Wer den lieben langen Tag singt, tanzt, schmust und Party macht, hat nicht nur Glück gehabt, sondern ist wohl auch glücklich. Dieses Glück strahlt nicht nur aus, sondern schmeckt auch so gut, dass die Mahlzeit selbst notorisch Unglückliche glücklich machen kann. So jedenfalls lautet die Volkssage, die unter den dauerunglücklichen und ziemlich hässlichen Bergen kursiert, die einst wohl tatsächlich diesem Gerücht empirisch auf den Grund gegangen sind, indem ein glücklicher Troll verspeist wurde.
Seither pflegen die Bergen die schöne Sitte eines alljährlichen „Troll-Tages“, an dem ein rituelles Troll-Essen die Mühsal der kommenden 364 Tage erträglich gestaltet. Und so befinden sich am Anfang von „Trolls“ die kunterbunten Trolle gerade auf der Flucht, um an einem anderen Ort eine neue Zivilisation zu gründen.
Viele Jahre später. Poppy, die Tochter des Troll-Königs, ist selbst für Troll-Verhältnisse exorbitant glücklich und geradezu manisch darauf versessen, stets das Gute zu sehen. Das ist anstrengend, aber auch mitreißend. Das findet insbesondere Branch, der Stellvertreter der sehr seltenen Spezies des zutiefst vernünftigen Depri-Trolls, der offenbar von den alten Bergen-Geschichten so traumatisiert wurde, dass er für die Party-Manie und die mehrfach täglich anberaumten Schmuse-Rituale der anderen nicht zu haben ist. In seinem Hochsicherheitsbunker träumt er als Gräulicher von anderen Dingen als der immerwährenden Party.
Wer Branch für eine paranoide Spaßbremse hält, wird eines Besseren belehrt, als ausgerecht die überdimensionale und knallbunte Lightshow der nächsten Poppy-Party eine frustrierte und wirklich böse Bergen-Frau auf die Fährte der Trolls führt, wo sie ein gutes Dutzend Trolle für den König Gristle fängt – als Vorgeschmack aufs Glück. Denn Gristle, ungefähr gleich alt wie Poppy, hat in Ermangelung von Trollen noch nie ein Glücksgefühl verspürt. Poppy und Branch, Optimismus gepaart mit Vernunft, begeben sich deshalb auf die lange und gefährliche Reise ins Schloss, um die Entführten zu befreien und so vor einem Schicksal als Glückskeks zu bewahren.
Mit großem Aufwand und einem erstaunlichen Staraufgebot an Sprechern – Justin Timberlake, Anna Kendrick, Zooey Deschanel und Gwen Stefani im Original, Lena Meyer-Landrut und Mark Forster in der deutschen Version – haben sich die Macher von Dreamworks daran gemacht, diese recht einfache Geschichte schwungvoll auf die Leinwand zu bringen. „Trolls“ lebt von der Gegensätzlichkeit zweier Welten, die lustvoll bis ins kleinste Detail ausformuliert werden. Hier die offenkundig schwer psychedelische Welt der Trolle, die den Traum vom Sommer der Liebe auf Dauer gestellt haben und ohne Arg durchs Leben tanzen. Positiver geht’s wirklich nicht! Auf der anderen Seite die triste Welt der glücklosen Bergen, die direkt der Fantasie eines Tim Burton entsprungen sein könnte: Kugelförmige Typen mit schlechten Zähnen, die sich mutierte Krokodile als Haustiere halten, hässlich, aber voller Sehnsucht nach ein bisschen Glück.
Die Kleinsten unter den Kinobesuchern werden mit den zahllosen Anspielungen auf die Hippie-, Disco- und HipHop-Kultur nicht viel anfangen können, doch auch ohne popkulturelle Kompetenz ist „Trolls“ ein hinreißendes Vergnügen. Bei dem sich mit den Bergen in einer vergnüglichen Nebenhandlung auch lernen lässt, dass Glück nichts ist, was man isst, sondern etwas, das entsteht, wenn man sich versteht.
Dabei ist es hilfreich, wenn man sich auch als König nicht jeden Wunsch gleich erfüllt, sondern die Vorfreude die größte Freude sein lässt.