In dem in diesem Jahr in
Cannes mit der „Goldenen Palme“ ausgezeichneten Drama „Anatomie eines Falls“
von Justine Triet geht es nicht nur um die Klärung eines Todesfalls. Vielmehr
kreist der Film furios um gesellschaftliche Rollen- und Beziehungsvorstellungen
und ein sehr zeitgemäßes Aufeinanderprallen unvereinbarer Wahrnehmungen und
Anschauungen. Wahr und falsch, Fiktion und Wirklichkeit, Liebe und Egoismus
lassen sich dabei nicht immer trennscharf voneinander unterscheiden.
Von Sandras Herkunft wissen
wir nur wenig. Ihrem Anwalt gegenüber spricht sie von einem „Shithole“, einem
Kaff in der deutschen Provinz, dem sie als junge Frau entkommen sei. Sie ist
nach London gegangen, hat Karriere als Schriftstellerin gemacht und Samuel
kennengelernt, der an der Universität unterrichtet und auch schreiben will. Ein
Seelenverwandter, sagt sie, nachdem sie sich von Freunden und Familie nie
wirklich verstanden gefühlt hat.
In ihrer Zeit in London bekommen
Sandra (Sandra Hüller