Die Hochzeits-Crasher

Komödie | USA 2005 | 119 Minuten

Regie: David Dobkin

Filmdaten

Originaltitel
WEDDING CRASHERS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
New Line Cinema/Tapestry Films/Avery Pix
Regie
David Dobkin
Buch
Steve Faber · Bob Fisher
Kamera
Julio Macat
Musik
Rolfe Kent
Schnitt
Mark Livolsi
Darsteller
Owen Wilson (John Beckwith) · Vince Vaughn (Jeremy Klein) · Rachel McAdams (Claire Cleary) · Christopher Walken (Finanzminister William Cleary) · Isla Fisher (Gloria Cleary)
Länge
119 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Warner (1:2.35/16:9/Dolby Digital 5.1)
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Der geborene Jäger weiß instinktiv, wann seine Beute am leichtesten zu schlagen ist. Kein Wunder also, dass die notorischen Junggesellen John und Jeremy während der Hochzeitssaison zum Halali blasen. Getarnt als entfernte Verwandte von Braut und Bräutigam, schleichen sie sich bei ungezählten Feierlichkeiten ein und nutzen die romantische Rührung der weiblichen Gäste schamlos aus. Der Trick ist immer derselbe: Erst wird mit vorgetäuschter Gefühlsduselei das Opfer angelockt, dann mit erfundenen Veteranengeschichten in falscher Sicherheit gewiegt und schließlich wirbelnden Schrittes auf der Tanzfläche „erlegt“. Selten hat ein Leinwandpaar von Schwerenötern in so kurzer Zeit so viele Damen becirct – eigentlich genug, um nach einer berauschenden Exposition in einen zufriedenen Winterschlaf zu fallen. Doch „Die Hochzeits-Crasher“ wäre kein Film aus der Komödienschmiede Hollywoods, wenn die unbeschwerte Verantwortungslosigkeit den Protagonisten nicht zur Buße angerechnet werden würde. Schon leicht verkatert besuchen sie eine Hochzeit in den allerhöchsten Kreisen, ohne zu ahnen, dass die Lacher bald auf ihre Kosten gehen. Jeder von ihnen pirscht sich an eine der beiden Brautschwestern heran und besiegelt damit sein Schicksal: John verliebt sich, Jeremy wird vom Jäger zum Gejagten. Vor einigen Jahren gab es kaum eine Figur aus der „Saturday Night Live Show“, die es nicht vom Bildschirm auf die große Leinwand geschafft hätte. Mit vereinten Kräften halfen Deuce Bigalow und Konsorten, die in der Asservatenkammer der Filmklamotte verschwundene „Nackte Kanone“ zu ersetzen und bereiteten auch David Dobkins „Die Hochzeits-Crasher“ das Feld. Der Film ist eine herrliche Hommage ans Metier der Stegreif-Komödianten, in der ausgerechnet zwei Improvisationskünstler des Amourösen die Bühnen der Hochzeitsgesellschaften dominieren. Mit Will Ferrell hat dann auch einer der Veteranen der amerikanischen Stand-up-Comedy eine perfide Gastrolle als König der Aufreißer übernommen. Die Hauptdarsteller Owen Wilson und Vince Vaughn teilen mit ihm die Gabe, Einstudiertes wie Zugefallenes aussehen zu lassen und sich im Zusammenspiel zu immer größeren Frei- und Frechheiten anzustacheln. Das kommt dem Film wunderbar zugute, gerade weil er im Grunde so schematisch konzipiert ist, dass man nach den dramaturgischen Wendungen die Uhr stellen kann. Die Frage, inwieweit Kunst und Leben überhaupt nach festgeschriebenen Regeln funktionieren, wird im Film selbst zum Running Gag. Ständig zitieren John und Jeremy aus einem mythischen Hochstapler-Handbuch, dessen Weisheiten im entscheidenden Augenblick gleichwohl versagen. Der von seiner jüngsten Eroberung merklich beunruhigte Jeremy besteht darauf, die Hochzeitsgesellschaft des Ministers schleunigst zu verlassen, doch John nutzt seinen Freund um der eigenen Verliebtheit willen als Türöffner ins Allerheiligste. Gemeinsam werden sie auf das Familienanwesen ihrer Gastgeber eingeladen und betreten mal hoffnungsvoll, mal Unheil ahnend das Gebiet millionenschwerer Neurosen. Tatsächlich könnten die Töchter unterschiedlicher nicht sein: Während John mit der lieblichen Claire anbandelt, stürzt Jeremy mit der sexbesessenen Gloria in einen für ihn allein geschaffenen Höllenkreis. So gut die beiden „Hochzeits-Crasher“ miteinander harmonieren, so fein sind in dem Film Romanze und Klamotte gegeneinander ausbalanciert. Eine reizende Szene, in der sich John und Claire bei einer Radtour näher kommen, erinnert an eine Episode im Western-Klassiker „Butch Cassidy und Sundance Kid“ (fd 16 411) und verdeutlicht, was einem ohnehin schon lange schwante: von der Misogynie der Will-Ferrell-Figur sind die beiden Tunichtgute funkelnde Sternenhimmel weit entfernt und im Innersten tatsächlich die hoffnungslosen Romantiker, die sie dem äußeren Anschein nach nur spielen. Zunächst steht ihr Glück noch unter dem Vorbehalt der allfälligen Enttarnung. Doch wer so fest an die Institution der Hochzeit glaubt, wird von der wahren Liebe nicht verschmäht.
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