Drama | USA 2022 | 617 (zehn Episoden) Minuten

Regie: Miguel Sapochnik

Prequel-Serie aus dem "Game of Thrones"-Universum, in dem der Aufstieg und Fall des Herrscherhauses Targaryen im Mittelpunkt steht. Knapp 200 Jahre vor den Geschehnissen der Mutterserie ist der Friede in Westeros instabil; der Thron des Königs wackelt. Mangels eines männlichen Nachfolgers bestimmt er seine Tochter zur Thronerbin. Diese wächst an der Herausforderung, diese Position gegen alle Spötter und Neider und Ränke zu verteidigen, sieht ihren Anspruch jedoch von vielen seiten gefährdet. Ein Gerangel um die Macht beginnt, das in einen Krieg zu eskalieren droht. Einmal mehr gelingt es, aus einer Vorlage von George R.R. Martin ein Fantasy-Epos zu schaffen, das aus seinen figurenreichen Handlungsfäden einen mit Gewaltexzessen, aber auch spannungsvollen Charakterzeichnungen punktenden, dramaturgisch und inszenatorisch eleganten Erzählteppich webt. - Ab 18.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
HOUSE OF THE DRAGON
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
1:26 Pict./HBO
Regie
Miguel Sapochnik · Greg Yaitanes · Clare Kilner · Geeta Vasant Patel · Alan Taylor
Buch
Ryan J. Condal · Sara Hess · Charmaine De Grate · Gabe Fonseca · Kevin Lau
Kamera
Alejandro Martínez · Pepe Avila del Pino · Catherine Goldschmidt · Fabian Wagner · P.J. Dillon
Musik
Ramin Djawadi
Schnitt
Tim Porter · Chris Hunter · Frances Parker · Katie Weiland
Darsteller
Paddy Considine (König Viserys Targaryen) · Olivia Cooke (Alicent Hightower) · Emma D'Arcy (Prinzessin Rhaenyra Targaryen) · Matt Smith (Prinz Daemon Targaryen) · Steve Toussaint (Lord Corlys Velaryon)
Länge
617 (zehn Episoden) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 18.
Genre
Drama | Fantasy | Literaturverfilmung | Serie

Heimkino

Verleih DVD
Warner
Verleih Blu-ray
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Vorgeschichte des Fantasyepos „Game of Thrones“ um den Aufstieg und Fall der Herrscherfamilie Targaryen.

Diskussion

Staffel 1

Es war ein schweres Erbe, das Ryan J. Condal als Produzent und Drehbuchautor mit dem Auftrag des US-amerikanischen TV-Anbieters HBO übernahm, eine Prequelserie zum immens erfolgreichen wie umstrittenen Fantasyepos „Game of Thrones“ zu kreieren. Die acht Staffeln umfassende Produktion dominierte zwischen 2011 und 2019 den internationalen Serienmarkt, heimste etliche Auszeichnungen ein und hat bis heute eine gigantische Fanbasis rund um den Globus. Jedoch mussten sich die damaligen Showrunner David Benioff und D.B. Weiss auch mit heftiger Kritik auseinandersetzen. Insbesondere die letzten drei Staffeln spalten bis heute die Anhänger, da sie nicht mehr auf der Buchvorlage von Autor George R.R. Martin basierten und sich erzählstrukturell wie tonal stark von ihren Vorgängerstaffeln unterschieden. Darunter leidet der Ruf der ansonsten erfolgreichen Hauptserie bis heute, weshalb Ankündigungen weiterer Projekte aus dem GoT-Universum insbesondere in Fan-Kreisen mit Argwohn beäugt wurden. Das Multimillionenprojekt „House of the Dragon“ ist somit ein riskanter Drahtseilakt unter den wachsamen Augen von Millionen Zuschauern.

Das Spiel der Throne beginnt erneut

Die Geschichten aus Westeros leben durch das erzählerische Geschick, mit dem Autor Martin die Schicksale der zahlreichen Figuren und Familien, die seine fantastische Welt bewohnen, verwebte. Sein Hang zur Detailvernarrtheit lässt sich neben der ohnehin schwelgerischen Erzählweise vor allem in den Familienstammbäumen erkennen. Schon beim ersten Blick auf die kleinteiligen Verästelungen über unzählige Generationen und Zeitalter hinweg fühlt man sich schlichtweg erschlagen. Doch Martins vorausschauende Erzählstruktur entwickelt schnell einen Sog, der den kalten Norden, das immergrüne Tal oder die kosmopolitische Regentenstadt Königsmund mitsamt ihren Einwohnern lebendig werden lässt. Eben diese Lebendigkeit überträgt sich auch auf „House of the Dragon“.

