Der Golem dürfte eine der bekanntesten Figuren der jüdischen Folklore sein, jenes aus Lehm geschaffene, vom Rabbi Löw auf magische Weise belebte Wesen, das dazu ausersehen war, die jüdische Gemeinde von Prag gegen Verfolgung und Pogrome zu schützen.
Unter der Regie von Paul Wegener, der auch die Titelfigur verkörperte, und Carl Boese entstand 1920 ein Meilenstein des Kinos der Weimarer Republik, der sich der Sagengestalt annahm und sie zum Mittelpunkt eines aufwendigen Historiendramas machte.
Der künstlich ins Dasein gerufene Gigant erfüllt darin zwar zunächst seine Aufgabe als starker Beschützer der Juden, indem er dem Kaiser das Leben rettet und diesen so motiviert, ein Dekret zur Vertreibung der jüdischen Gemeinde aus Prag zu widerrufen; dann aber entwickelt der als dienstbarer Geist kreierte Golem einen eigenen Willen und wird zur Gefahr für das jüdische Ghetto.
Gestaltet im markant-unheimlichen Stil des Stummfilm-Expressionismus, schwingen durch die Fabel gleich mehrere Themen mit aktueller Resonanz: Es geht um jüdisches Leben und die Bedrohung durch den Antisemitismus; aber auch die Problematik künstlich geschaffener Wesen und die Angst der Menschen davor, die Kontrolle über die eigenen Schöpfungen zu verlieren, spielen eine Rolle – Wegeners Gestaltung des Golems soll später die von „Frankenstein“ mitinspiriert haben.
Arte zeigt den Film in vom
Filmmuseum München rekonstruierter und restaurierter Fassung sowie mit einer Rekonstruktion
der Originalmusik, die von Richard Siedhoff verantwortet und für Orchester
bearbeitet wurde. 2023 spielte sie das deutsche Filmorchester Babelsberg ein
und führt sie im Rahmen des Kunstfests Weimar zum ersten Mal auf. - Sehenswert ab 14.