Der Fernsehjournalismus greift immer mehr auf Elemente des
Spielfilms zurück, um seine vermeintlich kargen dokumentarischen Bilder
aufzuwerten. Das führt zu einer ornamentalen Plüschigkeit, die die politische
Substanz erschlägt. Eine exemplarische Analyse anhand der Dokumentation „Die Flut – Chronik
eines Versagens“.
In der Fernsehdokumentation „Die Flut – Chronik eines
Versagens “ (13. Juli in: Das Erste) sieht man nach etwa zehn Minute einen
Karabinerhaken, der – von Musik unterlegt – scharf im rechten Vordergrund (aus
der Perspektive der Betrachtenden) platziert ist, während in der Mitte unscharf
mehrere Feuerwehrwagen mehr zu erahnen als zu erkennen sind, die sich in die
Tiefe staffeln. In der Unschärfe ist zu erkennen, dass ein Mann an den
Feuerwehrwagen vorbei auf die Kamera zukommt. Die Kamera bewegt sich nun nach
links, so dass der Haken aus dem Bild verschwindet. Gleichzeitig wird die
Schärfe so verlagert, dass der Mann genauer zu erkennen ist, der auf einen
neben dem ersten Wagen platzierten Stuhl zugeht.