Die Buchvorlage der Prequel-Serie, Martins „Feuer und Blut – Erstes Buch: Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen von Westeros“, gibt sich als die niedergeschriebene Chronik eines „Erzmaesters“, also eines fiktiven Gelehrten, aus, der die frühzeitlichen Ereignisse seit der Ankunft der Eroberers Aegon Targaryen in Westeros dokumentiert. Martin sieht sich hier augenzwinkernd nur als Übersetzer, was den 900 Seiten starken Band mitunter zäh und spannungsarm wirken lässt. Ryan J. Condal oblag es nun, diese Aufzeichnungen in spannende Bilder und eine Seriendramaturgie umzuwandeln. Gemeinsam mit seinem Autor:innen-Team ist ihm das gut gelungen. Im Mittelpunkt steht das Haus Targaryen, das seit Aegons legendärem Drachenritt über die Sieben Königslande ununterbrochen über den Kontinent herrscht. Seit dem Untergang ihrer Heimat Valyria residiert die hochadelige Familie mit dem markanten schneeweißen Haar auf dem ehemaligen Außenposten Drachenstein sowie in Westeros’ Hauptstadt Königsmund.

Die Prequelserie setzt knapp 200 Jahre vor den Geschehnissen von „Game of Thrones“ an und widmet sich dem amtierenden König Viserys I. sowie seiner Erbfolge. Denn das Reich lebt seit Jahren in Friedenszeiten, weshalb sich der König anstatt mit Kriegstaktiken vor allem mit dem ermüdenden Alltagsgeschäft sowie der Thronfolge beschäftigen muss. Und diese Entscheidung will wohlüberlegt sein, um den instabilen Frieden im Reich zu gewährleisten. Denn überall bringen sich machtgierige Lords und Intriganten in Stellung, um den schwächelnden Herrscher zu stürzen und sich selbst den Eisernen Thron zu sichern. Dieses „Spiel der Throne“ bildet auch im Vorgänger das Leitmotiv, woran sich alle Interessenkonflikte im königlichen Umfeld ausrichten. Als Objekt der Begierde dient der Eiserne Thron; ein metallisches Ungetüm aus Schwertern der vom Eroberer besiegten Lords, das in Drachenfeuer geschmiedet wurde und seit Anbeginn der Targaryischen Herrschaft als absolutes Machtsymbol den Thronsaal Königmunds schmückt. Auf ihm zu sitzen, erweist sich als Bewährungsprobe, denn der kalte und scharfkantige Stahl duldet keine willensschwachen Könige. So schneidet sich Viserys I. (Paddy Considine) bereits in der Auftaktfolge an einer der unzähligen Metallspitzen, womit der Thron ihm erbarmungslos die Regierungsfähigkeit abspricht und durch die zunächst kleine Wunde den äußeren wie inneren Zerfall vorantreibt. Denn in „House of the Dragon“ steht Viserys Tochter Prinzessin Rhaenyra (als Mädchen gespielt von Milly Alcock, als Frau von Emma D’Arcy) im Mittelpunkt, die der gutmütige Vater mangels männlicher Nachfolger zur Thronerbin ernennt… mit schwerwiegenden Folgen.

Eine Frau auf dem Thron? Unmöglich!

