Ein Hochstapler landet im Gefängnis, nachdem ihn eine attraktive Frau von der rechtzeitigen Flucht vor der Polizei abgelenkt hat. Nach der Haft auf Bewährung wieder auf freiem Fuß, stößt er erneut auf die Schöne und erfährt, dass sie unfreiwillig als Prostituierte arbeitet. Er will sie von ihren Schulden befreien und greift auf seine alten illegalen Maschen zurück. Die mit formal eher bescheidenen Mitteln inszenierte Komödie um die Psychologie eines notorischen Betrügers besticht durch feine Beobachtungen, treffsichere Dialoge und von vorzüglichen Darstellern glaubwürdig gezeichnete Figuren.
- Ab 14.
So glücklich war ich noch nie
Komödie | Deutschland 2008 | 94 Minuten
Regie: Alexander Adolph
1 Kommentar
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Eikon Media/ZDF (Das kleine Fernsehspiel)
- Regie
- Alexander Adolph
- Buch
- Alexander Adolph
- Kamera
- Jutta Pohlmann
- Musik
- Dieter Schleip
- Schnitt
- Silke Botsch
- Darsteller
- Devid Striesow (Frank) · Nadja Uhl (Tanja) · Jörg Schüttauf (Peter) · Floriane Daniel (Marie) · Thorsten Merten (Schlickenrieder)
- Länge
- 94 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Zuletzt widmete sich Steven Spielberg mit „Catch Me If You Can“ (fd 35 815) der in Literatur und Film beliebten Figur des Hochstaplers. Alexander Adolph setzte 2007 mit dem faszinierenden Dokumentarfilm „Die Hochstapler“ (fd 38 129) notorischen Lügnern, Betrügern und Fälschern gar ein Denkmal, indem er vier verurteilte Straftäter zu Wort kommen ließ, ohne sich zu moralisierenden Gesten aufzuschwingen. Die umfangreiche Recherche zum Thema ist auch seinem ersten Spielfilm anzumerken. Die Figur eines Berliner Hochstaplers, der mehr scheinen will als er ist, überzeugt auf Anhieb durch ihre komplexe Zeichnung, die keine noch so abwegige Erklärung seines halsbrecherischen, mitunter auch urkomischen Treibens auslässt. Eine bessere Besetzung als Devid Striesow ließe sich in der ersten Garde der deutschen Schauspieler wohl kaum für diese dankbare Rolle finden. Mit seinem einzigartig in alle Richtungen vibrierenden Spiel verfügt er über genug Potenzial, um abstoßend und dank des kreativen Umgangs seiner Figur mit jeder noch so hoffnungslosen Lebenslage zugleich sympathisch zu wirken – zudem sich bald herausstellt, dass es in seiner Umgebung kaum jemanden gibt, der nicht die Kunst des Täuschens und Vormachens beherrscht.
Der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Frank setzt diese Kunst allerdings bewusst und mit Sinn für sportliche Selbstinszenierung ein. Wenn er im maßlosen Rausch der Scheinidentitäten den Überblick verliert und den passenden Moment zum Ausstieg verpasst, gerät sie ihm allerdings zum Verhängnis, wie in der teuren Boutique, wo er einer schönen Blonden den Hof macht, ohne zu merken, dass die Bedienung längst seine Kreditkarte als gestohlen identifiziert hat. Der anschließende Aufenthalt im Gefängnis bringt keine Heilung; kaum zurück in der grauen Realität eines gerichtlich auf Bewährung verordneten Ein-Euro-Jobs, entdeckt er die vermeintlich gut situierte Blondine ausgerechnet in einem Puff. Dass sie als Prostituierte arbeitet, stört ihn nicht, schließlich verkaufen sie beide Illusionen. Schon eher, dass sie es nicht freiwillig tut. Um sie von ihren Schulden zu befreien, kehrt er zu seinen bewährten Methoden zurück, gibt den gebräunten Makler, den Anlageberater mit millionenschweren Aktiendeals, der seine Opfer mit Gewinnen aus verbotenem Insiderhandel ködert, oder den Geschäftsmann auf Achse zwischen London, Oslo und Moskau. Wie immer ist er dank ausgeprägter Menschenkenntnis rasch am Ziel. Nur dass ihn diesmal die Frau an seiner Seite schneller durchschaut als ihm lieb sein kann.
Alexander Adolph gelingt eine von Lebensklugheit und feiner Beobachtungsgabe getragene Komödie mit treffsicheren Dialogen, die im Kino zwar wegen ihrer bescheidenen Machart deplatziert ist, dank des auftrumpfenden Gespanns Striesow und Nadja Uhl aber für sich einnimmt. Auch die Nebenfiguren sind trotz Überspitzung jederzeit glaubwürdig: der selbstgerechte Bewährungshelfer, die bestechliche Vorgesetzte der Putzkolonne oder der Politiker der Freien Liberalen, der seine parteipolitische Parole der „Hilfe zur Selbsthilfe“ als Einladung zur Bereicherung durch Insiderhandel versteht. Als satirischer Kommentar zur aktuellen Finanzblase zu zaghaft, als psychologische Studie eines vom Wunsch nach Freiheit getriebenen Realitätsflüchtlings ein veritables Karussell der Gefühle, verrät der Film einiges über die inneren Mechanismen, die Hochstapler antreiben.