Als der Prediger einer freikirchlichen Gemeinde und seine Frau einem drogensüchtigen Straßenmusiker begegnen, nehmen sie ihn bei sich auf und versuchen, ihm beim Entzug zu helfen. Die offene Homosexualität des jungen Manns weckt jedoch in dem Prediger eine eigene lange verdrängte Neigung, die ihn in Konflikt mit seinem Wertesystem und seiner Rolle in der Gemeinde bringt. Bemerkenswert differenziert entwickeltes (Fernseh-)Drama, das sich seiner Hauptfigur mit viel Respekt nähert und ihre Konflikte mit großer Anteilnahme zeichnet. Zur Glaubwürdigkeit tragen auch die beiden hervorragenden Hauptdarsteller bei, die ihren Figuren sensibel Kontur verleihen.
- Ab 14.
So auf Erden
Drama | Deutschland 2017 | 88 Minuten
Regie: Till Endemann
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2017
- Produktionsfirma
- Eikon Südwest
- Regie
- Till Endemann
- Buch
- Martin Rosefeldt · Pia Marais
- Kamera
- Lars R. Liebold
- Musik
- Enis Rotthoff
- Schnitt
- Florian Drechsler
- Darsteller
- Edgar Selge (Johannes Klare) · Franziska Walser (Lydia Klare) · Jannis Niewöhner (Simon Rützel) · Peter Jordan (Volker Reiche) · Thilo Prothmann (Bernd Trampe)
- Länge
- 88 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
„Es war Schicksal. Gott will, das wir ihm helfen“: Lydia Klare (Franziska Walser), die Frau des charismatischen Predigers der freikirchlichen Gemeinde „Der Weg“, deutet es als Herausforderung für ihre christlichen Grundsätze, als ihr und ihrem Mann nachts der körperlich ziemlich heruntergekommene Straßenmusiker Simon (Jannis Niewöhner) begegnet. Das ältere Ehepaar, das sein ganzes Leben seelsorgerischen Aufgaben gewidmet hat, nimmt den jungen Drogensüchtigen mit nach Hause, kümmert sich liebevoll um ihn und versucht ihm beim Entzug zu helfen. Der Prediger Johannes Klare (Edgar Selge) verfolgt zunächst wie seine Frau nur selbstlose Absichten. Doch allmählich ruft Simon in Klare etwas wach: Simon ist offen homosexuell, und der Kontakt zu ihm weckt auch im Prediger eine lange verdrängte homosexuelle Neigung. Womit er sich nach den moralischen Kategorien seiner Glaubensgemeinschaft ebenso versündigt, wie er in Zwiespalt mit dem eigenen Wertsystem, seiner Frau und auch seiner Rolle in der Gemeinde gerät. Das Fernsehdrama von Till Endemann nach einem Drehbuch von Pia Marais und Martin Rosefelt zielt nicht darauf ab, sich anhand der Figur des Predigers über die Bigotterie streng religiöser Gruppen zu echauffieren; vielmehr wird Klare, auch dank des großartigen Hauptdarstellers Edgar Selge, mit viel Respekt und Empathie gezeichnet. Die Leidenschaft und das Engagement dieses Mannes für seinen Glauben wirken aufrichtig und uneitel; die Konflikte, die sich für ihn daraus ergeben, dass ihm seine Gefühle einen anderen Weg weisen als den „Weg“, den seine freichristliche Gemeinde lebt, werden voller Anteilnahme und sehr differenziert dargestellt; wozu auch die glaubwürdige Konturierung der von Franziska Walser gespielten Ehefrau beiträgt, die durch die Entwicklung ihres Mannes gezwungen wird, ihre Ehe neu zu überdenken.
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