Rhaenyras Jugend und Entwicklung am königlichen Hof macht einen Großteil der Staffel aus. Früh verliert sie ihre Mutter im Kindbett, dem „Schlachtfeld“ der Königinnen, wie sie es dem kleinen Mädchen mit den weißen Zöpfen kurz vor der tödlichen Fehlgeburt erklärt. Denn dort sieht die mittelalterlich inspirierte Gesellschaft Westeros’ den vorbestimmten Platz der Frau, während die Männer mit Diplomatie oder dem Schwert die Reichsgrenzen verteidigen. Die Macher setzen das explizit in Szene, indem sie die Geburtsszene parallel in ein blutiges Ritterturnier schneiden. Das wirkt etwas plump, die Botschaft ist jedoch eindeutig: An allen Fronten wird bis aufs Blut gefochten, im Zentrum stets eine Machtdemonstration, ob mit gespaltenen Schädeln oder gebrochenen Beckenknochen. Doch mit Rhaenyra betritt eine Figur die Bühne, die sich mit allen Mitteln ihrem unvermeidbar scheinenden Schicksal als royale Kinderfabrik widersetzen will und die ihr zugesprochene Thronfolge bis aufs Äußerste gegen Spötter und Neider verteidigt. Der Zuschauer begleitet die junge Prinzessin durch episodenhafte Zeitsprünge in ihrem Heranwachsen: Das Aufbegehren gegen den Wankelmut des schwächer werdenden Vaters, die geheime Schwärmerei für den unberechenbaren Onkel Prinz Daemon (Matt Smith), die anfangs freundschaftliche Beziehung zur Ratstochter Alicent (Emily Carey/Olivia Cooke). Mehr und mehr drängt die zwangspassive Prinzessin in den Vordergrund und tritt für ihre eigenen Entscheidungen ein.

Die Serie etabliert hier von vorneherein ein Ensemble starker Frauenfiguren, die allesamt ihre eigenen Strategien im Umgang mit der machthungrigen Männerwelt entwickeln. So wird Rhaenyra zunehmend zur royalen Querulantin, die auf Biegen und Brechen an ihrem Thronerbe festhält. Im Gegensatz dazu stehen etwa Figuren wie Alicent, die sich naiv-schmeichlerisch bis ins königliche Ehebett manövriert, jedoch den Einfluss auf ihren Gemahl nicht ungenutzt lässt. Auch Prinzessin Rhaenys (Eve Best), die Schwester des Königs, hat sich über Jahrzehnte ihre eigene Taktik geschmiedet und agiert meist geduldig-passiv mit verbalen Dolchstichen aus dem Hintergrund.

Zeitsprünge sorgen für Orientierungsschwierigkeiten

Das Autor:innen-Team vermeidet es hierbei jedoch geschickt, die Charakterisierungen in bloßem Schwarz-weiß zu zeichnen. Über die zehn Episoden schleichen sich immer mehr Grautöne in die Figurenentwicklung ein, was eine oberflächliche „Gut-Böse“-Kategorisierung immer wieder über den Haufen wirft. Die Zeitsprünge zwischen den Episoden lassen das Publikum über die Zwischenstufen dieser Entwicklungen im Dunkeln, was durch ihre Abruptheit zu Orientierungsschwierigkeiten beim Episodenanfang führt und mitunter kleine Nebenplots mit Spannungspotenzial direkt abwürgt. Hier sind die erzählerischen Probleme erkennbar, die aus der adaptierten Chronik herrühren. Auch kommen die Leistungen von Jungschauspielerinnen wie Milly Alcock oder Emily Carey im Verlauf etwas undankbar unter die Räder, da ihre Jugendversionen bereits ab der Staffelhälfte gegen (ebenso begabte) Erwachsenenversionen getauscht werden. In Anbetracht der Tatsache, dass die Serie noch einige Staffeln hervorbringen soll, ist es schade, die Darstellerinnen nicht gemeinsam mit ihren Rollen wachsen zu sehen. Hier wären kürzere Zeitsprünge tatsächlich nachhaltiger für das Identifikationsgefühl gewesen.

Jedoch zahlt diese Blitzevolution von zuvor gestreuten Konfliktfunken hin zu ausgewachsenen Intrigenbränden auch unerwartet effektiv auf den Spannungsgehalt ein. Hierdurch bekommt jede Episode das Flair eines Neuanfangs, obwohl die Grundelemente längst bekannt sind. Das restliche Ensemble ist durch die Bank hochwertig besetzt, wobei insbesondere die testosterongetränkte Fehde zwischen Rhys Ifans als ebenso intelligentem wie nebulösem Königsberater und Matt Smiths rebellisch-labilem Kriegsprinzen das spätere Geschehen maßgeblich mitbestimmt.

