Der irische Nationalsport Hurling, die älteste Mannschaftssportart der Welt, ist seit 2018 immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO: 2 Teams mit je 15 Spielern, entsprechend viele Schläger mit einem etwas breiteren Schlagende, als man es zum Beispiel von Hockeyschlägern kennt, ein lederner Ball, der ein bisschen einem Baseball ähnelt – und ab geht die Post, und zwar rasant! In der Filmgeschichte hat der keltische Kult-Sport bereits einige Spuren hinterlassen (genug, um eine filmwissenschaftliche Studie zum Thema zu rechtfertigen) – aber nie haben Filmfiguren dem Hurling wohl mit größerer Begeisterung gehuldigt, als das nun Titelfigur Frank in Rachael Moriartys und Peter Murphys „Rosie & Frank“ tut. Denn Frank lässt sich, so scheint es, noch nicht einmal vom Tod davon abhalten, noch einmal seinen Lieblingsspieler von der heimischen Junior-Mannschaft anzufeuern und enthusiastisch am Spielfeldrand zu tanzen, wenn ein Tor fällt, gebannt vor der Glotze zu sitzen, wenn die Nationalliga spielt, oder beim Training selbst dem Ball nachzujagen. Allerdings muss der einstige Hurler und passionierte Hurlingfan das alles auf vier Beinen tun: Seine mysteriöse Rückkehr aus dem Jenseits, um die der Film kreist, erfolgt als Hund.
Vierbeinige Hilfe für eine trauernde Witwe
Bei dieser fürs katholische Irland recht unorthodoxen Auferstehung geht es indes keineswegs nur um den Ballsport. In der Eröffnungssequenz werden wir mit der Trauer von Franks Witwe Rosie (Bríd Ní Neachtain) konfrontiert. Nachdem ihr Mann unerwartet verstorben ist, hat die etwa 60-Jährige die Lust am Leben verloren, vergräbt sich in Erinnerungen und verlässt ihr traurig abgedunkeltes Häuschen in einem Dorf im irischen County Waterford nur noch, um im Lebensmittelladen neue Vorräte zu besorgen. Jeden Versuch der Nachbarschaft, ins Gespräch zu kommen, blockt sie ab; ihr erwachsener Sohn Alan (Cillian O’Gairbhi), ein Arzt, ist zu beschäftigt mit seinem Job und seiner eigenen jungen Familie, um ihr aus der Trauer herauszuhelfen.
Doch dann taucht aus heiterem Himmel dieser renitente Köter vor Rosies Haus auf, der ihr überallhin folgt, schließlich frech Einlass begehrt und den Sessel in Beschlag nehmen möchte, auf dem der verstorbene Frank immer zu sitzen pflegte. Spätestens als sich der Mischling zielsicher aus Franks Hinterlassenschaften einen Hurlingball schnappt und beginnt, auf dem Hof vorm Haus mit dem schüchternen Nachbarsjungen Mikey (Ruadhán de Faoite) zu trainieren, der so gerne in der U-13-Mannschaft-spielen würde, ist für Rosie klar: Frank ist zurückgekommen!
Wenn das Leben wieder Raum gewinnt
Liebe ist stärker als der Tod: Aus dieser romantischen Sehnsucht, die Hollywood-Filme wie „Ghost – Nachricht von Sam“ in tränenseligen Fantasy-Melodramen beschworen haben, wird gefiltert durch die Brille des irischen Humors eine skurril-charmante Tragikomödie, in der neben der Liebe eines Paares viele andere Arten von Beziehungen eine Rolle spielen: der Mikrokosmos eines Dorfes, in dem jeder jeden kennt, die Dynamik in einer Familie, deren Bande durch einen Todesfall porös geworden sind, und schließlich die verbindende Kraft eines Volkssports.
Nachdem die Eröffnungssequenz in einer Konvergenzmontage die Statik und Redundanz von Rosies Alltag ohne Frank mit dem temporeichen Herannahen des rettenden Vierbeiners kontrastiert hat, erzählt der Film davon, wie auch Rosies Leben allmählich wieder in Bewegung gerät, Raum gewinnt und mit dem Leben anderer Menschen in Berührung kommt – das Überwinden von Trauer übersetzt in etwas Physisches, kulminierend in den schwungvollen Hurling-Szenen, die aus dem Sport eine Art Metapher für die Lust am Leben selbst machen. Dramaturgisch setzen Rachael Moriarty und Peter Murphy auf eine gut abgestimmte Mischung aus handfesten Plot-Wendungen, die die Handlung weitertreiben (unter anderem festgemacht an Mikey und dem U-13-Team, denen sich durch den neuen tierischen Co-Trainer ungeahnte Erfolge eröffnen) und mal komisch-lakonischen, mal melancholischen Beobachtungen.
Dabei schwingt sich die Kamera von Peter Robertson immer wieder in Vogelperspektiven auf, um den Dorfkosmos in die Küstenlandschaft einzubetten – die im Original in Gälisch gedrehte Produktion kann man durchaus als modernen „Heimatfilm“ sehen, unterstützt durch den gelungenen, mit Folk-Elementen spielenden, aber nie kitschigen Soundtrack des Musikers Colm Mac Con Iomaire. Was das Fantastische angeht, halten Drehbuch und Regie die Geschichte dagegen klugerweise im Ungewissen: Die Frage, ob der mysteriöse Streuner wirklich Frank ist oder ob die Anhänglichkeit des Tieres an Rosie und seine Freude am Hurling doch ganz natürliche Ursachen haben, wird nie abschließend geklärt und ist letztlich auch nicht entscheidend. Das Wunder, um das es geht, ist die gleichermaßen schmerzliche wie tröstliche Tatsache, dass das Leben auch nach dem Verlust eines geliebten Menschen weitergeht und selbst dann nicht aufhört, an der Tür zu kratzen, wenn man selbst aus Trauer mit allem abgeschlossen hat.