30 Jahre nach der Trennung trifft sich ein einst gefeiertes Traumpaar des europäischen Kinos in London wieder, wo die immer noch gekränkte Schauspielerin, die einst den untreuen Geliebten verließ, dem Ex-Partner einen Preis für sein Lebenswerk als Regisseur überreichen soll. Während bei ihm die alte Liebe neu entflammt, zeigt sie ihm die kalte Schulter, erliegt aber letztlich der Verführungskunst des Charmeurs. Hervorragend gespielte Screwball Comedy in bester Tradition, deren Hauptdarstellern man das Vergnügen an ihrer Arbeit ansieht. Die trefflich besetzten Nebenrollen verleihen dem Film zusätzlichen Charme. Sinnenfrohes Kino mit Verständnis für menschliche Schwächen, das für ungehemmte Lebenslust im Alter plädiert.
- Sehenswert ab 14.
Wir verstehen uns wunderbar
Komödie | Frankreich/Großbritannien/Rumänien 2006 | 92 Minuten
Regie: Antoine De Caunes
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- DÉSACCORD PARFAIT
- Produktionsland
- Frankreich/Großbritannien/Rumänien
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- Loma Nasha/Tigerfish
- Regie
- Antoine De Caunes
- Buch
- Antoine De Caunes
- Kamera
- Pierre Aïm
- Musik
- Steve Nieve
- Darsteller
- Jean Rochefort (Louis Ruinard) · Charlotte Rampling (Alice d'Abanville) · Isabelle Nanty (Rageaud) · Ian Richardson (Lord Evelyn Gaylord) · Simon Kunz (Randall)
- Länge
- 92 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Es gab Zeiten, da galten der Filmregisseur und die Schauspielerin als Glamour-Stars des europäischen Kinos. Sie feierten gemeinsam Erfolge und wurden von Publikum und Kritik geliebt. Dann verließ die Schauspielerin den berüchtigten Frauenhelden ohne jede Erklärung und kehrte heim nach England, wo sie einen reichen Lord heiratete, Theater spielte und sich der Erziehung ihres Sohnes widmete, dessen Geburt sie dem untreuen Geliebten verschwiegen hatte. 30 Jahre später begegnet sich das zerstrittene Paar in London wieder. Als ausgerechnet die ehemalige Muse dem Regisseur den Britischen Filmpreis für sein Lebenswerk überreichen soll, nehmen die Komplikationen ihren Lauf: Nicht mehr als eine „petite romance“ sei das gewesen, was sie beide einst verband, behauptet die Gekränkte zickig. Der eitle Regisseur schäumt vor Wut, immerhin verdanke die Undankbare ihm ihre Karriere. Je mehr er die alternde Diva aufs Neue erobern möchte, um so mehr kontert sie mit giftigen Sticheleien und eiserner Abwehr, bis das Eis nach unzähligen Hindernisläufen und Unheil verheißenden Trommelwirbeln doch noch schmilzt und die alte Liebe triumphiert.
Bereits der nostalgische Vorspann in Schwarz-weiß, eine elegante Collage in Anlehnung an die Filme der Nouvelle Vague und der Cinecittà eines Fellini, kokettiert mit dem Glamour vergangener Kinozeiten, zeigt er doch Charlotte Rampling und Jean Rochefort in authentischen Aufnahmen als jung-verwegene Nachwuchsstars der späten 1960er-Jahre. Der Vorspann erweist sich dann auch als Programm des Films, denn nicht nur die Geschichte von zwei stolzen Egos auf Kollisionskurs verweist auf die Screwball Comedies von Regisseuren wie Howard Hawks, George Cukor, Frank Capra oder Ernst Lubitsch; in jeder Szene schwingt das genretypische flotte Erzähltempo mit und entsprechend pointiert fallen auch die Wortgefechte aus. Während Jean Rochefort seit seiner Zusammenarbeit mit Pierre Richard und Louis de Funès leichte Unterhaltung nicht fremd ist, war Charlotte Rampling bisher auf das dramatische Fach abonniert. Auch wenn leider manch ein Gag ins Leere geht, ist es eine seltene Freude der frankophilen Britin dabei zuzusehen, wie sie in diesem ungewohnt verspäteten Geschlechterkampf ihre komische Seite zum Besten gibt und ihr Image der unterkühlten Schönheit ironisiert. Und auch Rochefort macht mit seiner beschwingten Körpersprache keinen Hehl daraus, dass ihm der Dreh Vergnügen bereitet hat, auch wenn der Enthusiasmus manchmal mit ihm durchgeht und seine Darstellung an der Grenze zur Karikatur balanciert. Die neue alte Verliebtheit wirkt sich wie eine Frischzellenkur aus und stürzt den immer noch leidenschaftlichen Don Juan, der seinen Ruf inzwischen mit diversen Mittelchen verteidigen muss, in manch ein nicht altersgemäßes Manöver, so dass auch schon mal der Notarzt gerufen werden muss. Die stimmige Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern und die vortrefflich besetzten Nebenrollen, darunter Ian Richardson als schwuler Ehegatte der Diva oder Boy George als nervtötender Schnulzensänger, retten die vor keiner Albernheit scheuende romantische Komödie davor, ins allzu Seichte zu entgleiten. Ein weiteres Plus des ganz auf das englisch-französische tête-à-tête setzenden Films ist, dass er bei allem angestrengten Wirbel für ungehemmte Lebenslust im Alter plädiert und sein Anliegen mit fein gesponnener Ironie präsentiert. Bestes europäisches Unterhaltungskino, charmant, sinnenfroh und mit viel Verständnis für menschliche Schwächen.
Kommentar verfassen