Gulag - 10 Jahre Hölle

Drama | Russland 2021 | 100 Minuten

Regie: Gleb Panfilow

Verfilmung des Romans von Alexander Solschenizyn: Einem Oberfeldwebel gelingt es zwar 1941, in einer Schlacht mehrere feindliche Panzer zu zerstören. Doch nach der Verhaftung durch die Deutschen und seiner glücklichen Rettung wird er von den Russen als deutscher Spion verdächtigt und für zehn Jahre in ein sibirisches Straflager verbannt. Hier kämpft er täglich ums Überleben, doch die Erinnerung an seine Familie hält ihn aufrecht. Ein kritisches Drama von Altmeister Gleb Panfilow, das sich nach den kurzen Kriegsszenen unspektakulär, ohne forcierte Dramatisierung, ausschließlich auf den Alltag im Lager mit dem Kampf gegen Kälte und Schikanen, aber auch der Solidarität unter den Gefangenen konzentriert. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
IWAN DENISSOWITSCH
Produktionsland
Russland
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Telekanal Rossiya
Regie
Gleb Panfilow
Buch
Gleb Panfilow
Kamera
Michail Agranowitsch · Michael Hasaja
Musik
Vadim Bibergan
Darsteller
Filipp Jankowski (Iwan Denissowitsch) · Inna Tschurikowa (Älteste) · Artur Beschastni (Kildigs) · Stepan Abramow (Stepan Matafonow) · Denis Karasjow (Polkownik Borschtschow)
Länge
100 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Gefängnisfilm | Historienfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Tiberius (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., dts engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Tiberius (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Verfilmung des Romans von Alexander Solschenizyn über einen sowjetischen Soldaten, der nach der Gefangenschaft bei den Deutschen für zehn Jahre in ein Straflager in Sibirien gesperrt wird und täglich ums Überleben kämpfen muss.

Diskussion

Russland im Zweiten Weltkrieg: Oberfeldwebel Iwan Denissowitsch Schuchow erhält den Auftrag, zusammen mit seinem Kameraden Nikitin ein Artilleriegeschütz zur Front zu fahren. Doch zuvor müsse er einen Umweg nach Moskau machen, zum Roten Platz, wo eine Parade stattfindet. Ob das wohl Stalin war, da oben auf der Empore? Dann geht es weiter, mitten in einem Wald geraten die Soldaten in eine Schlacht, bei der sie mit ihrem Geschütz mehrere Panzer zerstören. Trotzdem nehmen die Deutschen sie gefangen, und die haben sich etwas ganz Perfides ausgedacht. In Fünferreihen müssen die Rotarmisten über eine verminte, schneebedeckte Straße laufen. Wer es bis zum anderen Ende schaffe, sei frei. Dabei wissen die Deutschen genau, dass die Russen ihre eigenen Soldaten, einmal der deutschen Gefangenschaft entronnen, als Spione verdächtigen.

Genau so kommt es: Wie durch ein Wunder überleben Iwan Denissowitsch und Nikitin die Flucht über die verminte Straße. Prompt werden sie von ihren Landsleuten zum einen, der abgeschossenen Panzer wegen, als Helden gefeiert, zum anderen ohne Gerichtsverhandlung zu zehn Jahren Zwangsarbeit in einem Straflager in Sibirien verurteilt. Iwan Denissowitsch bleibt nur die Erinnerung an seine Frau Natalya und seine beiden Töchter Katya und Lisa. Zwei Mal im Jahr dürfen sie ihm schreiben. Doch dann bleiben die Briefe aus…

Eine Solschenizyn-Verfilmung um die Gräuel der Stalinistischen Lager

„Gulag – 10 Jahre in der Hölle“ ist eine Verfilmung von Alexander Solschenizyns Roman „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“, die 1962 nur mit der Erlaubnis Chruschtschows erscheinen durfte. 1970 erhielt Solschenizyn den Nobelpreis für Literatur, „Der Archipel GULAG“, ein fast schon dokumentarischer Bericht über die sowjetischen Straflager, machte ihn auch in Deutschland berühmt, führte aber 1974 dazu, dass der Schriftsteller aus der Sowjetunion ausgebürgert und ausgewiesen wurde. Bereits 1970 adaptierte Caspar Wrede den Roman unter demselben Titel, mit Tom Courtenay in der Hauptrolle („Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“). Nun besorgte der russische Altmeister Gleb Panfilow („Das Thema“) eine Neuverfilmung. Die Kriegsszenen sind für das russische Kino, in dem oftmals die Tapferkeit und der Widerstandsgeist der Rotarmisten im Zweiten Weltkrieg betont wird, erstaunlich unspektakulär und schlicht. Dies ist keine große Panzerschlacht, sondern ein kurzes, einsames Scharmützel, die Toten zeigt der Film nicht.

Mit einem Mal befindet sich die Hauptfigur im Lager, das bemerkenswert klein und übersichtlich ist, wie schon zu Beginn des Films eine nächtlich erleuchtete Aufsicht beweist. Hier leben nur politische Gefangene, keine kriminellen. „Das Leben im Lager ist wie eingefroren“, heißt es einmal im Off-Kommentar, um die Langeweile, Isoliertheit und Ereignislosigkeit zu beschreiben. Der eigentliche Feind ist die Kälte. Zu sadistischen Folterszenen kommt es hier nie, aber zu Schikanen. Wenn die Häftlinge sich im Freien ausziehen müssen, um sich nach verbotenen Gegenständen durchsuchen zu lassen, ist das Strafe genug: Die Kälte wird man so schnell nicht mehr los. Auch bei Maurerarbeiten in einem alten Fabrikgebäude, zu dem die Männer in einer langen Kolonne von links nach rechts durch die weiße, lebensfeindliche Schneelandschaft laufen, ist bei minus 18 Grad stets der Atem sichtbar, der Mörtel muss schnell verbraucht werden, damit er nicht einfriert.

Momente des Fantastischen in einer bedrückenden Wirklichkeit

Panfilow ging es, genau wie Solschenizyn, darum, wie man unter den stalinistischen Gräueln seine Würde und Menschlichkeit bewahren kann. Darum erklärt der Off-Kommentar das Prinzip der Brigade: Einer für alle, alle für einen. Jeder Gefangene steht für die anderen ein, sie treiben sich gegenseitig an. Die Solidarität unter den Gefangenen ist darum stets sichtbar: Sie helfen sich bei der Arbeit, tauschen Tabak und Gebäck aus, übernehmen die zehntägige Isolierhaft für einen Fieberkranken. Iwan Denissowitsch hilft dabei die unsichtbare Verbindung zu seiner Familie: Den Weg aus der verminten Straße findet er nur, weil ihm seine Tochter – so wird er später behaupten – an der Hand geführt habe. Einmal erscheint ihm ein Mütterchen, das ihm Mut zuspricht. Momente des Fantastischen, die die bedrückende Wirklichkeit ein wenig erträglicher machen.

Der Film lief bereits 2021 auf der Piazza Grande in Locarno. Ob er heute, nach dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, mit seiner Kritik an den Auswüchsen des Stalinismus noch so entstehen könnte, darf bezweifelt werden.

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