Wenn es um großes Actionkino für ein junges Publikum geht, dann muss man in der Regel darauf warten, was vom US-amerikanischen Markt zu uns herüberschwappt. Denn gerade die etwas älteren Jugendlichen, die an der Schwelle zum Erwachsensein stehen, werden von einheimischen Produzenten mit dieser Genre-Kost kaum oder gar nicht berücksichtigt. Diesem Trend stemmt sich nun „Allein gegen die Zeit“ entgegen. Das Leinwandabenteuer folgt der gleichnamigen Fernsehserie (2010 bis 2012), die gerne als „Thrillerserie für Kids im Stil von 24“ (inklusive Echtzeit-Handlung) apostrophiert wird und bereits eine erstaunliche Anzahl von wichtigen Preisen erringen konnte, darunter der „Goldene Spatz“, der „Emil“ und eine „Emmy“-Nominierung.
Die Kinoversion, für die die Stammbesetzung des Fernsehformats gewonnen werden konnte, beginnt mit einem an „James Bond“-Filme erinnernden Teaser, in dem die fünf Protagonisten nachts gewaltsam in ein Gebäude eindringen. Obwohl sich kurz darauf herausstellt, dass es sich dabei um ihre Schule handelt, in der sie nur heimlich ein paar Szenen zur Bebilderung eines Referats drehen wollten, ist man als Zuschauer sofort mittendrin in diesem deutschen Action-Adventure. Der anschließende Klassenausflug in den Dom von Hildesheim bringt schließlich die etwas unübersichtliche Geschichte in Gang. Eine mysteriöse Sekte hat es auf die ominöse Irminsul-Statue abgesehen, die ewiges Leben verspricht und mit der während der kurz bevorstehenden Sonnenfinsternis ein grausames Ritual durchgeführt werden soll. Das Freundes-Quintett Ben, Özzi, Jonas, Leo und Sophie versucht nun, diese Katastrophe zu verhindern.
Regisseur Christian Theede, der unter anderem für das originell-schräge, vom Publikum aber ignorierte Musical „Im weißen Rössl“ (2013;
(fd 42 030)) verantwortlich zeichnet, lässt in der Folge nichts unversucht, seine Zuschauer mit Filmzitaten von der „Indiana Jones“-Reihe über „The Da Vinci Code“ (2006;
(fd 37 623)) bis hin zur „Star Wars“-Saga bei der Stange zu halten. Das gelingt nicht immer, weil es etwa bei den Actionsequenzen – wohl budgetbedingt – an der professionellen Umsetzung mangelt. Allerdings verleihen die Filmemacher um Kameramann Felix Kramer und Cutter Martin Rahner, mit Ransprüngen, Stopptricks und Zeitlupen dem Film eine eigene optische Note. Gut ist „Allein gegen die Zeit“ auch dann, wenn er sich um seine Charaktere und deren Gefühlswelten kümmert. Parallel zu Verfolgungsjagden, Versteckspielchen und Passwort-Knacken etwa gibt es eine Dreiecksbeziehung zwischen zwei Jungen und einem Mädchen, eine lange unterdrückte Liebe, die sich im Lauf der Handlung Bahn bricht, und die fatale Verbindung von Jonas zu dem Sektenführer Teiwaz (Stipe Erceg setzt das schauspielerische Highlight), der sich einst als SS-Scherge Albrecht Stürmer ewige Jugend erschlich.
Geschichtsunterricht findet indes nur am Rande statt, Epochen wie jene Karls des Großen oder der Nationalsozialismus werden lediglich gestreift. Denn Theede hat genug damit zu tun, den Plot am Laufen zu halten und seine Standardfiguren wie den hochgradig gefährdeten Allergiker, die keifende Prolo-Zicke oder den cleveren Kerl mit Migrationshintergrund zu bedienen. Die Dialoge sind frisch und zeitgemäß, neigen aber dazu, in Allgemeinplätze wie „Gewalt ist keine Lösung“ oder „Ich bin noch viel zu jung zum Sterben“ abzudriften. Die Jugendlichen um Janina Fautz („Das weiße Band“) und Timmi Trinks („Meier Müller Schmidt“) handhaben ihre aus der Serie vertrauten Rollen gut, lediglich Neuzugang Violetta Schurawlow als „falsche“ Lehrerin, die sich als Ercegs Handlangerin entpuppt, ist ein schauspielerischer Totalausfall. Ebenfalls ganz vorne liegt schließlich auch der Soundtrack mit einigen eingängigen Pop-Nummern, die bei der anvisierten Zielgruppe der Teenager Gefallen finden dürfte.