joshua Nkomo durchaus mal ins Schlingern geraten. Bei der Vielzahl der Wahlen, die nahezu vollständig protokolliert werden, bedarf es einer gesteigerten Aufmerksamkeit, um nachzuvollziehen, wer sich gerade mit wem und warum verbündete. Auf der anderen Seite besticht die Dokumentation mit ihrer ungeheuren Materialfülle und Dichte an bewegten Archivbildern, wobei Amateuraufnahmen die Sequenzen aus Fernsehreportagen ergänzen. Derweil berichten die Zeitzeugen von ihrer früheren Bewunderung für den einst integren Hoffnungsträger Robert Mugabe oder beklagen, wie er das Land nach den vielversprechenden 1980er-Jahren in die Katastrophe führte und heute offenbar gänzlich dem Realitätsverlust anheimgefallen ist. Eine Antwort auf die zentrale Frage des Films, wie all das geschehen konnte, vermögen auch sie nicht zu geben. Wenn einer erklärt, Mugabe habe sich um 180 Grad gewandelt, erwidert ein anderer, der Mann sei schon immer so gewesen, er habe sich anfangs nur verstellt.
Kommentar verfassen

Kommentieren