Hoher Exploitationsgrad

„House of the Dragon“ setzt neben den gewohnt aufwühlenden Charakterintrigen direkt ab Beginn auf exzessive Action- und Gewaltszenen. Doch im Gegensatz zur Mutterserie sorgen diese hier kaum für Aufschreie. Ob brutalste Verstümmelungen mit dem Schwert, gekreuzigte und von Krabben lebendig verschlungene Kriegsopfer oder ausufernde Vergewaltigungsszenen: Das Publikum ist durch die Exzesse der Mutterserie abgehärtet. Ob man jedoch wirklich ein halbes Dutzend blutrünstiger Geburten nötig hatte, die nur recht plump auf den emanzipatorischen Gehalt der Serie einzahlen und vor allem sensationsheischend sind, ist fraglich.

Dafür kommen Drachenfans bei „House of the Dragon“ definitiv auf ihre Kosten. Die namensgebenden Flugechsen lassen nicht lange auf sich warten und bereichern das Fantasy-Setting mit einer breiten Artenpalette, deren rubinrote Augen selbst in den dunkelsten Vulkanhöhlen noch schaurig-schön aufglimmen. Sowieso macht die Serie visuell viel her: Die Arbeiten von Production-Designer Jim Clay oder Kostümbildnerin Jany Temime sind so liebevoll wie fantastisch und nah am düsteren Vorbild. Die elegante Inszenierung lädt zum Erkunden jedes noch so kleinen Burgwinkels ein und vermittelt im Vergleich mit der gleichzeitig gestarteten Milliardenproduktion „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ einen gänzlich anders angelegten, jedoch wertig wirkendenden Eindruck. Lediglich an den CGI-überladenen Außenaufnahmen etwa von Königsmund oder an Kamerafahrten über verfälschte Küstenstreifen fällt auf, dass die Serie unter komplizierten Covid-Einschränkungen gedreht wurde. Letztlich kann man Ryan J. Condal und seinem Team jedoch nur gratulieren: Sie haben das schwere Erbe gemeistert. Vor allem „Game of Thrones“-Fans dürften an dem Sequel ihre Freude haben.

 

Staffel 2

Das Wettrüsten der Grünen und der Schwarzen hat begonnen. Während Jungkönig Aegon Targaryen (Tom Glynn-Carney) versucht, neben getreuen Vasallen auch die Ratsmitglieder von seinen Fähigkeiten als Regent zu überzeugen, fordert Rhaenyra Targaryen (Emma D’Arcy) zwei Dinge ein: den rechtmäßig ihr zustehenden Thron sowie Rache für ihren getöteten Sohn Lucerys. Einen offenen Krieg aber will keine Seite riskieren. Doch für das Schicksal, das die Spielfiguren in dieser verzwickten Partie hin und her schiebt, ist ein Remis keine Option.

Dass der Fantasy-Serienableger „House of the Dragon“ einen fulminanten Start erleben würde, bezweifelte im Produktionsteam um Showrunner Ryan J. Condal anscheinend niemand. Denn keine zwei Monate nach Ende der Dreharbeiten bestätigte Condal bereits, dass die Drehbücher für eine zweite Staffel größtenteils schon geschrieben seien. Ein Detail ließ dabei aufhorchen: Die kommende Staffel sollte nur noch acht Episoden umfassen, zwei weniger als die erste. Für viele Fans schien das ein Frevel an ihrem Sehvergnügen zu sein. Doch im Rückblick erweist sich dies als weitsichtige Entscheidung. Denn vor allem ihre Kompaktheit verleiht der zweiten Staffel eine große Qualität.

Unüberwindbare Gräben

Nach dem Tod ihres geliebten Sohnes verfällt Rhaenyra in Lethargie. Der Rat auf Drachenstein wirkt ohne seine Königin ziemlich kopflos. Rhaenyras Blick schweift statt über taktische Stellungen und Bündnispläne lieber über die raue See, so als hoffte sie, am Horizont plötzlich einen braungelockter jungen Drachenreiter auf weiten Schwingen zu erspähen. Doch die zerfetzten Überreste des Drachen Arrax, die Fischer aus dem Meer ziehen, konfrontieren die geflohene Königstochter mit der unumstößlichen Gewissheit: Lucerys ist tot.

