Wasser und Seife

Dokumentarfilm | Deutschland 2008 | 85 Minuten

Regie: Susan Gluth

Dokumentarfilm über drei Frauen, die in einer Hamburger Wäscherei arbeiten. Er begleitet sie bei der Arbeit und in der Freizeit und vermittelt dabei lebendige Porträts. In der repetitiven Einlassung auf die Lebenswirklichkeit der Frauen erschließen sich individuelle Träume und Schicksale, aber auch Strukturen und Mechanismen eines zunehmend unmenschlichen Arbeitsmarktes. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Susan Gluth Filmprod./ZDF (Das kleine Fernsehspiel)
Regie
Susan Gluth
Buch
Susan Gluth
Kamera
Susan Gluth
Musik
Nils Koppruch
Schnitt
Ulrike Tortora · Jean-Claude Piroué · Uli Schön · Susan Gluth
Länge
85 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Nach dem Schleudergang ist vor dem Einweichen. Automatisch rieselt schon die nächste Ladung Vollwaschmittel in die Trommel, während die Arbeiterinnen nebenan Handtücher, Ärztekittel und Freizeithemden zusammenlegen oder sich über Kunden ärgern, die Papiertaschentücher in ihren Hosen vergessen haben: ein normaler Morgen in einer Hamburger Wäscherei. Wenn zum Vorspann von Susan Gluths Dokumentarfilm – der einiges mit Hans Christian Schmids demnächst anlaufender Doku „Die wunderbare Welt der Waschkraft“ gemein hat – der Wasserdampf aus einem Ventil am Dach des Kleinunternehmens schießt, spürt man schon, dass drinnen unter Hochdruck geschuftet wird. Affenhitze, angesengte Hände, Rückenweh und barsche Sprüche gehören zum Alltag dreier Frauen, in deren Arbeit und Freizeit „Wasser und Seife“ interessante Einblicke gewährt. Gluths schöner kleiner Film lebt von diesem wassermühlenartig sich wiederholenden Wechselspiel von Bügeln und Spazierengehen, doch die Bewegung, die sich aus winzigen Drehmomenten, Geschichtenfragmenten und Satzfetzen zusammenfügt, geht auch in die Tiefe, wie eine Spirale. Mehr und mehr zeichnen sich Schicksale, unerfüllte Wünsche, kleine Fleckenränder auf dem Lebensmuster der drei porträtierten, nicht mehr ganz jungen Frauen ab, ohne dass die würdevollen Wäscherinnen jemals ihren grundsätzlichen Optimismus über Bord zu werfen bereit sind. Monika steht kurz vor der Rente. Seit 20 Jahren arbeitet sie im Betrieb auf der anderen Seite der Elbe, zu dem sie mit Bus und Bahn täglich anderthalb Stunden hin und wieder zurück fährt. Vor Jahren ist sie vor ihrem trunksüchtigen Ehemann fortgelaufen und hat nach der Scheidung auch ihre vier Kinder nicht wiedergesehen. Das Gekreisch von Wellensittichen erfüllt Monikas Zweizimmerwohnung, liebevoll umsorgt sie ihren herzkranken Terrier Bonnie, der zum zwölften Geburtstag ein neues Halsband und Schweinebraten bekommt. Auch Gerda lebt seit der Trennung von ihrem Mann allein, der sie zwei Jahre lang unbemerkt mit einer anderen betrog. Ein altes Paarbild hängt trotzdem über ihrem Sofa. In ihrem Leben „war nix Schönes“, sagt Gerda, außer „wie ich Nicole gekriegt hab’“; stolz sei sie mit ihrem dicken Bauch in die U-Bahn gestiegen, damit jeder ihr Mutterglück sehen konnte. Manchmal fühlt sie sich bei der Arbeit wie im Gefängnis, so „abgeschnitten von allem; aber das ändert sich ja jetzt“. Der Betrieb wird umgebaut. Günther, der Chef, hockt schon über den Plänen. Wenn die alten Rohre platzen, macht sich in der Wäscherei die schlechte Laune breit. Tatjana, die jüngste, mit einem Konditor verheiratete Kollegin, müht sich in den engen Gängen beim Zusammenlegen der großen Tischtücher ab. „Tischwäsche musst Du lernen“, habe die erfahrene Gerda am Anfang zur Endvierzigerin gesagt, „vor allem, wenn ich nicht mehr da bin“. Beim Abholen einer Tischdecke bemerkt eine Kundin halb scherzhaft, für den Preis der Reinigung hätte sie sich gleich eine neue Decke kaufen können. Berichtet der Chef dann noch von den Wäschereikonkurrenten, die sich gegenseitig bis an den Rand der Ineffizienz unterbieten, begreift man den Druck, dem der Mittelstand heute ausgesetzt ist. Man glaubt Günther aufs Wort, dass für seine Mitarbeiterinnen kein Cent mehr Stundenlohn herausspringt, und man bewundert die Frauen, die ihre Arbeit trotz aller Mühen nicht missen wollen und einmal die Woche unverdrossen ihren Lottoschein ausfüllen.
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