Balconettes
Fantasy | Frankreich 2024 | 104 Minuten
Regie: Noémie Merlant
Filmdaten
- Originaltitel
- LES FEMMES AU BALCON
- Produktionsland
- Frankreich
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Nord-Ouest Films
- Regie
- Noémie Merlant
- Buch
- Noémie Merlant · Céline Sciamma
- Kamera
- Evgenia Alexandrova
- Musik
- Uèle Lamore
- Schnitt
- Julien Lacheray
- Darsteller
- Noémie Merlant (Élise) · Souheila Yacoub (Ruby) · Sanda Codreanu (Nicole) · Christophe Montenez (Paul) · Lucas Bravo (Magnani)
- Länge
- 104 Minuten
- Kinostart
- 08.05.2025
- Fsk
- ab 16; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Fantasy | Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Schwarze Komödie um drei befreundete Nachbarinnen aus Marseille, die sich eines übergriffigen Mannes erwehren müssen, der sie zu einem Nachttrunk in seine Wohnung geladen hat.
Es beginnt mit einer aufregenden, sanft dahinfließenden und perfekt konzipierten Kamerafahrt durch die Nachbarschaft einer Straße im hochsommerlichen Marseille. Elegant gleitet die schwebende Kamera von Balkon zu Balkon, schaut in diese Wohnung und in jene, wechselt dabei die Seiten oder fängt ein anderes Stockwerk ein. So lernt man drei Nachbarinnen kennen, die sich Kühlung erhoffen. Die scheue, sensible Nicole (Sanda Codreanu) ist eine angehende Schriftstellerin. Ruby (Souheila Yacoub), eher wild und spärlich bekleidet, verdient ihr Geld als Camgirl im Internet. Die Dritte ist Elise (Noémie Merlant), die als Schauspielerin schon etabliert ist und soeben mit rotem Kleid und blonder Perücke von den Dreharbeiten in Paris in den Süden geflüchtet ist.
Was für ein Macho!
Auf der anderen Straßenseite wohnt ein attraktiver junger Mann, in den sich Nicole bis über beide Ohren verknallt hat. Aus ihren erotischen Fantasien könnte vielleicht ein Roman entstehen. Doch dann wird ihr Traum Wirklichkeit. Der Schönling lädt das Trio auf einen Nachttrunk zu sich in seine Wohnung. Nach der ersten Aufregung aber folgt eine herbe Enttäuschung: Was für ein übler Macho! Plötzlich ist er tot, ohne dass man genau wüsste, was passiert ist. Und die drei Frauen haben alle Hände voll zu tun, die Leiche loszuwerden.
Noémie Merlant, die Darstellerin der Elise, schrieb zusammen mit Céline Sciamma das Drehbuch für „Balconettes“ und zeichnet auch für die Regie verantwortlich. Die Kombination der beiden französischen Filmschaffenden erweckt nach ihrer fulminanten Zusammenarbeit in „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ hohe Erwartung. Doch was sie hier beabsichtigt haben, bleibt schleierhaft. Ein „Rape-and-Revenge“-Movie im Stil von „I Spit on your Grave“ (1978)? Eine Abrechnung mit den Männern im Stil von Quentin Tarantinos „Death Proof“ (2007)? Oder eine makabre Komödie in der Art von „Immer Ärger mit Bernie“ (1988), in dem auch eine Leiche im Weg war?
Wie der Nachbar von gegenüber starb, erfährt man erst spät. Dass er ein Verbrechen begangen haben könnte, bleibt darum lange Zeit nur eine Möglichkeit, die man im Hinterkopf behalten sollte – schließlich ist den Männern in diesem Film nicht zu trauen. Doch so oberflächlich und sorglos, wie „Balconettes“ mit seiner Erzählprämisse umgeht, kann von einem emanzipatorischen Aufbegehren keine Rede sein. Die Szenen werden viel zu aufgedreht und holprig entwickelt, die Darstellerinnen agieren viel zu hysterisch und schrill. Ihr Zusammenspiel wirkt mitunter albern und kindisch. Damit geht auch jeder feministische Impetus verloren – zumal die Männer mit ihrer vorgeblichen Misogynie höchst überzeichnet sind. So übergriffig, besitzergreifend oder dumm sie sind, haben sie ihr Schicksal auch verdient.
Lustvoll auf die Spitze getrieben
In der Anfangsszene sieht die Kamera auch dabei zu, wie eine schwer verletzte schwarze Frau ihren gewalttätigen Mann mit einer Schaufel erschlägt und sich anschließend auf sein Gesicht setzt, um ihn zu ersticken – ohne dass dieses Ereignis später noch einmal aufgenommen würde. Das ist ein überdeutliches Warnsignal: Die Frauen in diesem Film lassen sich nichts mehr gefallen. Die Verachtung für das männliche Geschlecht hat allerdings etwas seltsam Bemühtes. Noémie Merlant treibt den Krieg der Geschlechter auf die Spitze, laut, lustvoll und nicht sehr subtil schlägt sie über die Stränge. Doch die Grenzüberschreitung ist nur blankes Kalkül. Daran ändert auch die frenetisch-betörende Schlussszene nichts.