Komödie | USA 2023 | 109 Minuten

Regie: John Slattery

Ein gestandener Cop in einem Wüsten-Kleinstädtchen in New Mexico bekommt es mit den Morden an zwei Frauen mit identischem Namen zu tun. Zusammen mit einem Kollegen und einer engagierten Zeugin stößt er auf Hintergründe, bei denen es vor allem um grassierenden Machismo und Frauenfeindlichkeit geht. Ein präzises, trotz manchem Nebenmotiv stringent in Szene gesetztes, schwarzhumoriges Krimidrama, das schlagend beweist, dass das Merkwürdige, das Absurde und das Komische Hand in Hand gehen können mit dem Mörderischen und Brutalen. Inszeniert mit viel Gespür fürs richtige Tempo, glänzt der Film unter anderem durch seinen starken Hauptdarsteller als verwitweter, leicht melancholischer Gesetzeshüter. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MAGGIE MOORE(S)
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Vincent Newman Ent./Indy Ent.
Regie
John Slattery
Buch
Paul Bernbaum
Kamera
W. Mott Hupfel III
Musik
Ben Sollee
Schnitt
Tom McArdle
Darsteller
Jon Hamm (Jordan Sanders) · Tina Fey (Rita Grace) · Micah Stock (Jay Moore) · Nick Mohammed (Deputy Reddy) · Happy Anderson (Kosco)
Länge
109 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Mystery | Thriller
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Ein schwarzhumoriges Krimidrama um einen biederen Cop in einem Wüsten-Kleinstädtchen in New Mexico, der es mit dem Mord an zwei Frauen mit identischem Namen zu tun bekommt.

Diskussion

Ein Titel, der sich einprägt! Wie spricht der sich eigentlich korrekt aus? Und müsste er bei dem doppelten Gretchen der Geschichte nicht „Maggies (Moore)“ lauten? Auf jeden Fall wird in dem so benannten Film bereits zu Beginn der Beweis erbracht, dass das Merkwürdige, das Absurde und das Komische sehr wohl Hand in Hand gehen können mit dem Mörderischen und Ultrabrutalen – zumindest wenn es sich dabei um ein so präzise getextetes und trotz manchem Nebenmotiv stringent in Szene gesetztes Krimidrama handelt. Angesiedelt ist der Film aus der Feder von Paul Bernbaum in der US-amerikanischen Provinz und ihren kleinen Vorstädten; Regie führt mit sicherem Sinn für filmisches Erzählen und eine im genau richtigen Tempo Fahrt aufnehmende Dramaturgie der Schauspieler John Slattery (der als Roger Sterling einer der „Mad Men“ in der gleichnamigen Kultserie war), der hier seinen alten Buddy Jon Hamm (in „Mad Men“ Don Draper) durch eine ebenso glaubwürdig-passende wie amüsant-sympathische Rolle dirigiert.

Frauenmord in der Macho-Domäne

Jordan Sanders (Jon Hamm) ist ein verwitweter, leicht melancholischer Cop mit ersten grauen Haaren in einem wüsten Wüsten-Kleinstädtchen in New Mexico, der des Abends seine Therapiegruppe mit gar nicht so üblen selbstverfassten Kurzgeschichten verblüfft. Hier, in einer Filmlandschaft, die bei Schwenks hinaus aus dem Urbanen an die sinistre bis feindselige Natur aus „Breaking Bad“ gemahnt, ereignen sich in kurzer Folge grausame Morde an zwei Frauen mit identischem (?) Namen: Maggie Moore. Auf seine ruhige, methodische Art macht sich Sanders daran, diese mit den Mitteln, die ihm vor Ort zur Verfügung stehen, aufzuklären. Erfrischend geradlinig erzählt durch den Verzicht auf allzu viel Kriminaltechnik sowie Ermittler vom FBI.

