Exorzist: Der Anfang

Horror | USA 2004 | 113 Minuten

Regie: Renny Harlin

Ein Priester, der wegen traumatischer Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg an seinem Glauben zweifelt, reist 1947 als Archäologe nach Afrika. In einer abgelegenen Ausgrabungsstätte in Kenia enthüllt er das teuflische Geheimnis einer christlich-byzantinischen Kirche. Der als Prequel zur "Exorzist"-Trilogie konzipierte Film entwirft anfänglich geschickt eine unheilige Stimmung, die er jedoch allzu bald an computeranimierte Schockeffekte und ebenso spekulative wie aufgesetzt-verkrampfte Teufelsaustreibungsfloskeln verrät.
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Filmdaten

Originaltitel
EXORCIST: THE BEGINNING
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
Dominion/Morgan Creek Prod.
Regie
Renny Harlin
Buch
Alexi Hawley
Kamera
Vittorio Storaro
Musik
Trevor Rabin
Schnitt
Mark Goldblatt · Todd E. Miller
Darsteller
Stellan Skarsgård (Pater Lankester Merrin) · Izabella Scorupco (Dr. Sarah Novack) · James d'Arcy (Pater Francis) · Remy Sweeney (Joseph) · Julian Wadham (Major Granville)
Länge
113 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Genre
Horror
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Nach der Wiederaufführung von William Friedkins Horrorschocker „Der Exorzist“ als Director’s Cut (fd 34 762) forcierte das Produktionsstudio die bereits Ende der 1990er-Jahre geplante Fortführung der bis dato dreiteiligen Reihe. Das Prequel sollte von der ersten Konfrontation Pater Merrins mit dem archaischen Dämon erzählen, der ihm auf seinen archäologischen Reisen in Afrika begegnete und später in Regan, die Tochter der amerikanischen Schauspielerin Chris MacNeill, gefahren sein soll. Als Regisseur war John Frankenheimer vorgesehen – doch der im Genre erfahrene, gleichwohl anspruchsvolle Filmemacher verstarb im Sommer 2002. Zunächst ersetzte man ihn adäquat durch Paul Schrader, doch dieser wurde im September 2003 von der Mitwirkung an „Exorzist: Der Anfang“ entbunden. Die Produzenten waren von der Rohschnittfassung enttäuscht: sie sei zu komplex – und besäße zu geringes Schockpotenzial. Es wurden sechs Wochen Nachdreh genehmigt; Schrader sollte im Vorspann genannt bleiben, der Actionspezialist Renny Harlin den „Reshoot“ leiten. Aus einigen ergänzenden Szenen wurde dann ein komplett neuer Film, in dem nur noch wenige Minuten von Schraders Version enthalten sind. Schraders Name wurde aus dem Projekt entfernt, das nun Renny Harlin als Regisseur nennt. „Exorzist: Der Anfang“ war dann selbst der amerikanischen Zensurbehörde MPAA zu drastisch für ein angestrebtes RRating; um einem finanziell ruinösen NC-17-Rating zu entgehen, wurde der Film um einige Gewaltspitzen gekürzt. Doch der amerikanische Kinostart geriet zum Flop: Die Kritiken waren überwiegend verheerend, und bei Produktionskosten von etwa 80 Mio. Dollar (30 Mio. für Schraders, 50 Mio. für Harlins Version) wurde der Film zum größten Misserfolg des Studios seit Jahren.

Die Produktionsbedingungen sind derart haarsträubend, dass der Film selbst in den Hintergrund gerät. Dabei ist zumindest die Exposition des Prequels schlüssig und vermag durchaus zu fesseln. Pater Merrin hat seiner Profession abgeschworen; traumatische Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs, als er in Holland hilflos mit ansehen musste, wie etliche Bewohner seines Dorfes von einem teuflischen Nazi-Kommandeur niedergemetzelt wurden, plagen ihn noch zwei Jahre nach Kriegsende. Inzwischen geht er seiner ursprünglichen Tätigkeit als Archäologe nach und bereist den Norden Afrikas. Von einem dubiosen Sammler wird er auf eine Ausgrabung in der abgelegenen Turkana-Region Kenias aufmerksam gemacht, wo man eine vergrabene christlich-byzantinische Kirche entdeckt hat, die nie benutzt wurde, aber seltene Schätze beherbergen soll. Im Auftrag des Sammlers reist er eher widerwillig nach Zentralafrika, wo er von der bizarren Szenerie ebenso fasziniert wie abgestoßen ist. Zusammen mit einem vom Vatikan entsandten Pater und der Ärztin Sarah versucht Merrin, hinter das Geheimnis des Ortes zu kommen, der alles andere als christlich ist.

Stellan Skarsgård verleiht mit seinem ernsten Auftreten und seiner prägnanten Erscheinung den einführenden Minuten eine seriöse Aura, die dem Original von 1973 nicht unähnlich ist. Auch die inszenatorischen Randbedingungen, etwa das geschäftige Kairo im Jahr 1947 oder das karge, von unnahbaren Menschen bevölkerte Dorf nahe der Ausgrabungsstätte vermitteln einen spannungsreichen Exotismus, in dem eine unheimliche Geschichte um Dämonen und Teufel ihren Lauf nehmen kann. Je präsenter das Grauen aber wird, desto mehr spürt man die Verkrampfung: Bereits die erste, mit Computeranimationen aufgepeppte Schocksequenz entzaubert die Atmosphäre derart, dass es dem Film ab da nicht mehr gelingt, die unheilige Stimmung zu erhalten. Die reizvolle Idee einer eingegrabenen Kirche, die dazu dient, etwas Böses zu bannen, das unter ihr liegt, verpufft, sobald der Film bemüht nach Schockelementen sucht. Insgesamt hätte es immer noch zu einer soliden Horror-Melange um den gefallenen Engel Luzifer gereicht, die in ihrer Auseinandersetzung mit dem Bösen eher auf die „Omen“-Trilogie als auf „Der Exorzist“ verweist; doch der plakative Showdown, der in aller Hast die bislang nicht thematisierten Teufelsaustreibungsfloskeln rekapituliert, hinterlässt eher Ernüchterung als Katharsis. Paul Schrader hatte in seinem Vertrag eine Klausel, die ihm eine öffentliche Aufführung seiner Version zusichert – es dürfte spannend werden, sie möglicherweise auf DVD mit der Kinofassung zu vergleichen.

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