Western | USA 2011 | 107 Minuten

Regie: Gore Verbinski

Während der Autofahrt durch die Mojave-Wüste geht ein Chamäleon seinem Herrchen verloren und findet sich in einem von Wüsten-Kleingetier bevölkerten Western-Städtchen wieder. Dort muss der Gernegroß der Schurkerei ein Ende bereiten und dem ausgetrockneten Ort das Wasser zurückbringen. Ein vor irrwitziger Fabulierfreude, zahlreichen Filmreferenzen und schräg-charmanten Figuren nur so strotzender Animationsfilm mit verblüffend natürlichen CGI-Bildern, der höchst amüsant, anarchisch und hintersinnig zugleich Western-Standards variiert. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
RANGO
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Blind Wink/GK Films/Nickelodeon Movies
Regie
Gore Verbinski
Buch
John Logan
Musik
Hans Zimmer
Schnitt
Craig Wood
Länge
107 Minuten
Kinostart
03.03.2011
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
Genre
Western | Animation
Externe Links
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Heimkino

Enthalten sind Kinofassung (103 Min. = 107 Min. [BD]) und der sog. Extended Cut (107 Min. = 112 Min. [BD]). Die Extras umfassen u.a. einen sehr informativen Audiokommentar mit dem Regisseur, dem "Head of Story" James Ward Byrkit, dem Production Designer Mark McCreery, dem Animation Director Hal Hickel und Visual Effects Supervisor Tim Alexander sowie ein Feature mit zehn im Film nicht verwendeten Szenen (8 Min.) und der Kurzdoku: "Echte Kreaturen aus Dirt" (22 Min.) über die Tiere, die Vorbild für die Fantasiefiguren aus dem Film sind. Die Bonusmaterialien der BD werden ergänzt durch ein zweiteiliges "Making Of"-Feature "Gegen jede Regel: Der Beginn einer neuen Ära der Animation" (28/21 Min.). Die BD-Edition (BD & DVD in einer Verpackung) ist mit dem Silberling 2011 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Paramount (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Paramount (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
Was könnte den Anstoß für eine solch hinreißend verrückte Geschichte gegeben haben? Vielleicht haben Gore Verbinski und Johnny Depp nach den Dreharbeiten zu „Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt“ (fd 38 198) betrunken in der Kneipe darüber sinniert, jene Szene aufzugreifen, in der Jack Sparrow am Ende der Welt im gleißenden heißen Sand umherirrt. Vielleicht träumte Drehbuchautor John Logan angesichts der wirren Handlung von Terry Gilliams „Fear and Loathing in Las Vegas“ (fd 33 325) von einem Chamäleon, das Johnny Depps Rolle übernimmt und den Krimiplot aus Roman Polanskis „Chinatown“ (fd 19 120) zu Ende spielt. Solche Mutmaßungen erklären nur in Ansätzen das Abenteuer, das hier ein zierliches Chamäleon in der staubigsten Wüste des trostlosen US-amerikanischen Südwestens erlebt. Zu Beginn ist das Reptil noch namenlos und stolz auf seine Domestizierung im heimischen Terrarium, in dem es nichts lieber tut, als neu kreierte Theaterstücke auszuprobieren. Dumm nur, dass dieses Terrarium bei der Fahrt über eine trockene Landstraße der Mojave-Wüste aus dem Cabrio des Herrchens verschwindet. Das Reptil trifft am sengenden Straßenrand auf ein platt gefahrenes Gürteltier namens Roadkill, das ihm vom Traum berichtet, einmal auf die andere Straßenseite zu kommen. Schließlich wird das Chamäleon, das sich fortan Rango nennen wird, vom an stressbedingten Lähmungserscheinungen leidenden (weiblichen) Wüstenleguan Bohne aufgegabelt und in die Stadt Dirt geleitet, die die lebensfeindliche Tristesse amerikanischer Westernkäffer ausstrahlt. Dirt hat ein Problem: Es gibt kein Wasser. Die Vorräte sind fast verbraucht, und selbst die stillen Reserven auf der hiesigen Wasserbank gehen zur Neige. Einst lebten die Krötenechsen, Gilas, Mäuse und Wüstenschildkröten in einem kleinen Idyll, doch dann hielt das Unrecht hielt Einzug, und die Guten landeten auf dem örtlichen Friedhof. Würde sich Rango nicht im örtlichen Salon lebensmüde aufspielen und sich zum Helden fabulieren, wäre es wohl dabei geblieben. Doch nun wird er der neue Sheriff, kommt auf sämtlichen Abschusslisten des korrupten Bürgermeisters und ist trotzdem bemüht, Dirt das zu geben, was es am dringendsten braucht: Liebe und Wasser. Was in diesem Animationsfilm als eine Mischung aus Italo-Western und der halben US-amerikanischen Filmgeschichte daherkommt, ist ein erstaunliches Wunder ungezügelter Fabulierlust, die es mit Charles Bukowski und Hunter S. Thompson, aber auch mit Alan Alexander Milne („Pu der Bär“) aufnehmen kann. Das Wundersamste daran ist, dass „Rango“ ebenso gut als psychedelischer Selbsterfahrungstrip für Erwachsene funktioniert wie als rasanter Abenteuerfilm für Kinder ab zehn Jahren. Gore Verbinski schichtet intellektuelle und unterhaltende Erzählebenen dermaßen virtuos übereinander, dass alle ungestört ihre Unterhaltungskraft entfalten können. Tiefgründiges steht da neben Albernem, Ambitioniertes neben Trashigem, Slapstick neben wortgewandten Pointen; nichts von alledem neutralisiert sich, im Gegenteil: Alles befruchtet sich. Dabei kommt „Rango“ zugute, dass hinter seinem tierischen Hauptdarsteller Johnny Depp steht, der seinem Charakter nicht nur (im Original) die Stimme, sondern auch ein wenig Physiognomie und (dank Motion Capturing) viel von seiner „campen“ Attitüde geliehen hat: Jack Sparrow lässt grüßen! Wie kaum ein anderer Hollywood-Schauspieler vereint er Anarchie, Intellekt und Unterhaltung. (David Nathan, die deutsche Synchronstimme von Johnny Depp, adaptiert perfekt sein Alter Ego.) Zur dramaturgischen Radikalität gesellt sich die formale Perfektion: Die kalifornische Firma Industrial Light and Magic (ILM), die von „Krieg der Sterne“ (fd 20 658) bis „Avatar“ (fd 39 663) das Maß aller Dinge im Bereich der visuellen Special Effects ist, verantwortet mit „Rango“ ihren ersten Animationsfilm, und selbst die aufwändigen stereoskopischen 3D-Grafiken aus „Avatar“ verblassen angesichts der verblüffenden Natürlichkeit, mit der hier selbst das kleinste Sandkorn rieselt. Man taucht in die kräftigen Farben eines märchenhaft-rasanten Trickfilms ein und vergisst sogleich die triste Alltagswelt. Das ist das wahre Kino!
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