Vorlaut zur Hand geht ihm dabei sein Deputy Reddy (Nick Mohammed), orts- und als Immigrant landfremd, der Sanders durch penetranten Gebrauch abgegriffener, generischer Sprachbilder oder selbst unter Polizisten übertriebenen Zynismus enerviert. Wo man sich falscher Sprache bedient, da gedeihen leicht auch falsche Ansichten und Werthaltungen: Die Provinz des amerikanischen Herzlandes ist immer noch eine Männerdomäne; Frauen sollen zu ihrer Lust verfügbar sein. Sind sie es nicht oder nicht stets und sofort, so droht ihnen Einsamkeit – oder gar der Tod!

Eine patente Nachbarin steht dem Ermittler zur Seite

Schnell gerät so Maggies Ehemann Jay (Micah Stock), Betreiber eines schmuddeligen Fast-Food-Unternehmens, ins Visier der Cops und in den Verdacht, selbst Hand angelegt zu haben bei ihrem Verschwinden. Bei ihm handelt es sich um ein Prachtexemplar des schwachen weißen Mannes, der sich durch gesellschaftlichen Wandel und Frauenemanzipation ins Hintertreffen geraten sieht, sich von seinem Lieferanten in schmierige Deals hineinziehen und herumschubsen lässt, andererseits aber seinen Frust an seinem einzigen jungen Mitarbeiter und eben an Maggie auslässt. Diese nicht unkomplexe Figur wird von Stock sehr präzise verkörpert. Dass Jay an ihrem letzten Abend einen mächtigen Streit mit Maggie (Louisa Krause) hatte, hat ihre alleinlebende Nachbarin Rita Grace (Tina Fey) beobachtet, die sich später Jordan Sanders anvertraut und zur wichtigsten Zeugin für die Ermittler wird; „Junior Detective“ nennt dieser sie sogar einmal in einem Flirt anerkennend. Der poetische Cop und die Frauen! Er hat da definitiv was los, beschließt aber fürs Erste, nichts davon bemerken zu wollen …

Übrigens lässt sich der die zwischenmenschlichen Phänomene stets dezent und divers auffächernde Film nebenbei verstehen als Affektenlehre vor allem der positiven Passionen – von der Kameraderie unter Kollegen über Freundschaft zwischen den Geschlechtern bis hin zum freien Sex unter Gleichgesinnten.

Ein Hauch „Breaking Bad“-Grimmigkeit

Spätestens aber nach den glaubwürdig romantischen, retardierenden Elementen zwischen Jordan und Rita nimmt der Krimi endgültig und souverän die Wendung hin zum Sinistren und Hartgesottenen. Mit dem janusköpfigen Duane Rich (Tate Ellington) präsentiert sich ein zweiter, ebenso relevanter Verdächtiger für die Tat(en). Er beteuert seine Unschuld und Läuterung. Aber empfängt er regelmäßig wirklich nur seine Gruppe Anonymer Alkoholiker bei sich, oder ist er doch Kopf und Organisator einer radikalen Neonazi-Truppe, die in seinem Keller dem „Führer“ und seinem Antisemitismus huldigt?

Den beiden schwachen Figuren Jay und Duane wäre die selbstbewusste Maggie wohl noch beigekommen. Damit jene sich ihre Hände nicht schmutzig machen müssen, kommt indes mit Killer Kosco (Happy Anderson) ein Mann fürs Grobe ins Spiel, der dem Film deutliches Gebrüder-Coen-Gepräge („Fargo“) verleiht und in seiner lauernden Bösartigkeit und schieren körperlichen Massigkeit stark an John Goodman erinnert. Die rasche Bereitwilligkeit, mit der jener für 30 Silberlinge ein Leben als entbehrlich entsorgt, streift in ihrer Lakonie schon beinahe das Absurde …

Eine überraschende Schlusswendung, die die Themen Einsamkeit und (weibliche) Selbstbehauptung nochmals hintersinnig zusammenführt, gewährt dem Publikum aber ein versöhnliches Ende mit einem überaus befriedigenden Vergeltungsfinale. Insgesamt bietet der Film mit dem seltsamen Namen zwar keine spektakulären Krimi-Innovationen, überzeugt jedoch mit sehr solidem Plot, einem involvierenden Figurenensemble sowie unaufdringlich-untergründig eingeschleuster gesellschaftlich relevanter Thematik.

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