In Augenblicken depressiver Spannung rinnen Regentropfen die Fensterscheiben hinab oder gefühlige Musik füllt den Kinoraum. Doch das sind auch schon so ziemlich alle Konzessionen an den Stil traditioneller Melodramen, die sich "Der Doktor" gönnt. Obwohl der Film eine schmerzhafte Geschichte erzählt, arrangiert er sich wesentlich häufiger mit komödiantischen Effekten, wohldosierten Kontrastmitteln, die der bewegenden Story zu um so größerer Wirksamkeit verhelfen. Ja, es sieht in der Tat anfangs eher nach Soap Opera aus, wenn Dr. Jack McKee und sein Team zu Pop-Musik das Skalpell ansetzen. Doch sehr bald enträtselt der Zuschauer die dahinter verborgene Realität. Mc Kee ist einer jener erfolgreichen Chirurgen, die den Eid des Hippokrates mehr als Schwur technischer Höchstleistungen denn als Verpflichtung zur Rettung menschlichen Lebens deuten. Emotionen gehören für ihn nicht ins Krankenhaus, und mit der Ablösung seiner Gefühle für die ihm anvertrauten Patienten hat er auch mehr und mehr die Gefühle für seine Familie abgelegt. In seiner eiskalten Professionalität ist McKee ein Sinnbild modernen Erfolgsdenkens und moderner Technokratie.
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