The Blessing Bell
Drama | Japan 2002 | 88 Minuten
Regie: Sabu
Filmdaten
- Originaltitel
- KOFUKU NO KANE
- Produktionsland
- Japan
- Produktionsjahr
- 2002
- Produktionsfirma
- IMJ Corp.
- Regie
- Sabu
- Buch
- Sabu
- Kamera
- Masao Nakabori
- Musik
- Yasuhisa Murase
- Schnitt
- Soichi Ueno
- Darsteller
- Susumu Terajima (Igarashi) · Naomi Nishida (Igarashis Frau) · Seijun Suzuki (Geist) · Ryoko Shinohara · Tooru Masuoka
- Länge
- 88 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Drama
Heimkino
Der Mann, der durch diese Landschaft geht, und von dem man irgendwann erfährt, dass er Igarashi heißt und gerade arbeitslos geworden ist, begegnet auf seinem Weg anderen, ähnlich verlorenen Figuren: einer Gruppe Fabrikarbeiter, die ebenfalls entlassen worden sind und dagegen protestieren; einem Yakuza, der ihm erzählt, wie er unter seinem Leben leidet und dass er Organspender werden möchte, dann aber plötzlich mit einem Messer im Bauch tot einen Abhang hinunter fällt; auch einen Polizisten, der ihn als Mordverdächtigen festnimmt. Im Gefängnis trifft er einen richtigen Mörder. Der gibt ihm die Adresse einer Bar, in der seine Frau arbeitet. Als sie mit einem anderen flirtet, schlägt ihr Igarashi einen Blumenkübel über den Kopf. Dann erleidet er einen Unfall. Im Krankenhaus trifft er auf einen scheinbar Sterbenden, der sich als Geist entpuppt. Er rettet ein Baby aus einem brennenden Haus. Eine Lotterie gewinnt er auch, doch das Geld wird ihm später gestohlen. Schließlich landet er in einem Loch, von dem aus er nachts die Sterne betrachtet. Eines ergibt das andere – und die Absurdität im Einzelnen womöglich aus höherer Sicht sogar einen Sinn.
Diese merkwürdige Geschichte von Unwahrscheinlichkeiten mündet in eine Art Heimkehr und in ein wunderbares Schlussbild: Igarashi, der die ganze Zeit über kein einziges Wort gesprochen hat, kehrt am nächsten Tag zu seiner Familie zurück. Hier redet er endlich und erzählt seiner lebensfrohen Frau von dem, was ihm passiert ist – was diese kaum glauben kann und es immer aufs Neue ungläubig wiederholt. Diese letzten Minuten filmt Sabu aus totaler Distanz. Man hört nur das Gespräch des Paares, sieht von beiden nur Fragmente durch ein offenes Fenster. Die Kamera zieht sich zurück, öffnet den Blick und schwenkt dabei sanft zur Seite. Das allerletzte Bild zeigt eine Totale auf das kleine Haus am Rande der Stadt, in dem das Gespräch weitergeht. „The Blessing Bell“ ist letztlich ein auf subtile Weise sehr amüsanter Film über das Geschichtenerzählen und die ihm innewohnende Ironie, darüber, dass im Märchen wie im richtigen Leben alles möglich ist, selbst die absurdesten Entwicklungen. Trotz seiner exzentrischen Form gelingt es dem Film, auch beim widerstrebenden Zuschauer Interesse für seine Story zu wecken. Vielleicht weist die Besetzung der Hauptrolle mit Susumu Terajima, den viele aus Takashi Kitanos Filmen kennen, die Richtung: Weniger Antonioni, Beckett oder Jarmusch, sondern eher Buster Keaton wird geboten. Auch wenn die Pointen diesmal implodieren: Der Schlüssel zu Sabus Film liegt nicht in der Melancholie, sondern im Slapstick.