Die Treue der Frauen - La Fidélité

- | Frankreich 2000 | 159 Minuten

Regie: Andrzej Zulawski

Eine renommierte Fotografin zerreißt sich zwischen einem Ehemann, den sie liebt, aber nicht begehrt, und einem jungen Draufgänger, den sie begehrt, aber nicht liebt. Bis zum bitteren Ende bleibt sie ihrem ehelichen Treueschwur verbunden, zieht sich gar vor den Wirrnissen der Leidenschaften in die Einsamkeit einer Sektenkommune zurück. Die Protagonisten muten wie in allen Filmen von Andrzej Zulawski wie atemlose, gehetzte Kreaturen des fatalen Spiels ihres Schicksals an; dabei ist die Ursache ihres existenziellen Leids so banal wie zerreißend: Sie leiden an ihrer Sucht nach Leben und Liebe. In rasanten Bildfolgen entfesselt der Film Hysterie, Tod, Melancholie, Hass, Wut, Verzweiflung und Zärtlichkeit. Ein ebenso atemberaubendes wie anstrengendes Werk. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LA FIDÉLITÉ
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Canal +/France 3 Cinéma/Gémini
Regie
Andrzej Zulawski
Buch
Andrzej Zulawski
Kamera
Patrick Blossier
Musik
Andrzej Korzynski
Schnitt
Marie-Sophie Dubus
Darsteller
Sophie Marceau (Clélia) · Pascal Greggory (Clève) · Guillaume Canet (Némo) · Michel Subor (Rupert MacRoi) · Magali Noël (Clélias Mutter)
Länge
159 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Galileo (16:9, 1.85:1, DD5.1 frz./dt.)
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Diskussion
Die Protagonisten der Filme des polnischen Regisseurs Andrzej Zulawski muten wie atemlose, gehetzte Kreaturen des fatalen Spiels ihres Schicksals an, wie Puppen nahezu metaphysischer Intrigen und Mechanismen. Und doch ist die Ursache ihres existenziellen Leids so banal wie zerreißend: Sie leiden an ihrer Sucht nach Leben und Liebe. Das Leid seiner tragischen Heldinnen und Helden ist Zulawski ernst; ohne jedes distanzierende Augenzwinkern verleiht er deren überflutenden Leidenschaften apokalyptische Größe. So ist sein Kino kein bescheidenes, dezentes, sondern ungeachtet langer Phasen der Ruhe und des Verharrens stets großes, erschütterndes Kino, das die Möglichkeiten des Mediums rasant durchmisst. Erstaunlicherweise gelang es Zulawski immer wieder, Produzenten für seine bizarren Szenarien zu finden, die zumindest vom Skandal-Image seiner exzessiven Bildwelt zehren konnten. Der ambitionierte spanische Produzent und Förderer vernachlässigter Talente, Paolo Branco, produzierte „Die Treue der Frauen“. Sophie Marceau spielt die renommierte Fotografin Clélia, die das Image eines Skandal-Verlegers aufbessern soll. Durch ihre Arbeit gerät sie zwischen zwei Männer: Clève, einen soliden Redakteur, der sie liebt, und Nemo, einen zynischen Sensationsfotografen. So zerreißt sie sich zwischen einem Ehemann, den sie liebt, aber nicht begehrt, und einem jungen Draufgänger, den sie begehrt, aber nicht liebt. Bis zum bitteren Ende bleibt sie ihrem ehelichen Treueschwur verbunden, zieht sich gar vor den Wirrnissen der Leidenschaften in die Einsamkeit einer Sektenkommune zurück, nur um schließlich ihr Schicksal als Gegenstand eines Fernsehfilms zu sehen – inszeniert von Nemo. Dazwischen in rasanten Bildfolgen: Hysterie, Tod, Melancholie, Hass, Wut, Verzweiflung und Zärtlichkeit. So verschieden wie auch ihr fotografisches Werk, so verläuft auch Clélias und Nemos emotionaler Zickzackkurs angesichts ihrer Unfähigkeit, sich selbst zu verorten. In den Armen liegen sie sich erst, als ihr Leben bedroht wird – von den Agenten eines korrupten Organspende-Unternehmens. Das unerwartete Massaker verklärt Zulawski folgerichtig zur traumwandlerischen Etüde: Ihn interessiert nicht der exploitative Topos des Gangstergenres, das er streift; vielmehr lässt er hier den emotionalen Geschlechterkrieg für Momente Bild werden, um eine Grenze zu markieren, die es zu passieren gilt – eine Explosion der Gefühle von ungeahnter Wucht. Es geht um nichts weiter als um das Leben selbst. Ursprünglich wollte Sophie Marceau die Regie dieser zeitgenössischen Adaption von Madame de La Fayettes „La Princesse de Clèves“ übernehmen, ließ dann aber ihren Mann den Stoff neu adaptieren und umsetzen. In der heutigen Filmlandschaft steht sein ebenso atemberaubendes wie anstrengendes Werk einsam da: Zulawski nimmt das Leid seiner Handelnden ernst, lässt sie nicht im Uneigentlichen trudeln, sondern wünscht ihnen nur eines: sich endlich vergessen zu können im anderen.
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