Der Mitarbeiter einer amerikanischen Menschenrechtsbehörde wird als Wahlkampfbeobachter ins mexikanische Tijuana geschickt, wo er auf ein Massengrab aufmerksam wird, in dem 27 Bürgerrechtler verscharrt wurden. Er versucht, den Fall publik zu machen und zur Anklage zu bringen. Ambitionierter, gut gespielter Politthriller in verhaltener Inszenierung, der ohne Effekthascherei auf den Traditionen des Genres fußt. Allerdings bleiben kritische politische Ansätze immer wieder in Klischees stecken, und dramaturgische Vereinfachung mindern das kritische Potenzial.
- Ab 16.
I Witness
Politthriller | USA/Deutschland 2003 | 95 Minuten
Regie: Rowdy Herrington
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- I WITNESS
- Produktionsland
- USA/Deutschland
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Promark/Videal/I Witness Prod.
- Regie
- Rowdy Herrington
- Buch
- Colin Greene · Robert Ozn
- Kamera
- Michael G. Wojciechowski
- Musik
- Tom Batoy · Alex Menck · Franco Tortora
- Schnitt
- Pasquale Buba
- Darsteller
- Jeff Daniels (James Rhodes) · James Spader (Douglas Draper) · Portia de Rossi (Emily Thomspon) · Clifton Collins jr. (Claudio Castillo) · Jordi Caballero (Captain Madrid)
- Länge
- 95 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Politthriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Zwei Anforderungen hat ein Politthriller zu erfüllen: Er sollte eine substanzielle, möglichst brisante politische Botschaft transportieren und diese in einer kurzweiligen, packenden Geschichte präsentieren. Beide Kriterien werden hier annähernd eingehalten. Der raffiniert konstruierte Plot sorgt mit dynamischen Wechseln zwischen Action und detektivischer Recherche fast durchgängig für aufgeregte Neugier, und die politische Aussage ist durchaus glaubwürdig und unbequem. Am Anfang aber steht eine gezielte Verwirrung. Drei Handlungsstränge werden aufgebaut, die zunächst in keinem erkennbaren Zusammenhang zueinander stehen. In einem eingestürzten Drogentunnel in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana werden 27 Leichen entdeckt, darunter Familien, alte Menschen, Kinder und Babys. Unweit davon werden zwei amerikanische Jugendliche beim Motocross-Fahren erschossen. Und in einer amerikanischen Firma wollen sich die mexikanischen Arbeiter gegen massiven Widerstand zu einer gewerkschaftlichen Vertretung zusammenschließen. James Rhodes soll als Vertreter einer internationalen Menschenrechtsorganisation die Gewerkschaftswahlen im Betrieb überwachen und dokumentieren. Schon bald interessiert er sich aber mehr für die Toten im Tunnel und dafür, dass weder die mexikanische Polizei noch der in die Ermittlungen eingebundene amerikanische Vize-Konsul ein Interesse daran hat, die Hintergründe aufzudecken. Er ermittelt auf eigene Faust, stößt auf zahllose Ungereimtheiten und gerät immer mehr in Lebensgefahr. Im Stile eines Mystery- Thrillers balanciert der Film Zuschauer- und Figurenwissen so geschickt gegeneinander aus, dass man bis zum Schluss mit dem Protagonisten im Dunkeln tappt, rätselt und dann doch wieder plötzlich überrascht wird. Die dramaturgisch exzellent durchkomponierte Krimi-Action bewegt sich ästhetisch auf ansehnlichem Niveau, reicht aber nicht an die individuelle und kunstvolle atmosphärische Dichte thematisch ähnlicher Vorbilder heran. Obwohl „I Witness“ eine übertriebene Moralisierung vermeidet und sich um einen mutigen, differenzierten Blick auf die Geschehnisse bemüht, bleibt der kritische politische Ansatz immer wieder in Klischees stecken. Die durchaus glaubwürdige Anklage gegen eine korrupte mexikanische Polizei und gegen kaum weniger korrupte US-amerikanische Politiker und Wirtschaftskonzerne leidet allerdings unter den dramaturgischen Vereinfachungen und Zuspitzungen.
Kommentar verfassen