Becoming Led Zeppelin

Dokumentarfilm | Großbritannien/USA 2025 | 127 Minuten

Regie: Bernard MacMahon

Mit bislang unbekanntem Filmmaterial erkundet die Musikdokumentation die Anfänge der britischen Rockband „Led Zeppelin“, die sich 1968 in einem Keller der Gerrard Street 19 im Londoner Stadtteil Soho zur ersten gemeinsamen Probe traf. Exklusive Interviews mit Robert Plant, Jimmy Page und John Paul Jones sowie dem 1980 verstorbenen John Bonham und viele Live-Mitschnitte von Auftritten aus den 1970er-Jahren verdeutlichen die musikalische Essenz der Band. Allerdings kommt in dem akribisch recherchierten Film niemand anderer zu Wort, was eine kritische Einordnung verhindert und mit Blick auf den Drogentod von Bonham zudem auch recht schönfärberisch wirkt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
BECOMING LED ZEPPELIN
Produktionsland
Großbritannien/USA
Produktionsjahr
2025
Produktionsfirma
Paradise Pict./Big Beach
Regie
Bernard MacMahon
Buch
Bernard MacMahon · Allison McGourty
Kamera
Vern Moen
Schnitt
Dan Gitlin
Länge
127 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm | Dokumentarisches Porträt | Musikdokumentation | Musikfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Doku über die Anfänge der britischen Rockband, die mit seltenen Live-Mitschnitten aus den 1970er-Jahren der Essenz ihrer Musik auf der Spur ist.

Aktualisiert am
24.03.2025 - 12:08:44
Diskussion

Ob der Kinostart von „Becoming Led Zeppelin“ die Nachfrage nach Fotopapier steigen lässt, ist reine Spekulation. Doch Fakt ist: Wer glaubte, sich vor dem ersten Proberaum der Rockband Led Zeppelin in der Gerrard Street 36 in London abgelichtet zu haben, muss das Erinnerungsfoto tauschen. Denn die Straßenseite war die falsche. Im Keller der Hausnummer 19 – damals war im Erdgeschoss ein Zahnarzt, heute ein Nagelstudio – trafen sich im August 1968 vier junge Musiker, die später als Led Zeppelin weltweit die Musikszene erschütterten.

Der britische Filmemacher Bernard MacMahon hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Ursprung der Rockband filmisch zu rekonstruieren. Die Richtigstellung der Legende über den Bandraum nach über einem halben Jahrhundert steht dabei nur pars pro toto für MacMahons Akribie, sicher geglaubte Dinge erneut auf den Prüfstand zu stellen.

Das Ende im Rausch

Die zwölf Jahre, die Led Zeppelin existierten, erscheinen angesichts von Rock-Dinosauriern wie den Rolling Stones, Uriah Heep oder Status Quo lächerlich kurz. Der Anlass für ihr Ende war ein tragischer: der Tod ihres Schlagzeugers John „Bonzo“ Bonham, der am 25. September 1980 nach einem Alkoholexzess im Schlaf an seinem Erbrochenen erstickte. Eine Neubesetzung an den Drums schien den verbliebenen Mitgliedern unvorstellbar, „[…] we could not continue as we were“, hieß es in der Pressemitteilung vom 4. Dezember 1980, mit der sich Led Zeppelin offiziell auflösten.

Bis zu diesem Tiefpunkt dringt die Dokumentation allerdings nicht vor. MacMahon widmet sich vielmehr ganz dem Finden und Reifen der Musiker, die nach ihrer ersten Probe im Keller unter der Zahnarztpraxis spürten: Hier entsteht gerade etwas Einzigartiges. Der Fokus von „Becoming Led Zeppelin“ liegt ganz auf den vier Bandmitgliedern Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John Bonham, die alle ausführlich zu Wort kommen.

Fünf Jahre lang durchforsteten MacMahon und sein Team dies- und jenseits des Atlantiks Keller, Dachböden und Archive, um verschollene Filmaufnahmen, Fotos und Musiktapes rund um Led Zeppelin aufzustöbern. MacMahon hatte bereits bei der Arbeit zur Doku-Reihe „American Epic“ seine Spürnase unter Beweis gestellt, als er den Ursprüngen und Einflüssen der US-amerikanischen Rootsmusik nachstöberte. In „Becoming Led Zeppelin“ ist die Ausgangslage allerdings eine andere. Denn zu diesem Thema sind schon unzählige Bücher, Interviews und Mutmaßungen entstanden, auf die die Macher zurückgreifen konnten.

Ihrer Zeit weit voraus

Mit persönlichen Einblicken in die Lebensgeschichten der Bandmitglieder steuert MacMahon allerdings etwas wirklich Neues zum bisherigen Led-Zeppelin-Kanon bei. Etwa den allerersten Gig des knabenhaften Jimmy Page im Lokalfernsehen oder das Hochzeitsvideo von John Bonham und seiner Ehefrau Pat. Wobei die zweifelhaften Verlockungen des frühen Erfolgs im Film ausgespart bleiben, da es ganz um das musikalische Erleben und Konservieren geht. So platziert MacMahon immer wieder Live-Auftritte in den Film, etwa einen Auftritt 1968 im schwedischen Musikfernsehen, wo die Band wegen vertraglicher Verpflichtungen noch unter dem Titel „The Yardbirds“ in Erscheinung trat. Doch wenn man sieht, wie Robert Plant als 20-Jähriger seine später kulthaft verehrte Stimmgewalt einem gelangweilten Teen-Publikum entgegenschleudert und Jimmy Page mit dem Geigenbogen über seine E-Gitarre fiedelt, erkennt man: Led Zeppelin waren ihrer Zeit weit voraus.

Da niemand außer den Bandmitgliedern zu Wort kommt, bleibt die Sicht auf die Geschichte der Formation sehr subjektiv. Auf Kommentare von Wegbegleitern, Angehörigen oder Menschen aus der Branche wartet man vergebens. Dass die Musiker weniger schöne Dinge wie etwa den Drogenkonsum aussparen, wirkt angesichts des Todes von John Bonham als Schönfärberei.

Das Lachen der Jugend

MacMahon gelingt es jedoch meisterlich, Bonham selbst in die Dokumentation zu integrieren. Der Interviewer und die anderen Musiker reden nicht über ihn, sondern mit ihm. Ermöglicht wird dies durch eines der raren Radio-Interviews aus dem Jahr 1972, als der australische Journalist Graeme Berry den eher scheuen Drummer zum Reden brachte. Das Magnetband mit Bonhams Stimme galt jahrzehntelang als verschollen. Jetzt aber kann man Page, Plant, Jones und John Bonham ein letztes Mal über ihre naive Jugendzeit im Keller von Soho lachen hören.

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