- | Belgien 2005 | 85 Minuten

Regie: Jan Verheyen

Ein talentierter zwölfjähriger Fußballspieler muss eine Krise meistern, als sein Vater stirbt und seine sportliche Zukunft durch eine Verletzung in Gefahr gerät. Ein beeindruckender Film über Tod, Trauer und Abschiednehmen, aber auch erste Liebe, der trotz der ernsten Themen humorvoll inszeniert ist, durch gute Darsteller überzeugt und mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen aufwartet. Das überzeugende belgische Remake eines niederländischen Films vermittelt Kindern die Zuversicht, dass sich auch schwierige Lebenssituationen meistern lassen. - Sehenswert ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
BUITENSPEL
Produktionsland
Belgien
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Menuet Prod./SCOPE Invest
Regie
Jan Verheyen
Buch
Frank Ketelaar · Ed Vanderweyden
Kamera
Danny Elsen
Musik
Jan Leyers
Schnitt
Philippe Ravoet
Darsteller
Ilya van Malderghem (Gilles) · Filip Peters (Bert) · Joke Devynck (Anne) · Pauline Grossen (Emma) · Peter Bulckaen (Joris)
Länge
85 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 10.
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Diskussion
Ein interessanter Filmstoff allein garantiert noch keinen guten Film, aber er ist eine wichtige Voraussetzung. Im Bereich des Kinderfilms haben es Literaturadaptionen daher oft einfacher beim Publikum. Ein seltener Glücks- und Sonderfall ist hingegen „Gilles“, der mit Verzögerung nun wenigstens digital in die Kinos kommt. Der originäre Filmstoff über einen fußballbegeisterten Jungen, der sich mit dem Tod des Vaters und mit seiner durch eine Verletzung in Frage gestellten Fußballkarriere auseinander setzen muss, wurde nach einem Drehbuch von Frank Ketelaar schon einmal verfilmt: 2004 in den Niederlanden von Joram Lürsen, erhielt auf Festivals zahlreiche Preise, kam aber nicht in die deutschen Kinos. Bereits ein Jahr später wagte sich der belgische Regisseur Jan Verheyen an denselben Filmstoff und erhielt mit seiner um ein differenzierteres Ende bereicherten Version ebenfalls auf Anhieb mehrere Preise, darunter allein die drei Hauptpreise auf dem 11. Internationalen Chemnitzer Filmfestival für Kinder und junges Publikum. Aus den orangefarbenen Trikots der niederländischen Nachwuchsspieler in Lürsens „In Orange“ sind bei Jan Verheyen die „Roten Teufel“ der belgischen Jugend-Nationalmannschaft geworden. Der auf dem Rasen äußerst talentierte zwölfjährige Gilles träumt wie sein Freund Désiré davon, in dieses Team aufgenommen zu werden. Bert, Gilles ehrgeiziger Vaters, musste einst wegen einer Verletzung seine eigene Fußballkarriere aufgeben; seinem Sohn ist er enger Freund und strenger Trainer zugleich. Bei einem Testspiel von Gilles aber bricht er tot am Spielfeldrand zusammen. Gilles kommt mit diesem tragischen Verlust nicht klar. Im ersten Augenblick möchte er das runde Leder an den Nagel hängen, schon bald aber erscheint, nur für ihn sichtbar, der tote Vater und ermuntert ihn zum Weitermachen, gibt ihm sogar besserwisserische Ratschläge für sein Spiel. Den Sorgen seines Sohns schenkt er dabei kaum Gehör; denn nach einer Verletzung, die sich Gilles bei einem Wettkampf zuzieht, rät ihm der Arzt dringend davon ab, weiter Fußball zu spielen, um eine dauerhafte Schädigung des Fußes zu vermeiden. Gilles ignoriert diese gegenüber der Mutter verheimlichte Diagnose, zumal er seine Schmerzen durch eine Cortisonsalbe lindern kann, die ihm die Apothekertochter Lies aus Liebe heimlich besorgt. Am Ende muss Gilles allein herausfinden, wie er Abschied nehmen kann – von seinem verstorbenen Vater und möglicherweise auch vom Fußballsport. Tod, Trauer und schmerzhaftes Abschiednehmen: Das klingt nach einem schwierigen Film, der alles andere als Unterhaltung verspricht, zumal in wichtigen Nebenhandlungen auch noch die Freundschaften zu dem nicht minder talentierten schwarzen Désiré aus der Jugendmannschaft und zu dem behinderten Mark, der als Aushilfe im Gemüseladen des Vaters beschäftigt war, angerissen werden. Gilles kommt auch mit dem neuen Freund der Mutter, der ihr in den schwierigen Zeiten nach dem Tod von Bert beistand, nicht zurecht. Und doch ist „Gilles“ alles andere als ein bemühter Problemfilm. Er spricht die Gefühle junger und sicher auch älterer Zuschauer ganz unmittelbar an. Die benannten Themen von der durch den Tod des Vaters zugespitzten Auseinandersetzung mit den Eltern über die Übernahme zusätzlicher Verantwortung in der Familie und für die eigene Zukunft bis zur schräg inszenierten ersten Liebe mit der beharrlich ihr Glück einfordernden Lies werden mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit angesprochen, aber zugleich in einer leichten und humorvollen Weise inszeniert, die Kinder nicht überfordert und ihnen Mut und die Zuversicht vermittelt, dass sich auch schwierige Lebenssituationen bewältigen lassen. Neben rundum überzeugenden Darstellerleistungen vor allem des Protagonisten selbst sind Kameraarbeit und Montage besonders hervorzuheben, die selbst schwierige Szenen wie Gilles Verschwinden in die Schattenwelt des Vaters nachvollziehbar machen und ganz auf das visuelle Erlebnis und das besonders kinotaugliche CinemaScope-Format abzielen. Mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen und -fahrten sowie dem Einsatz von Zeitlupe sind auch die spannenden Spiele auf dem Rasen gedreht und lassen die Zuschauer die Begeisterung des Jungen für seinen Sport unmittelbar miterleben.
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