Angesichts der Priesterknappheit in Deutschland werden seit mehreren Jahren junge Männer aus dem Ausland in die Gemeinden geholt. Der (Fernseh-)Dokumentarfilm begleitet drei Karmeliter-Mönche, die sich einige Jahre zuvor aus Indien zur „Remissionierung“ in die bayerische Oberpfalz aufgemacht haben. Ohne auf steile Thesen oder globale Umbrüche aus zu sein, reiht er viele Momentaufnahmen aneinander, die vor allem den Kontakt zwischen den unterschiedlichen kulturellen Mentalitäten beobachten, und bemüht sich, Brücken zwischen einander fremden Welten zu schlagen.
- Ab 14.
Gastarbeiter Gottes
Dokumentarfilm | Deutschland 2013 | 90 Minuten
Regie: Alexander Riedel
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2013
- Produktionsfirma
- Pelle Film/Riedel & Timm
- Regie
- Alexander Riedel
- Buch
- Alexander Riedel
- Kamera
- Philip Vogt · Lars Barthel
- Schnitt
- Ulrike Tortora
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb
Diskussion
Über der südindischen Küste des Bundesstaates Kerala hängen im Winter bleiern feuchte Wolken, während in der oberpfälzischen Stadt Schwandorf der Schnee die Tannen niederdrückt. Die geografisch so konträren Regionen verknüpft der Dokumentarfilm von Alexander Riedel in Gestalt dunkelhäutiger Karmeliter-Mönche, die vor einigen Jahren zur christlichen Remissionierung in die einstige „heilige Nation“ aufgebrochen sind. Die feingliedrigen Patres Francis, Garcian und Solomon verkünden in wohlgesetztem Hochdeutsch die Botschaft von Jesus, auch wenn sie nicht jede mundartliche Bemerkung der Gemeindemitglieder verstehen. Der (Fernseh-)Film zeichnet eine noch wenig reflektierte Umkehrung im abendländischen Mentalitätshaushalt nach, derzufolge das wirtschaftlich so florierende und früher urkatholische Bayern längst zum Missionsland geworden ist. Es geht Riedel dabei nicht um die individuellen Biografien der Mönche. Er interessiert sich vielmehr für das Umfeld, aus dem die jungen Priester kommen, und für die Menschen, die sie schicken, den Prior des Karmels aus Kottiyam oder einen für die Ausbildung verantwortlichen Theologen. Dabei schlägt er immer Brücken: zwischen Kerala und der Oberpfalz, den versteinerten Ritualen der Gottesmänner und ihrer indischen Anverwandlung im Singsang der Nonnen, am Lustigsten beim Altennachmittag in der Oberpfalz, wo die Leiterin mit ihren Senioren und den drei Kerala-Priestern ein paar Entspannungsübungen macht, die reinstes Yoga sind. „Gastarbeiter Gottes“ reiht viele Momentaufnahmen aneinander, ohne auf steile Thesen oder globale Umbrüche aus zu sein. Ein Patchwork zwischen zwei fremden Welten, mit spannenden und bisweilen schreiend komischen Beobachtungen am Rande, etwa einem Weihnachtsbaum in subtropische Schwüle.
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