Neben Pixar ist die Animationsfilm-Schmiede Dreamworks eine der produktivsten im US-amerikanischen Raum. Noch mehr als das Disney-eigene Studio setzt man dort auf Fortsetzungen, davon zeugen die zahlreichen Sequels zu „Shrek“, „Madagascar“, „Kung Fu Panda“, „Trolls“ oder auch „Drachenzähmen leicht gemacht“. Nun steht ein weiterer Nachfolger ins Haus: „Die Croods – Alles auf Anfang“.
Der Film entführt, wie schon der Erstling „Die Croods“ aus dem Jahre 2013, in die Steinzeit. Oder vielmehr eine fantasievoll gestaltete Alternativversion davon. Denn auch wenn sich die Familie Crood mit allerhand Gefahren herumschlagen muss, so hat die prä-zivilisatorische Welt, in der sie leben, wenig mit der rauen und lebensfeindlichen echten Steinzeit zu tun und verweist stattdessen immer wieder auf die Gegenwart – technologisch und soziologisch, allem voran aber natürlich metaphorisch.
Ein neues Zuhause
Nach den Ereignissen des Erstlings, in dem die Sippe durch den im Umgang mit Feuer versierten Guy erweitert wurde und ihre konservativen Gepflogenheiten zugunsten eines offenen Umgangs mit der Welt ablegte, ist die Gruppe nun auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Nach etwas, das Guy das „Morgen“ nennt: ein Ort, der Sicherheit und einen Weg in die Zukunft verspricht. Den finden sie auch: Versteckt hinter einer Mauer entdeckt die Familie einen paradiesischen Garten voller farbenfroher Früchte, idyllischer Wasserläufe – und einer anderen Familie. Die Bessermanns, bestehend aus Vater Phil, Mutter Hope und Tochter Dawn haben sich hier ihr eigenes Eden errichtet, inklusive Ackerbau sowie eines modernen Baumhauses mit echten Betten, Toiletten, Duschen und Aufzügen.
Die Konflikte lassen nicht lang auf sich warten. Nach der anfänglich euphorischen Begrüßung kommen die Bessermanns schnell zum Schluss, dass die Croods, diese „primitiven Höhlenmenschen“, doch besser wieder verschwinden sollten. Nur Guy, mit dessen verstorbenen Eltern sie einst befreundet waren, soll bleiben und mit Dawn verkuppelt werden, weshalb er mit den Vorzügen eines modernen Lebensstils umgarnt wird. Das schmeckt dessen großer Liebe Eep aber so gar nicht. Und auch Crood-Anführer Grug sowie dessen Gattin Ugga riechen den falschen Braten, den die zwar technologisch, aber keinesfalls moralisch überlegenen Bessermanns auftischen.
Von westlicher Hybris und Klimawandel
Die Konstellation, die hier aufgemacht wird, ist zeitgeistig und erzählerisch vielversprechend. Auf der einen Seite die Croods, die der jahrelange Kampf ums Überleben fest zusammengeschweißt hat, so fest sogar, dass jeder Versuch einer Abspaltung oder Individualisierung – und sei es nur, nächtens nicht mehr auf einem Haufen, sondern jeweils im eigenen Bett zu schlafen – vom Familienoberhaupt als existenzielle Bedrohung betrachtet wird. Die aber genau dadurch imstande ist, selbst im Angesicht größter Gefahr zusammenzuhalten. Auf der anderen Seite die an Hippies erinnernden Bessermanns, die Individualität als Schlüssel zur Selbstoptimierung sehen, sich jedoch von der Welt abgeschottet haben, ihre Tochter unter keinen Umständen Risiken aussetzen wollen, sie deshalb einsperren und sich in selbstgefälliger, gönnerhafter Überlegenheit sonnen. Die Parallelen zum Umgang der sogenannten Ersten Welt, des Westens, mit den Flüchtlingsbewegungen aus dem globalen Süden getreu dem Motto „Ihr und eure Gepflogenheiten gehören hier nicht her“ sind unübersehbar.
Auch im weiteren Verlauf der Handlung beweist „Die Croods – Alles auf Anfang“ ein Gespür für aktuelle Probleme. Nachdem Grug eine Opfergabe an ein Rudel Boxaffen verdrückt, werden er, Phil und Guy von den Tieren entführt und sollen ihrerseits als Opfergabe für ein Monstrum dienen, das die Affen terrorisiert. Ursächlich hierfür ist das (menschengemachte) Versiegen einer Wasserquelle – der Klimawandel macht auch vor der Steinzeit nicht halt und sorgt letztlich dafür, dass alle, wie zu erwarten, dann doch noch zusammengeschweißt werden.
Slapstick-Überdosis
Diese sozialpolitischen und ökologischen Botschaften drohen allerdings, unter einem Haufen Klamauk unterzugehen. „Die Croods 2“ ist ein lauter, ja hysterischer Film, ständig wird geschrien, sich geprügelt und anderweitig gezofft. In Verbindung mit den schnellen Schnitten und der intensiven Farbpalette drängt sich der Begriff „Reizüberflutung“ mehr als nur einmal auf. Zuschauer mit einer Aversion gegen Slapstick sollten ohnehin Abstand nehmen, denn hieraus bezieht der Film nahezu sein komplettes Comedy-Potenzial, auf die Spitze getrieben in den Konversationen mit den Boxaffen, die – wie ihr Name schon sagt – mit Faustschlägen und Tritten kommunizieren.
Nicht unerwähnt bleiben darf aber die fantasievolle und verspielte Gestaltung der Welt, die jeder biederen Darstellung der Steinzeit zuwiderläuft. Überall tummeln sich ulkige Hybridwesen - Landhaie, Spinnenwölfe oder Krokodilshunde etwa -, die immer wieder für ein Schmunzeln sorgen. Die Äcker der Bessermanns erinnern an eine obskure Mischung aus Garten Eden und Drogenplantage. Und technisch sticht allem voran die überragende Umsetzung der zahlreichen Felle und Haare hervor. Würde „Die Croods 2“ nur mal gelegentlich ein wenig auf die Bremse treten, dann ließe sich das auch besser genießen. So hingegen verlässt man das Kino mit einem Gefühl, als hätte man eine halbe Palette Energydrinks gekippt.