© Ethan Productions (aus „Die Odyssee der Waisen, 1939-1949“)

Die Jahrhundertkatastrophe (arte)

Themenabend über Menschen und ihre Schicksale im Zweiten Weltkrieg - am 1.4., 20.15-00.05 Uhr, auf arte

Veröffentlicht am
19.03.2025 - 12:34:14
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2025 jährt sich zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs, dessen in Europa offiziell am 8. Mai gedacht wird. Angesichts der verheerenden Auswirkungen der Kriegshandlungen in allen betroffenen Ländern, die auch Jahre später noch Folgen zeitigten, ist dies freilich ein Datum, das für etliche Europäer keineswegs als Abschluss des Kriegs empfunden wird. Ein arte-Themenabend widmet sich mit drei Dokumentationen Kapiteln des Zweiten Weltkriegs, die oft wenig Beachtung finden.

„Die Odyssee der Waisen, 1939-1949“ (20.15-21.50) erinnert an 123 polnische Kinder, die mit Kriegsausbruch über zehn Jahre eine Odyssee erlebten. Zuerst in die Sowjetunion bis nach Sibirien verschleppt, gelangten sie über Zentralasien und den Iran bis in ein Flüchtlingslager in Tansania. Nach Kriegsende wurden sie zum Verhandlungsgegenstand der Siegermächte und landeten schließlich in Kanada. Mit Archivaufnahmen zeichnet der Film die Irrfahrt der Kinder nach und macht deutlich, welche beispiellosen Entwurzelungen Hunderttausende Kinder und Jugendliche in den Kriegsjahren erdulden mussten.

Im Zentrum von „Der Fall Léon K.“ (21.50-23.10) steht der junge jüdische Pole Léon Kacenelenbogen, der mit seiner Familie aus Belgien vor den Deutschen nach Frankreich floh, wo er 1942 verhaftet wurde. Aus den Lagern, in denen er zuerst untergekommen war, schrieb er mehrere Briefe an Marschall Pétain, den Chef der Vichy-Kollaborationsregierung, die ohne Wirkung blieben. Kacenelenbogen gelang am Ende die Flucht und er überlebte den Holocaust. Der Film erinnert an einen unbekannten Zeugen der Menschheitsverbrechen.

„Seelsorge bis zur Hinrichtung: Das Tagebuch des Priesters Stock“ (23.10-00.05) schließlich porträtiert den deutschen Seelsorger Franz Stock, der in Paris Gefangene betreute, die zum Tode verurteilt waren. In seinem Tagebuch hielt er die 863 Hinrichtungen fest, deren Zeuge er war. Der Film sucht Originalschauplätze der Ereignisse auf, präsentiert zum Teil unveröffentlichtes Archivmaterial über das besetzte Paris und stellt einen komplexen Menschen vor, der für das Nazi-Regime tätig war, zugleich aber seine Rolle als seelischer Beistand getreu erfüllte. – Ab 14.

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