In den letzten Jahren scheint im Kino, aber auch im Serienfernsehen eine
bisher marginalisierte „Sehweise“ eine immer größere Rolle zu spielen.
Die Rede ist vom „female gaze“, dem „weiblichen Blick“, wie er jüngst
beispielhaft in „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ von Céline
Sciamma inszeniert wurde. Höchste Zeit für eine Begriffsklärung.
In den letzten Jahren konnte man
den Eindruck gewinnen, im Kino – aber auch im Serienfernsehen – sei mehr oder
weniger unvermittelt eine bis dahin unbekannte „Sehweise“ aufgetaucht, die sich regelrecht zu vermehren scheint. Die Rede ist vom „female gaze“, dem „weiblichen Blick“. Plötzlich scheint er sich überall bemerkbar zu machen:
in den Programmreihen der Festivals und Kinematheken, in den
Ausstellungshäusern, aber auch in der Filmkritik. Die „Los Angeles Times“ titelte
etwa: „From ,The Handmaid’s Tale' to ,I Love Dick' the female gaze is thriving
on television“, während
an anderen Stellen immer wieder die Frage auftauchte: Was ist der „female
gaze“ und wie erkennt man ihn?