Man kennt Ma Seok-Do (Ma Dong-seok alias Don Lee): Der Detective macht seinen Job lang genug, um von Seouls Unterwelt eben den Respekt zu bekommen, den er sich in drei vorherigen „Roundup“-Filmen mit den Fäusten verdient hat. Aber es gibt trotzdem noch diejenigen, die es auf die harte Tour lernen müssen. Die mit dem Kassenhit „The Outlaws“ (2017) ins Leben gerufene Reihe lebt von ihnen, den Unbelehrbaren, kann sich nicht daran sattsehen, wenn der grantige Cop mit der halboffenen Jacke und Fäusten wie Gullideckeln sie aus dem Bild prügelt – mal ernsthaft verärgert, mal routiniert und gelangweilt, immer aber mit der eindrucksvollen Grazie des tausend Mal geübten Schwingers. Zu spüren bekommen hat diesen in den vorherigen Teilen so ziemlich die Gesamtheit der organisierten Kriminalität aus Fernost. Nach chinesischen Gangstern, korrupten Cops aus Vietnam und den Yakuza operieren Ma Seok-Dos Widersacher diesmal auf den Philippinen.
Seouls toughster Cop bekommt es mit Cyberkriminalität zu tun
Detective Ma landet diesmal nicht hier, um sich an der Nahrungskette einer philippinischen Gangster-Elite entlang bis zum Oberboss durchzuprügeln. Jedenfalls nicht nur. Denn der auf den Philippinen begangene Mord hängt mit den digitalen Verbrechen eines vom Koreaner Cheon (Kwak Ja-hyoung) angeführten Cyberkriminalitäts-Imperiums zusammen, das die Philippinen nur als Basis benutzt, um den koreanischen Behörden zu entgehen. Die innere Dynamik des Syndikats hinterlässt bald eine blutige Spur, die zurück nach Korea führt. Der Boss verprellt wieder und wieder das von Kim Mu-yeol und Kim Ji-hoon gespielte Duo fürs Grobe, das schnell und ohne jegliche Skrupel anfängt, auf sein Ableben hinzuarbeiten. Die Martial-Arts-Experten sind also die eigentlichen Widersacher des boxenden Detectives.
Der vierte Teil stellt erneut eine dankbare Bühne für die stets exzentrischen Auftritte unzähliger Klein- und Großkrimineller bereit, lässt ihre Machtkämpfe wie absurde Kindergarten-Streits aussehen, in denen man einander schubst, darum buhlt, als erster aufzulegen, sich gegenseitig die Zunge zeigt. Nur eben nicht, bis einer weint, sondern bis einer abgestochen wird. Um die frei drehende und zwischenzeitlich eben auch tatsächlich gefährlich werdende Unterwelt in Zaum zu halten, braucht es diesmal nicht nur Fäuste, sondern auch irgendwen, der die Sache mit dem Internet zu verstehen vermag. Detective Ma gibt sein Bestes, kommt aber schon bei Cloud und Open Source („Wir sollten schnell dahin, bevor es schließt!“) an seine Grenzen.
Zurückgenommener als andere „Roundup“-Filme
Der vierte Teil der Reihe, die Heo Myeong-haeng als Regisseur von Lee Sang-yong übernimmt, ist Teamsache – soweit ein Film, der primär um eine Figur gebaut ist, das zulässt. Neben den Co-Sheriffs, die auch immer wieder in die durchweg überzeugende Action-Choreographie eingebunden sind, gesellt sich eine Gruppe von von Cyberexpert:innen dazu. Überhaut präsentiert sich „Punishment“, trotz aller Brutalität, die auch die Cyberkriminalität nach sich zieht, als deutlich zurückgenommener Entwurf des Ma-Dong-seok-Genres: weniger xenophob, weniger daran interessiert, Polizeigewalt als Allheilmittel der Kriminalitätsbekämpfung zu legitimieren, und, obwohl Detective Ma bei seinem ersten Auftritt eine stählerne Gittertür aus den Angeln reißt, auch eine deutliche Spur sanftmütiger. Dass dann doch zumindest ein Gangster im Verhörzimmer so lange windelweich geklopft wird, bis er mit der Wahrheit rausrückt, scheint eher der Kontinuität der Reihe geschuldet und findet entsprechend im Off statt.
In der Bodenständigkeit liegt das Erfolgsgeheimnis
An der eigentlichen Formel ändert sich auch mit einer massentauglicheren Ausrichtung erst einmal nichts. Ma Seok-Do schnappt Verbrecher – auch wenn plötzlich Nullen und Einsen involviert sind. In der Bodenständigkeit der „Roundup“-Reihe liegt ihr Erfolgsgeheimnis. Wo andere Filmreihen und Franchises sukzessive das Privatleben ihrer Protagonistinnen ausstaffieren, Charakteren neue Backstorys verpassen, frühere Traumata, alte Liebschaften oder neue Freundschaften erfinden, bleibt Ma Seok-Dos Privatleben eine Leerstelle.
Doch Don Lee versichert eben glaubhafter als jeder andere es könnte, dass niemand mehr für seinen Beruf lebt als Detective Ma Seok-Do. Eine Selbstsicherheit, die sich wie kaum irgendwo sonst in kinetische Energie überträgt. Jeder Haken, den Don Lee austeilt, ist eine Attraktion für sich, jeder Schwinger ein Spezialeffekt, dessen Durchschlagskraft selbst die dafür konzipierte Arcade-Maschine, auf die der Detective einmal eindrischt, nicht mehr messen kann. Ma-Dong-seok-Filme sind ganz um das ästhetische Vergnügen gebaut, das ein solcher Punch bereitet, wenn Don Lee die nötige kinetische Energie dahintersetzt. Mehr braucht es eigentlich nicht. Eine Szene, in der sich Ma an einer flammenden Motivationsrede, sprich: an etwas versucht, was eigentlich nicht seiner Jobbeschreibung entspricht, versucht der Film gar nicht erst, ihn ernst zu nehmen. Der Pep Talk ist ein von vornherein zum Scheitern verurteilter Meta-Witz: Ma Seok-Do ist hier, um die Fäuste sprechen zu lassen und seinen Job zu erledigen. Den Rest will niemand wirklich hören.