Die zweite Staffel spinnt die schicksalhaft verbundenen Geschichten der Frauen in Westeros weiter, die durch die patriarchalischen Strukturen der Königshäuser zu stillem Leiden verdammt waren. Eine Aussöhnung zwischen der Königinmutter Alicent Hohenturm (Olivia Cooke) und der Thronaspirantin Rhaenyra (Emma D’Arcy) scheint unmöglich, die Gräben zwischen den Freundinnen aus Kindheitstagen viel zu tief.

Wo die erste Staffel durch zahlreiche Zeitsprünge und forcierte Szenen noch hektisch bis abrupt wirkte, folgen nun acht Episoden mit einem ruhigeren, jedoch nicht minder spannenden Erzählrhythmus. Im Taumeln des zu allem entschlossenen, jedoch unerfahrenen Kindkönigs Aegon, in Rhaenyras Infragestellung durch ihren heißblütigen Gemahl Daemon und in der unstillbaren Gier des sinistren Prinzen Aemond nach Blut und Gewalt wird spürbar, wie sich jeder Schritt, jede Tat und jedes Zögern auf das komplexe Schicksalsgeflecht in Westeros auswirkt. Doch auch wenn man mit jeder Episode dem legendären „Tanz der Drachen“, einem der größten Massaker in der fiktiven Geschichte von Westeros, näherkommt, das zur Staffelmitte bereits einen bittersüßen Vorgeschmack erahnen lässt, halten sich die Macher vor Schnellschüssen zurück. Denn trotz aller Drohgebärden, Diffamierungen und Machtdemonstrationen wissen die streitenden Parteien, dass ein offener Krieg große Verluste nach sich ziehen würde und deshalb um jeden Preis vermieden werden muss.

Das Herzstück: Drei mächtige Frauen

Die Entscheidung, diesen Abschnitt der Geschichte in acht Episoden zu erzählen, war unabhängig davon, ob dies dramaturgischen oder budgetären Gründen folgt, richtig. Die zweite Staffel widmet sich fast durchgängig den emotionalen, strategischen und diplomatischen Zwischentönen, an denen die Figuren reifen. Insbesondere das Verhältnis der drei mächtigen Frauen – Rhaenyra, Alicent und die gescholtene „Königin, die nie eine war“, Rhaenys (Eve Best), entfaltet dadurch eine Nahbarkeit, die auf einem verbindenden Grundmotiv fußt: Sie alle sind Mütter.

Das mag zunächst eindimensional wirken. Doch die Autoren verstehen es, die Vielschichtigkeit des Mutterseins geschickt zu entblättern und das Dilemma der Frauen zu verdeutlichen, die sich in einer Welt behaupten müssen, in der nur die Blutlinie und das Erbe zählen. So kommt selbst das unbändige Verlangen Rhaenyras in Schwanken, auf ihren Drachen zu steigen und als Vergeltung für ihren Sohn Königsmunds dem Erdboden gleichzumachen, als sie den Schutz ihrer verbliebenen Familie über ihre Rachegelüste stellt. Und in einem Schlüsselmoment, als sich Rhaenyra und Alicent bei einem geheimen Treffen gegenüberstehen und trotz ihrer gegenseitigen Verachtung ihre Verbindung als Mütter erkennen, offenbart die Serie ihre clevere, weil empathische Stärke.

Einziger Schwachpunkt: Daemon Targaryen

Unfreiwillig komisch wirkt hingegen der Erzählstrang, der dem wilden, eitlen Daemon Targaryen (Matt Smith) folgt. Den Heißsporn mit der animalischen Körpersprache verschlägt es von Drachenstein nach Harrenhal, der steingewordenen Megalonie eines paranoiden Königs, wo er weitere Vasallen aus den Flußlanden rekrutieren will. Hier wird Daemon fast die gesamte Staffel über mit drolligen Hausverwaltern sowie seinen Fieberträumen eingesperrt. Dass Daemon sich seinem Schicksal ergeben und Rhaenyras Rolle, die er mit Wort und Tat stets in Zweifel zog, akzeptieren lernen muss, erscheint logisch. Diese Epiphanie verliert jedoch angesichts der ulkigen Geisterhaus-Atmosphäre im Vergleich zum ernsthaften Grundton der Staffel deutlich an Stimmigkeit. Doch angesichts der stark ausdifferenzierten anderen Figuren lässt sich das verkraften.

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