Status Yo!
- | Deutschland/Schweiz 2004 | 101 Minuten
Regie: Till Hastretter
Filmdaten
- Originaltitel
- STATUS YO!
- Produktionsland
- Deutschland/Schweiz
- Produktionsjahr
- 2004
- Produktionsfirma
- gute filme switzerland/Discofilm
- Regie
- Till Hastretter
- Buch
- Till Hastretter
- Kamera
- Tamás Keményffy · Robert Ralston
- Musik
- Pflegerlounge · DJ b.side · krutsch · u.a.
- Schnitt
- Till Hastretter · Sässion
- Darsteller
- Sera Finale · Yan Eq · Jamie · Pepi
- Länge
- 101 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 12.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Regisseur Till Hastreiter (Jhrg. 1970) brauchte für seinen Geniestreich einen wachen Blick, die Straßen Berlins und zwei Dutzend HipHop-Aktivisten, die zuallererst sich selbst zur Verfügung stellten. Als Referenz diente ihm seine eigene Vergangenheit, die ihrerseits stark von dieser „einzig existenten Jugendkultur in Deutschland“ (Hastreiter) geprägt ist. Nachdem er das Vertrauen seiner potenziellen Hauptfiguren gewonnen hatte, war die Handlung schnell markiert. DJ Quest, Sera, Yesim, Yaneq, Vivi, 5Amox, Pepi, Camilla, Storm, Dany und die anderen tragen im Film jene Pseudonyme, mit denen sie in Clubs und auf Mauern als Scratcher, Break Dancer oder Sprayer um Aufmerksamkeit kämpfen. Obwohl es ein professionell ausgearbeitetes Drehbuch gab, flossen die konkreten Lebenserfahrungen und -sehnsüchte dieser jungen Menschen mit ein, die man sonst meist nur als pittoreskes Moment des Großstadtlebens wahrnimmt. Durch die episodische Struktur bleiben die dramatischen Ansätze jedoch Fragment. Damit gelingt es dem Film, seine von Beginn an offene, patchwork-artige Erzählform beizubehalten.
Nach nervösem Anfang, der aus lauter Blitzlichtern zusammengesetzt scheint, schälen sich die Konturen des Geschehens heraus. Da ist Sera, der Job und Wohnung verliert und sich als improvisierender UBahn- Rapper durchs Leben schlägt. Vern managt mehr schlecht als recht das Break- Dance-Quintett „5Amox“, kann niemals seinen Mund halten und verbaut sich damit alle Chancen beim anderen Geschlecht. Sascha alias Seassion liebt Yesim, die einem Mann im fernen Anatolien versprochen wurde und eifersüchtig von ihrem Bruder Bülint bewacht wird. Jan alias DJ Quest lebt bei seiner depressiven Mutter, sehnt sich nach einer Begegnung mit dem unbekannten Vater und wird bitter enttäuscht. Yaneq schließlich hat den Ehrgeiz, binnen kürzester Zeit den größten Jam aller Zeiten auf die Beine zu stellen. Daneben gibt es als retardierende Momente noch einige marodierende Nazis, nervende Ordnungshüter und Goldketten beschwerte Paten sowie diverse Verwechslungen und Intrigen. Am kontinuierlichsten wird die Liebesgeschichte zwischen Sascha und Yesim erzählt, alle anderen psychologischen oder kriminalistischen Elemente werde nur angedeutet. Zuletzt verbinden sich die Stränge im Finale, das durch die von Yaneq trotz aller Widerstände doch noch irgendwie bewerkstelligte Party gebildet wird.
„Status Yo!“ darf als ein kleines Wunder gefeiert werden, stellt indes aber kein ausgereiftes Meisterwerk dar. Die Stärken des Films – seine Unbekümmert- und Direktheit, seine inhaltliche Maßlosigkeit und ästhetische Authentizität – wurzeln eher im Dokumentarischen als im Konzeptionellen. Für den vorliegenden Gegenstand hätte jedoch gar kein besserer Ansatz gefunden werden können. Mag der von Anglizismen durchsetzte und semantisch rudimentäre Argot der Handlungsträger in den Augen von Sprachhütern eine Katastrophe darstellen, formuliert sich darin doch ein hohes Maß an Wahrhaftigkeit. Auch wenn mancher den Lebensstil der jungen Menschen als unerträgliches Sich-Treiben-Lassen empfindet, sollte er doch ganz im Gegenteil als Ausdruck ungebrochener Vitalität inmitten eines von Agonie geprägten Status quo gelesen werden. Jugendkultur ist immer auch Protestkultur und zeugt damit von wichtigen Erneuerungspotenzialen. Till Hastreiters wichtigste Botschaft erweist sich als eine optimistische. Als Forschungsobjekt wird sein Film später ohne Zweifel für Ethnologen, Soziologen und andere Akademiker einen hohen Stellenwert erlangen.