Der stümperhafte Bankraubversuch eines geborenen Verlierers verknüpft drei Leben auf schicksalhafte Weise. Am Anfang steht der Loser Yasuda (Tomorow Taguchi), der seine Maske für einen geplanten Überfall vergessen hat und sich kurzerhand einen Ersatz im benachbarten Haushaltswarengeschäft besorgen will. Doch aus unerfindlichen Gründen hat der Verkäufer Aizawa (Diamond Yukai), ein frustrierter Rocksänger, etwas gegen den Diebstahl und verfolgt den Ladendieb, nach einem Gerangel unglücklicherweise mit dessen Pistole.
In rasender Geschwindigkeit
In atemberaubender Geschwindigkeit rennen die beiden durch die Straßen, mitten hinein in das Leben des Nachwuchs-Yakuzas Takeda (Shinchi Tsutsumi), der seinem Dasein eigentlich ein Ende setzen müsste, weil er als Leibwächter seines Bosses versagt hat. Doch in (verständlicher) Angst vor dem finalen Schritt beschließt er, einem anderen Leben ein Ende zu bereiten, und da kommen ihm die beiden Läufer gerade recht. Nun jagen drei junge Verlierer durch die Stadt; Takeda ist dabei mit einem Dolch als Mordwaffe ausgestattet.
Drei Sportler bei der Ausübung des japanischen Modesports des Hochgeschwindigkeitsrennens, wenn auch unter anderen Voraussetzungen. Dumm ist nur, dass zwei rivalisierende Yakuza-Clans – einer davon hat das Ableben seines Bosses zu verwinden, muss die Ehre verteidigen und rüstet sich zur Abrechnung – und eine wackere Polizeieinheit das voraussichtliche Massaker verhindern wollen.
Am Ende eines langen Tages, nach ununterbrochenem Rennen und der Ausschüttung vieler Endorphine, rennen die drei Läufer, deren Streit längst vergessen ist, lachend Seite an Seite – bis sie in den Showdown der drei Gruppierungen hineinplatzen. Durch ihr überraschendes Auftauchen können sie das Schlimmste zunächst verhindern, doch dann gibt ein Wort das andere und ein Fehlverhalten zieht das nächste nach sich. Zuletzt hat jeder das, was er wollte, und zumindest Yasuda den glücklichsten Tag seines Lebens erlebt: Er ist so schnell gelaufen wie noch nie.
Ein furioses Regiedebüt
Dem 34-jährige Schauspieler Sabu gelingt es in seinem furios inszenierten Erstlingsfilm meisterhaft, moderne westliche (Kino-) Bilderwelten mit den Traditionen des japanischen Gangsterkinos zu verbinden. Seine jungen Verlierer sind zwar in japanischen Kontexten verhaftet, führen aber ein eher westliches Leben; das gilt auch für den jungen Yakuza, dem die eigene Unversehrtheit schließlich über die sprichwörtliche Ehre geht.
Die alten Clans reagieren auf überkommene Weise; sie gehen lieber mit fliegenden Fahnen und in Strömen von Blut unter, als dass sie die Familienehre beschmutzen und einem Kompromiss zustimmen. Vielleicht sind die Polizisten in dieser Konstellation das Bindeglied und werden deshalb aufgerieben.
Der ungeheuer schnelle, größtenteils mit Handkamera aufgenommene Film bleibt immer auf Höhe seiner Sprinter und verdankt viel von seiner Überzeugungskraft den „Marathon-Männern“, die auch unter großen körperlichen Anstrengungen ein sehr facettenreiches Spiel darbieten. Zwischendrin gibt es immer wieder Yakuza pur, japanische Genretradition, die sich über Wortgefechte absichtsreich hochschaukelt. Das Ganze kulminiert in Situationen, die man von John Woo und Quentin Tarantino kennt, wenngleich sie hier noch deutlich mehr auf die Spitze getrieben werden. Nicht nur der immer wieder zitierte Dreierpack steht sich hier mit den Waffen an den Schläfen gegenüber, vielmehr sind es ganze Heerscharen; spätestens jetzt wird deutlich, dass Sabu all das Blutvergießen, das sehr dezent dargestellt wird, als ironischen Reflex auf eine Verhaltensweise versteht, die bei aller Gewaltbereitschaft, trotz aller Traditionen und gerade wegen der strikten Einhaltung jeder heroischen Attitüde nicht mehr ganz so ernstgenommen werden darf und sollte. Überhöhtes Genrekino als eine Art Abwendung vom Genre.